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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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vornehmen wollte?« , fragte Harper.
    Reacher wies mit dem Kopf auf den Inhaber. »Schauen Sie sich den kleinen Kerl an. Hat der so was verdient?«
    »Sie hätten es der Polizei überlassen sollen.«
    »Das sagt Jodie auch.«
    »Sie ist offenbar eine kluge Frau.«
    In dem riesigen Raum war es warm, daher schlüpfte Harper aus ihrem Jackett und hängte es über die Lehne ihres Stuhls. Ihr Hemd straffte sich. Zum ersten Mal, seit er sie kennen gelernt hatte, trug sie einen BH. Sie bemerkte seinen Blick und errötete.
    »Ich wusste nicht genau, wen wir treffen«, erklärte sie.
    Er nickte.
    »Irgendjemand werden wir treffen«, meinte er. »So viel steht fest. Früher oder später.«
    Der Tonfall, in dem er das sagte, ließ sie aufblicken.
    »Sie wollen diesen Kerl jetzt wirklich fassen, nicht?«, sagte sie.
    »Ja, jetzt schon.«
    »Wegen Amy Callan? Sie mochten sie.«
    »Sie war okay. Aber Alison Lamarr mochte ich noch mehr, jedenfalls soweit ich das beurteilen kann. Aber ich will diesen Kerl vor allem wegen Rita Scimeca kriegen.«
    »Sie mag Sie ebenfalls«, stellte sie fest. »Das habe ich bemerkt.«
    Wieder nicke er.
    »Hatten Sie eine Beziehung mit ihr?«
    Er zuckte die Achseln. »Das ist ein ziemlich vager Begriff.«
    »Ein Verhältnis?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie erst kennen gelernt, nachdem sie vergewaltigt worden war. Weil sie vergewaltigt worden war. Sie war nicht in der Verfassung für irgendeine Art von Verhältnis. Ist sie allem Anschein nach immer noch nicht. Ich bin ein bisschen älter als sie, fünf, sechs Jahre etwa. Wir haben uns angefreundet, aber ich spielte eher eine Art Vaterrolle, weil sie das meiner Meinung nach brauchte. Aber gleichzeitig konnte sie es nicht ausstehen. Wir sind ein paar Mal ausgegangen, aber es war rein platonisch, wie zwischen großem Bruder und kleiner Schwester. Sie war wie ein verwundeter Soldat, der wieder zu Kräften kommen muss.«
    »Hat sie das auch so gesehen?«
    »Ganz genauso«, gab er zurück. »Wie jemand, der ein Bein verloren hat. Es lässt sich nicht leugnen, aber man kann damit klarkommen. Und sie kam damit klar.«
    »Und jetzt wirft sie dieser Typ wieder zurück.«
    Reacher nickte. »Das ist ja das Schlimme dabei. Dadurch, dass er diese Belästigungssache vorschiebt, reißt er
alte Wunden auf. Wenn er nicht ausgerechnet das vorschützen würde, käme Rita vielleicht damit zurecht. Aber er wärmt diese alte Sache wieder auf, und das muss ihr vorkommen wie der blanke Hohn.«
    »Und darüber sind Sie sauer.«
    »Ich fühle mich für Rita verantwortlich, und wenn er sich mit ihr anlegt, legt er sich auch mit mir an.«
    »Und mit Ihnen sollte man sich lieber nicht anlegen.«
    »Nein, lieber nicht.«
    »Sonst?«
    »Sonst geht’s demjenigen dreckig.«
    Sie nickte.
    »Mich haben Sie überzeugt«, sagte sie.
    Er schwieg.
    »Petrosian haben Sie auch überzeugt, nehme ich an.«
    »Ich bin nicht mal in seiner Nähe gewesen«, meinte er. »Habe ihn nie zu Gesicht bekommen.«
    »Aber ziemlich von sich eingenommen sind Sie irgendwie schon«, sagte sie. »Ankläger, Richter, Geschworener und Henker in einer Person? Was ist mit Recht und Gesetz, den Regeln, an die sich jeder Mensch zu halten hat?«
    Er lächelte.
    »Das sind die Regeln«, erwiderte er. »Wer sich mit mir anlegt, stellt das ziemlich schnell fest.«
    Harper schüttelte den Kopf. »Wir nehmen diesen Kerl fest, merken Sie sich das. Wir spüren ihn auf und nehmen ihn fest. Wir machen das so, wie es sich gehört. Nach meinen Regeln, okay?«
    Er nickte. »Ich hab doch schon gesagt, dass ich damit einverstanden bin.«
    Dann erschien der Kellner. Sie bestellten sich zwei Gerichte pro Person und schwiegen sich an, bis das Essen kam. Aßen, ohne ein Wort zu sagen. Viel war es nicht, aber es schmeckte so gut wie immer. Vielleicht sogar besser. Und es ging auf Kosten des Hauses.
     
    Nach dem Kaffee brachte der FBI-Fahrer Harper zu ihrem Hotel an der Park Avenue. Reacher ging zu Fuß zu Jodies Wohnung und genoss den einsamen Marsch. Er schloss die Haustür auf, fuhr mit dem Aufzug nach oben. Sperrte die Tür zum Apartment auf und trat in die stille Wohnung. Sämtliche Zimmer waren dunkel. Niemand zu Hause. Er schaltete die Lampen an, zog die Jalousien zu, setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer und wartete.

22
    Diesmal sind Posten aufgestellt. Das weißt du ganz genau. Folglich wird es diesmal schwierig werden. Du lächelst vor dich hin und berichtigst dich. Genau genommen, wird es dieses Mal sogar sehr

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