Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
Vom Netzwerk:
nach musste ihr Gesprächspartner bereits eingetroffen sein und ärgerte sich möglicherweise darüber, sie nicht vorzufinden.
    Brennender Schmerz hämmerte wie ein Fausthieb von hinten auf ihre Schulter. Sie fiel nach vorne und stürzte auf ein Knie. Für einen Augenblick zerbarst die Welt um sie herum in ein Kaleidoskop aus tausend gleißenden Lichtpunkten. Verdammt! Schon wieder unvorsichtig gewesen!
    Wenn es nur um die SEKURA geht, kann man sich eine gewisse Fahrlässigkeit durchaus leisten. Haus Mariks Geheimdienst ist ein Witz. In den höheren Rängen mochte an dieser Einschätzung ja durchaus etwas dran sein, aber in dunklen Straßen und menschenleeren Sackgassen standen ihre Agenten niemandem nach, mit dem sie es je zu tun bekommen hatte. Mehr noch, sie wirkten beinahe besessen von dem Zwang, ihr Können zu beweisen. Als fühlten sie sich für das Zerbrechen ihres Nachfolgerstaates verantwortlich und wollten zeigen, dass sie es mit jedem aufnehmen konnten, der ihren Weg kreuzte, ganz gleich, für welche Seite er tätig war.
    Snow hatte gedacht, sie hätte diese Lektion bereits gelernt. Doch offenbar standen ihr noch weitere schmerzhafte Lektionen bevor.
    Mit einem Ruck fand sie ihre Konzentration wieder, blendete den hämmernden Schmerz aus, der glutheiß durch ihren Arm schlug und ihn nutzlos machte. Sie warf sich augenblicklich auf den Boden, rollte in Richtung Gasse und hörte das Husten eines guten Schalldämpfers, das Stakkato vom Pflaster abprallender Querschläger. Einer davon riss ihr die Wange auf.
    In der Gasse drehte sie sich, stemmte sich mit der unverletzten Schulter gegen die Wand und hebelte sich zurück auf die Beine. Sie warf einen Blick die
    Gasse hinab und murmelte einen Fluch, der ihre Mutter entsetzt hätte. Eine Sackgasse. Ihre Gegner wussten, dass sie sie getroffen hatten, und mit großer Sicherheit wussten sie auch, dass sie in der Falle saß. Schließlich hatte sie selbst schnell genug herausgefunden, dass Stewart vielleicht astrographisch zur Republik der Sphäre gehörte, aber in jeder anderen Hinsicht Teil des Marik-Stewart-Commonwealths war. SEKURA-Agenten streiften ohne die geringste Behinderung über den Planeten. Mit Sicherheit kannten sie diese Stadt, diese Straße, diese Seitengasse. Das Unerwartete. Sie musste das Unerwartete tun.
    Falls sie wussten, dass sie Snow getroffen hatten, würden sie sie am Boden der Gasse erwarten. Hinter einem Müllcontainer, oder damit beschäftigt, eine Tür aufzubrechen und zu entkommen. Das Geräusch des Schalldämpfers war aus einer gewissen Entfernung gekommen. Ihr blieben also noch ein paar kostbare Sekunden.
    Snow löste ihren Gürtel, zog ihn frei und schwang ihn sich über die Schulter. Klemmte ihn zwischen Rücken und Wand ein. Als hätte sie es hundertmal trainiert, band sie den nutzlosen Arm an den Körper. Danach lief sie zu einem dicken Regenrohr und zwängte sich dahinter. Den Rücken gegen die Wand gepresst, kletterte sie aufwärts. Ihre Angst, das Rohr könnte durch die Belastung scheppern oder knirschen, erwies sich als unbegründet. Sechs Meter hoch fand sie ein Sims und löste sich vom Rohr. Sie hielt sich an diesem Fenstersims fest und schob sich zurück in Richtung Straße.
    Schweiß tropfte ihr Gesicht herab und ließ die Wolle an ihr em stämmigen Körper kleben. Den Schmerz konnte sie nicht länger ignorieren. Er wurde zu einem glühenden Eisen, das sich ständig an ihrer Konzentration rieb, während sie sich das Sims entlang tastete. Unter der Anstrengung keuchte sie, Tränen traten ihr in die Augen. Fast am Eingang der Gasse angekommen, hielt sie an und lauschte. Das Brennen in ihrer Schulter drohte, alles andere zu überstrahlen, und schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen. Das Nichts öffnete die dunklen Arme, um ihre Kapitulation anzunehmen.
    Der Verigraphbrief knisterte auf ihrer Haut.
    Sie kniff die Augen zusammen, und in den rauchgrauen Augen erwachte der unbezähmbare Wille, der sie aus der Hölle Talithas geführt hatte, gegen die sich dieser Slum wie der Inbegriff des Luxus ausnahm.
    Unregelmäßige Geräusche erreichten ihr Ohr. Die langsamen Schritte eines vorsichtigen Mannes. Eines Mannes, der unbemerkt bleiben wollte.
    Sie kamen näher. Wütend erkannte sie, dass sie den Nadler nicht erreichen konnte, der an ihrer linken Brust lag, der Griff war perfekt positioniert, um ihn mit der Rechten zu ziehen. Lautlos fluchte sie. Es war ein Fehler gewesen, den Arm zu fesseln. Aber daran ließ sich jetzt nichts

Weitere Kostenlose Bücher