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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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und bewies, dass er doch noch Rückgrat besaß.
    Stravag. »Jeder Kommandeur muss sich verantworten. Ich komme, um ihm seinen Konflikttest über die Entscheidungen zu liefern, die er getroffen hat.«
    Die beiden starrten sich über einen Abgrund hinweg an, den Petr einfach nicht bemerkte. Endlich schien Jesup den Willen zu verlieren, die Debatte fortzusetzen, und wandte sich ab. »So sei es. In einem Kreis des Rechts wird das Urteil über seine Entscheidungen fallen.«
    Petr war sich nicht sicher, wie er antworten sollte. Der Geruch von verschüttetem Dieseltreibstoff lenkte ihn zusätzlich ab. »Dann begreifst du auch die Notwendigkeit des Abwartens. Um einen solchen Konflikttest auch nur versuchen zu können, müssen seine Kräfte näher an die unseren gebracht werden.« Obwohl er sich dafür hasste, brauchte Petr Jesups Zustimmung. Sein Verständnis für den Weg, den er gewählt hatte.
    »Pos.« Das Wort vereinte ein Dutzend Stimmlagen. Ließ sich nach Belieben auslegen.
    Petr war mit der Antwort nicht zufrieden, doch er sah deutlich, dass er keine andere erwarten durfte. Also seufzte er, hustete noch einmal, zog kräftig die Nase hoch und fühlte einen wachsenden Druck auf Stirn und Schläfen. »Morgen, Jesup«, sagte er leise und machte sich auf den Weg zum Krankenrevier. Ich brauche etwas gegen diese stravag Erkältung. »Wir greifen morgen bei Sonnenaufgang an. Und dann wird die Entscheidung fallen.«
    Petr hätte nicht sagen können, ob diese Worte an Jesup gerichtet waren. Oder an ihn selbst.
    Nahe Raumhafen Stewart, New Edinburgh, Lothian, Stewart Präfektur VII, Republik der Sphäre
    27. September 3134
    Die Schlacht um Stewart degenerierte innerhalb weniger Stunden zu einem chaotischen Jeder-gegen-Jeden. Die Invasionstruppen des Marik-Stewart-Commonwealths trafen unvorhergesehen auf den größten Teil des Aimag Beta und die planetare Miliz spaltete sich in zwei Lager, die entweder unter der Führung des Legaten treu zur Republik standen oder unter der Führung des Earls zum alten Haus Marik. Sie waren entschlossen, an der Seite der Invasoren in das Geschehen einzugreifen. Am ersten Tag des Konfliktes hatten die Kämpfe vor Sonnenuntergang bereits zu schwerem Blutvergießen auf allen Seiten geführt.
    Petr setzte seinen Verbundwaffen-Trinärstern nach sorgfältiger Planung mehrere Tage später in den frühen Morgenstunden ein, als die Sonne gerade erst die Schleier der Nacht lüftete und mit gleicher Gewissenhaftigkeit Vorhänge und Waldschatten durchbrach. Die Wetterberichte der Satelliten und durchschnittliche Temperaturen für Breitengrad und Jahreszeit, die eine schnelle Abfrage der planetaren Wetterdatenbanken geliefert hatten, sagten einen hellen, frischen Morgen voraus. In der Hoffnung, die Kämpfer am Boden müde und erschöpft zu überraschen, nutzte Petr den Angriff bei Morgengrauen, eine klassische Taktik seit den Anfängen der Kriegsführung Jahrtausende zuvor, und landete in der Nähe der größten verbliebenen Konzentration von Aimag-Beta-Personal, bereit für einen schnellen und klaren Sieg.
    Und dann brach die Hölle los.
    »Ich zeichne Kontakt, Sektor 3A. Zwo-zwanzig bei vier. Schätzungsweise achthundert Meter. Kommt schnell näher.« Die körperlose Stimme schien aus dem Nichts durch das Cockpit zu hallen, eine gespenstische Präsenz, die zu dem dichten weißen Nebel passte, der die ganze Gegend so vollständig bedeckte, dass Petr das Gefühl hatte, sein Tiburón müsste das Zeug erst körperlich beiseite drücken, um sich überhaupt bewegen zu können.
    »Verstanden, Garo. Nicht angreifen, solange du es vermeiden kannst.«
    »Pos, obKhan.« In dieser Stimme klang so viel Zuversicht mit, wie sie ein einzelner Ritter fühlen musste, den die zerfallende Republik allein einer ca-pellanischen Offensive entgegenwarf.
    Kein Plan überlebt den Feindkontakt. Ein uralter Sinnspruch, der ihm in dieser Situation nicht die geringste Hilfe war.
    Petr spürte kurz das Gewicht der am Neurohelm befestigten Kabelstränge, als er sich etwas vorbeugte, um das Bild auf seinem Sekundärschirm von MAD auf Radar umzuschalten. Er schüttelte den Kopf und schluckte mühsam. Schleim verfing sich in seiner Kehle, er schluckte ihn mit einer Grimasse hinunter, betrachtete das Gewirr von Symbolen auf der Anzeige, das aussah, als seien es von Kinderhand verstreute Spielzeugsoldaten. Und er bewegte die Kaumus-kulatur, um den Kanal zu wechseln.
    »Jesup, wo bist du?« Die Verbindung blieb tot. Auch über den privaten

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