Zeit der Jaeger
herauskitzeln, bevor ich ihnen morgen an die Kehle gehe und das Geschäft abschließe.« Ihre hochgezogenen Augenbrauen stellten eine unübersehbare Frage. Schließlich hätte er all das wissen müssen. Doch die Ablenkungen waren zu stark. Er war nicht bei der Sache. Eine Schwäche.
»Sie haben eine ausgezeichnete Verteidigung zustande gebracht«, stellte Petr fest und hasste sich dafür, wie er die unausgesprochene Frage ablenkte.
»Das haben sie wirklich. Falls dies ein Anzeichen für das ist, was wir in dieser Präfektur erwarten dürfen, freue ich mich schon auf die kommenden Monate.«
»Bei dieser Geschwindigkeit werden es Jahre werden, frapos?«
»Pos, obKhan, pos.« Ihre Augen strahlten noch heller, soweit das überhaupt möglich war.
»Ich nehme an, die ersten Landungsschiffe sind bereits unterwegs?«
»Natürlich. Ich habe meine Falle vor fast einer
Woche ausgelegt und auf eigene Verantwortung vier Landungsschiffe zu einem Alarmsturz auf den Planeten angefordert. Die Schlachtung beginnt noch in dieser Woche, und wir wollen das Fleisch möglichst frisch abpacken und einladen.«
»Vor einer Woche? Du lässt nach, Tia. Deine Fallen schnappen doch unvermeidlich zu - nur Tage, nachdem du sie gestellt hast.«
Sie schüttelte den Kopf und wedelte mit der zierlichen Hand. »Um so größer ist am Ende der Ruhm, obKhan. Das solltest gerade du wissen.«
Wieder eine Doppeldeutigkeit. Wieder standen ihr zwei Fragezeichen auf die Stirn geschrieben, und er wandte sich ab. Wie hätte er ihr antworten können, wenn er die Antwort selbst nicht kannte? Verwandelte sie sich in einen zweiten Jesup, der beständig nachsetzte?
»Halte mich auf dem Laufenden. Ich werde morgen wieder zu euch stoßen, um den Sieg zu feiern.«
Wie sein ganzer Aimag wusste auch Tia, wann sie entlassen war. »Ja, obKhan.« Ihre Schritte knirschten auf dem Kies durch die Morgenstille. Als sich die Tür öffnete und schloss - und eine erneute Woge von Gestank freisetzte -, zog er abwehrend die Schultern hoch und verachtete sich dafür. Was für eine Schwäche!
Petr drehte sich auf dem Absatz um und stampfte über den Kies zur Wand des Merchant House. Seine Augen hefteten sich an den Pfad, den er rings um das Gebäude getreten hatte. Bei diesem offenkundigen
Anzeichen seiner Unfähigkeit, sich der Situation zu stellen, loderte seine Wut auf. Unmöglich, sich ihr zu stellen, da diese Surat nicht zu finden war! Seine Gedanken rasten, und die süße Morgenluft war vergessen.
Seit fast einer Woche versuchte er schon, Kontakt mit dieser Snow aufzunehmen. Zuerst war er davon ausgegangen, dass sie sich mit ihm in Verbindung setzen würde. Mehrere Tage waren vergangen, während er sich in die Verhandlungen mit Adhaferas örtlichen Händlern vertieft hatte, doch dann hatte ihn das langsam dämmernde Bewusstsein, dass er noch immer nichts von ihr gehört hatte, abgelenkt. Seine Überlegungen gestört. Er hatte sich sogar Fehler erlaubt, die sie einige Verhandlungstage gekostet hatten.
Vor fünf Tagen hatte er damit begonnen, durch die Straßen von Halifax zu wandern. Offiziell, um Informationen über die Bewohner des Planeten zu sammeln, die sich am Verhandlungstisch benutzen ließen. In Wahrheit war es ihm darum gegangen, seine Präsenz bekannt zu machen. Vielleicht wusste sie einfach nicht, dass die Seefüchse eingetroffen waren.
Er bog um die Ecke des Gebäudes und erreichte eines der riesigen Portale, die fast zwanzig Meter hoch aufragten und doppelt so breit waren. Durch dieses Haupttor wurde das Vieh in und durch das Gebäude getrieben. Die Nebengänge wurden nur geöffnet, wenn der Ansturm des Schlachtviehs zu groß wurde. Der Gestank waberte fast sichtbar aus dem
Innern, wie Hitzeschlieren. Er fühlte einen Würgreiz, und in seinen Augen sammelten sich wieder Tränen. Seine Wut baute sich auf, bis sie ihn überwältigte. Obwohl seine Nüstern versuchten, sich zu schließen, und seine Beine ihn davontragen wollten, zwang sein eiserner Wille seine Nase auf und seine Füße fest auf ihren Platz, während er den bestialischen Gestank tief einatmete.
Sie hat es geschafft, einen Datenwürfel auf mein Schiff zu bringen. Undenkbar, dass sie von meiner Anwesenheit hier nichts weiß. Seine Gedanken drei Tage zuvor hallten in seinem Geist wider und verdrängten die Folter, die er seinen Sinnesorganen aufzwang. Mit neuer Entschlossenheit hatte er sich daran gemacht, die Stadt bei Nacht zu erkunden, hatte sich in jeder dreckigen Kaschemme und
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