Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Kleid zu Boden fallen. Streckte die Hand aus und führte ihn ins Schlafzimmer. Sie strampelten unterwegs ihre restliche Kleidung ab und wankten zum Bett. Es war weiß und kühl, vom Schein der
Neonreklamen draußen erleuchtet, die bunte Muster auf die Laken warfen.
Sie war kräftig, wie eine Turnerin, zugleich geschmeidig und drängend, als sie ihn entschlossen auf das Bett drückte und sich über ihn schwang. Er ließ sich mitreißen. Hinterher lagen sie schweißbedeckt in den zusammengeknüllten Laken. Sie schmiegte sich an ihn, so dass er ihren Herzschlag an seiner Brust spürte. Er atmete heftig. Sie lächelte, hatte sich mit dem Gesicht an seine Schulter geschmiegt, so dass er ihr Lächeln auf der Haut fühlen konnte. Ihren offenen Mund, die kühlen Zähne, die kühn gewölbten Wangenmuskeln.
Sie sah bildschön aus und hatte etwas an sich, das er kaum beschreiben konnte. Sie war groß, schlank und anmutig, blond und leicht gebräunt, und besaß fantastische Haare und Augen. Aber das war noch nicht alles. Sie sprühte förmlich vor Intelligenz, war voller Tatendrang, Willenskraft und Leidenschaft. Er strich mit der Hand über ihren sanft geschwungenen Rücken. Sie fuhr mit dem Fuß an seinem Bein entlang und versuchte, ihre Zehen zwischen seine zu schieben. Noch immer lächelte sie geheimnisvoll, an seinen Hals geschmiegt.
»Jetzt kannst du mich fragen, wie es heute lief«, sagte sie.
Ihre Worte wurden durch seine Schulter gedämpft.
»Wie lief’s heute?«, fragte er.
Sie legte ihm die Hand auf die Brust und stützte sich auf den Ellbogen. Spitzte den Mund und blies sich die Haare aus dem Gesicht. Dann lächelte sie wieder.
»Großartig«, sagte sie.
Er lächelte ebenfalls.
»Inwiefern?«, wollte er wissen.
»Sekretärinnenklatsch«, meinte sie. »Meine hat in der Mittagspause mit einer aus der Chefetage geplaudert.«
»Und?«
»In ein paar Tagen findet eine Gesellschafterbesprechung statt.«
»Und?«
»Und die Sekretärin aus der Chefetage hatte gerade die Tagesordnung abgetippt. Man wird jemandem die Partnerschaft antragen.«
»Wem?«
»Einem der Soziusse.«
»Welchem?«
»Rate mal.«
Er tat, als dächte er darüber nach. »Sie entscheiden sich vermutlich für jemand Besonderen, stimmt’s? Den Besten, den sie haben. Den Schlauesten, Tüchtigsten, Charmantesten und so weiter und so fort.«
»So verfahren sie normalerweise.«
Er nickte. »Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz. Du hast es verdient.«
Sie lächelte und schlang die Arme um seinen Hals. Schmiegte sich mit ihrem ganzen Körper an ihn.
»Partner«, sagte sie. »Das wollte ich schon immer werden.«
»Du hast es wirklich verdient«, sagte er erneut.
»Mit dreißig Partnerin, ist das denn zu glauben?«
Er blickte zur Decke auf und lächelte. »Ja, ich glaube das sofort. Wenn du in die Politik eingestiegen wärst, wärst du inzwischen schon Präsident.«
»Ich kann’s immer noch nicht fassen«, sagte sie. »Geht mir immer so, wenn ich was erreiche, das ich mir sehnlichst gewünscht habe.«
Danach schwieg sie einen Moment.
»Aber noch ist es nicht so weit«, fuhr sie fort. »Vielleicht sollte ich mich lieber zurückhalten, bis ich es tatsächlich geschafft habe.«
»Du hast es geschafft«, sagte er.
»Es steht nur auf der Tagesordnung. Vielleicht stimmen alle dagegen.«
»Ganz sicher nicht«, erwiderte er.
»Wir werden eine Party feiern, kommst du mit?«
»Wenn du mich dabeihaben willst. Wenn es deinem Ruf nicht schadet.«
»Du könntest dir einen Anzug kaufen. Deine Orden anlegen. Die wären alle schwer beeindruckt.«
Er schwieg eine Weile, dachte über den Anzug nach. Wenn er sich einen kaufte, wäre es der erste, den er je getragen hatte.
»Hast du denn alles erreicht, was du wolltest?«, fragte sie.
Er schlang die Arme um sie. »In diesem Augenblick?«
»Alles in allem.«
»Ich möchte das Haus verkaufen«, sagte er.
Einen Moment lang blieb sie reglos.
»Okay«, sagte sie dann. »Dazu brauchst du keine Erlaubnis von mir.«
»Es belastet mich«, sagte er. »Ich komme damit nicht zurecht.«
»Du musst mir nichts erklären.«
»Mit dem Geld, das ich dafür kriege, könnte ich bis an mein Lebensende auskommen.«
»Du müsstest aber Steuern zahlen.«
Er nickte. »Meinetwegen. Aber trotzdem bleibt so viel übrig, dass ich mir jede Menge Motels leisten kann.«
»Du solltest dir das genau überlegen. Es ist der einzige Vermögenswert, den du besitzt.«
»Nicht für mich. Geld hat für mich mehr Wert, wenn ich
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