Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
schwierig werden. Aber nicht für dich. Es wird eine Herausforderung sein, das ist alles. Diese Posten wollen berücksichtigt werden, doch dadurch wird die Sache nur noch reizvoller. Kommst du dem Punkt ein bisschen näher, an dem du wirklich dein ganzes Können aufbieten, flexibel und beweglich sein musst, so wie es sich gehört. Es wird eine Herausforderung sein, die du genießen, eine Hürde, die du bewältigen wirst.
Aber du wirst gar nichts bewältigen, wenn du nicht scharf nachdenkst. Ohne sorgfältiges Beobachten und genaue Planung wirst du es nicht schaffen. Die Posten stellen eine neue Größe dar, folglich musst du sie in deine Berechnungen einbeziehen. Aber das ist schließlich deine Stärke. Die genaue, nüchterne Analyse. Niemand kann das besser als du. Du hast es ein ums andere Mal bewiesen, nicht? Viermal insgesamt.
Welche Konsequenzen also haben diese Posten für dich? Aber die eigentliche Frage lautet: Wer sind diese Posten? Dein erster Eindruck ist, dass du es hier, in der hintersten
Provinz, mit strohdummen Landpolizisten zu tun hast. Die stellen keine unmittelbare Gefahr da. Aber die Kehrseite dabei ist, dass es hier, in der hintersten Provinz, nicht genügend strohdumme Landpolizisten gibt. In einem kleinen Kaff in der Nähe von Portland, Oregon, aber außerhalb der Stadtgrenze gelegen, hat man nicht genug Polizisten, um rund um die Uhr Wache zu stehen. Folglich wird man um Unterstützung bitten, und du weißt, dass diese Unterstützung vom FBI kommt. Du weißt es ganz genau. Aller Voraussicht nach werden die hiesigen Cops tagsüber Wache halten und das FBI bei Nacht.
Und wenn du schon die Wahl hast, wirst du dem FBI natürlich aus dem Weg gehen. Folglich meidest du die Nacht. Du entscheidest dich für einen Vorstoß bei Tag, wenn nur ein einheimischer Polizist, der breit und bräsig inmitten von Hamburgertüten und leeren Kaffeebechern in seinem Crown Victory hockt, auf sie aufpasst. Und du entscheidest dich für den Tag, weil das die elegantere Lösung ist. Am helllichten Tag. Du lässt es dir Wort für Wort auf der Zunge zergehen. Man liest das immer wieder, nicht wahr?
»Die Tat wurde am helllichten Tag begangen«, flüsterst du vor dich hin.
Die einheimischen Cops dürften auch am helllichten Tag kein allzu großes Hindernis darstellen. Aber dennoch darfst du die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du wirst nichts überstürzen. Du wirst alles genau beobachten, von Weitem, bis du genau Bescheid weißt. Du wirst dich eine Zeit lang gedulden und alles genau observieren. Glücklicherweise hast du ein bisschen Zeit. Und allzu schwer dürfte es nicht werden. Du bist in einer bergigen Gegend, und das hat seine Vorteile. In zweierlei Hinsicht. Erstens treiben sich dort ständig irgendwelche Trottel in dicken Pullovern herum, die schwere Feldstecher um den Hals hängen haben. Und zweitens hat man in den Bergen freie Sicht. Du musst dich einfach auf irgendeinem Felsvorsprung,
einer Anhöhe oder wie immer man das auch nennen mag, auf die Lauer legen. Es dir bequem machen, den Blick hinab ins Tal richten und alles beobachten. Und abwarten.
Reacher wartete eine ganze Weile auf Jodie. Er saß zunächst gerade auf dem Sofa, fläzte sich dann allmählich hin, bis er nach etwa einer Stunde die Beine hochnahm und sich langlegte. Er schloss die Augen und schlug sie wieder auf, wollte unbedingt wach bleiben. Schloss sie erneut und ließ sie zu. Wollte nur zehn Minuten dösen. Ging davon aus, dass er den Fahrstuhl sowieso hören würde. Beziehungsweise die Tür. Aber letzten Endes hörte er gar nichts. Er wachte erst auf, als sie sich über ihn beugte und ihm einen Kuss auf die Wange gab.
»Hey, Reacher«, flüsterte sie.
Er zog sie an sich und schlang schweigend die Arme um sie. Sie umarmte ihn ebenfalls, wenn auch nur mit einer Hand, weil sie in der anderen immer noch den Aktenkoffer hielt.
»Wie lief’s heute?«, fragte er.
»Später«, flüsterte sie.
Sie ließ die Aktentasche fallen, schüttelte ihren Mantel ab, als er sie an sich zog, und ließ ihn zu Boden gleiten. Er hörte das seidene Futter rascheln. Darunter trug sie ein Strickkleid mit einem langen Reißverschluss am Rücken. Er öffnete ihn langsam, genoss die warme Haut unter seinen Händen. Sie stützte sich auf, stieß ihm die Ellbogen in den Bauch und fummelte an seinem Hemd herum. Er streifte das Kleid über ihre Schultern. Sie zog sein Hemd aus dem Hosenbund. Zerrte an seinem Gürtel.
Dann stand sie auf und ließ das
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