Zeit der Hingabe
reichlich spät für einen nächtlichen Besuch, Mylord?“, fragte sie und verschränkte ihre Hände auf dem Schoß.
„Kein nächtlicher Besuch. Eine Liebesnacht. Nächster Knopf.“
„Wohl kaum.“
„Der nächste Knopf.“
Ein kurzes Funkeln ihrer Augen und dann wieder das Lächeln. Sie gehorchte, und er sah die zarte Linie ihres Schlüsselbeins. „Ich hoffe, du bist kein Freund von Gewalt, Mylord“, sagte sie gelassen.
„Deine Vermutung ist korrekt.“
„Egal, wie viele Knöpfe ich öffne, du wirst mir keine Gewalt antun?“
„Nein. Du kannst nackt im Zimmer herumtanzen wie eine orientalische Haremsdame, und ich werde dich nicht nehmen, es sei denn, du bittest mich darum.“
Sie betrachtete ihn nachdenklich. „Ich würde dir glauben, müsste ich nicht an diese infame Wette in der Gaststube denken. Du scheinst ein ungewöhnliches Geschick zu haben, Frauen zu manipulieren.“
„Diese Kunst habe ich sorgfältig studiert.“ Er schlug die Beine übereinander. „Gib mir ein Kissen, ehe du den nächsten Knopf öffnest. Ich möchte es mir bequem machen.“
Er durchschaute sie zu leicht. Wenn sie sich weigerte, würde er eine Ausrede haben, um sich neben sie zu legen, und das wollte sie verhindern. Also warf sie ihm ein Kissen zu und öffnete den dritten Knopf.
Er strich sich das lange Haar nach hinten und beobachtete sie. Dieses Vorspiel bereitete ihm großes Vergnügen; die langsam wachsende Erregung, die sich ins Unerträgliche steigern würde, ehe er sich in ihren weichen süßen Schoß versenkte. Nur ihre Füße steckten noch unter der Decke, die er wegreißen wollte, um ihr die Beine zu spreizen. Zu warten, bis sie sich ergab, würde mühsam sein, aber er liebte die Herausforderung. Also blieb er ruhig sitzen.
„Noch einen“, sagte er weich. Dieser Knopf würde das Hemd bis zum Ansatz ihrer Brüste öffnen, von denen sie behauptet hatte, sie seien zu klein. Auf ihn wirkten sie eher prall unter dem züchtigen Hemd. Er genoss die Erwartung, sie nackt zu sehen, von ihren Brustspitzen zu kosten, daran zu saugen, während er sich bedächtig in ihrem Schoß bewegte.
„Schau mich nicht so an“, tadelte sie und vergaß, ihre Nervosität zu verbergen.
„Wie denn, mein Schatz?“
„Wie ein Raubtier.“ Sie fasste sich wieder und ließ dieses trällernde Lachen hören, das ihm bei jeder anderen auf die Nerven gegangen wäre. Er kannte Miranda mittlerweile gut genug, spürte ihre Nervosität unter ihrem gezierten Gebaren, ihre einzige dürftige Verteidigung. Wie lange würde sie diese Rolle wohl durchhalten? Würde sie auch noch lächelnd plappern, wenn er in ihren Schoß eindrang?
„Nun hör sich das einer an! Wie komme ich nur auf diesen Vergleich?“, fragte sie fröhlich. „Das liegt zweifellos an diesem unheimlichen Haus.“
„Du öffnest jetzt den nächsten Knopf und nennst mich Lucien. Wie schon einmal.“
Ihr Blick begegnete dem seinen, erst dann flatterten ihre Lider. „Ich fürchte, das war ein anderer Mann. Du bist nicht der, für den ich dich gehalten habe.“
Das sollte ihn nicht stören, und es störte ihn auch nicht. Zu dumm, dass sie sich einen Caliban wünschte. Er aber war ein Bösewicht und wäre ein Narr, ihr etwas vorzumachen. „Ich kann den Knopf auch selbst öffnen.“
Miranda gehorchte. Das Nachthemd entblößte nun halbwegs ihre Brüste, pralle, schön geformte Apfelbrüste. „Öffne das Hemd weiter“, befahl er träge.
Sie sah ihn unverwandt an. „Du wirst heute Nacht mit mir schlafen, nicht wahr?“
„Das sagte ich bereits. Aber ich nehme dich nicht mit Gewalt.“
Zu seinem Erstaunen entfuhr ihr ein Seufzer. „Nun gut, wenn du darauf bestehst“, erklärte sie gelangweilt. „Ich finde zwar, wir sollten warten, bis wir verheiratet sind, aber wenn du so erpicht darauf bist, kann ich mich kaum weigern.“ Sie ließ das Nachthemd von ihren Schultern gleiten.
„Du setzt dich nicht gegen mich zur Wehr?“
„Das wäre reine Zeitverschwendung. Ich sagte dir bereits mehr als einmal, ich denke pragmatisch. Warum soll ich etwas noch unerträglicher machen, als es ohnehin ist?“
„Mein Liebesspiel wird gewöhnlich nicht als unerträglich empfunden“, murmelte er.
„Nun ja, welche Frau sagt schon die Wahrheit?“
Gottlob hatte sie bereits ihre Jungfräulichkeit verloren, und er musste sich nicht mit Blut, Schmerz und Tränen befassen. Er hatte nur eine einzige Jungfrau in seinem Leben gehabt, damals als Grünschnabel, und sich geschworen, es dabei zu
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