Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Stellte sich neben die Kommode und wandte sich ihm zu.
    »Klar«, sagte sie. »Als einfacher Agent hat man den Vorteil, dass man nicht für die verrückten Ideen anderer Leute büßen muss.«
    Er schwieg. Sie musterte ihn.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich wollte Sie etwas fragen«, sagte er. »Was wäre passiert, wenn wir bereits über diese Farblieferung Bescheid gewusst und Alison Lamarr danach gefragt hätten, statt uns bei dem UPS-Fahrer zu erkundigen? Was hätte sie gesagt?«
    »Vermutlich das Gleiche wie er. Poulton hat erklärt, dass der Typ glaubwürdig ist.«
    »Nein«, widersprach Reacher. »Er ist zwar glaubwürdig, aber sie hätte uns trotzdem belogen.«
    »Aha? Wieso?«
    »Weil sie uns alle anlügen, Harper. Wir haben mit sieben Frauen gesprochen, und alle haben sie gelogen. Uns irgendwelche undurchsichtigen Geschichten über Mitbewohnerinnen und versehentliche Zustellungen aufgetischt. Alles Blödsinn. Wenn wir Alison vorher befragt hätten, hätte sie uns ebenfalls eine Geschichte erzählt.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil Rita Scimeca gelogen hat. Das steht hundertprozentig fest. Ich bin gerade drauf gekommen. Sie hatte keine Mitbewohnerin. Nie und nimmer. Es haut einfach nicht hin.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es von hinten bis vorn nicht stimmt. Sie haben doch ihr Haus gesehen. Sie haben gesehen, wie sie lebt, wie sie sich verhält. Völlig zugeknöpft und etepetete. Alles tadellos sauber, ordentlich und auf Hochglanz poliert. Geradezu zwanghaft penibel. Wer so lebt, erträgt doch niemand anderen in seinem Haus. Sie hat uns sogar ziemlich schnell wieder rausgeworfen, obwohl ich mit ihr mal befreundet war. Außerdem ist sie finanziell nicht auf eine Mitbewohnerin angewiesen. Haben Sie das Auto gesehen? Eine ziemlich große, neue Limousine. Dazu das Klavier. Wissen Sie, wie viel ein Konzertflügel kostet? Vermutlich mehr als der Wagen. Und haben Sie die Werkzeuge an dem Wandbrett gesehen? Sämtliche Haken waren mit kleinen Plastikringen befestigt.«
    »Wollen Sie die Sache etwa mit den Plastikringen an ihrem Wandbrett begründen?«
    »Mit allem. Es ist so bezeichnend.«
    »Und was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass sie die Lieferung erwartet hat, genau wie Alison. Genau wie die anderen. Sie haben alle oh, gut gesagt, als die Kartons kamen, genau wie Alison, haben Platz gemacht und sie bei sich zu Hause verstaut.«
    »Wieso sollten sie das tun?«
    »Weil der Kerl sie irgendwie in der Hand hat«, fuhr Reacher fort. »Er zwingt sie dazu mitzumachen. Er hat Alison dazu gezwungen, ihm die Liste zu überlassen, er hat Lorraine Stanley gezwungen, die Farbe zu stehlen, irgendwo in Utah zu verstecken und zum richtigen Zeitpunkt loszuschicken. Er hat jede von ihnen gezwungen, die Lieferung entgegenzunehmen und sie einzulagern, bis er bereit war. Er hat sie gezwungen, sofort den Lieferschein zu vernichten und hinterher zu lügen, falls etwas auffliegen sollte, bevor er zuschlagen kann.«
    Harper starrte ihn an. »Aber wie? Wie denn? Wie soll er das denn machen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Reacher.
    »Erpressung?«, schlug sie vor. »Droht er ihnen? Jagt er ihnen Angst ein? Sagt er ihnen, die anderen werden sterben, aber du bleibst am Leben, wenn du mitmachst? Spielt er sie alle gegeneinander aus?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Es haut einfach nicht hin. Sie sind ja nicht unbedingt die Ängstlichsten, oder? Alison hat jedenfalls nicht den Eindruck erweckt. Und ich weiß , dass sich Rita Scimeca vor so gut wie gar nichts fürchtet.«
    Sie starrte ihn nach wie vor an.
    »Aber sie machen ja nicht nur mit, stimmt’s?«, sagte sie. »Es geht ja darüber hinaus. Er hat sie so weit im Griff, dass sie sich auch noch freuen. Oh, gut , hat Alison gesagt, als ihr Karton kam.«
    Schweigen.
    »War sie etwa erleichtert, oder was?«, fragte sie. »Hat er ihr etwas versprochen? Etwa nach dem Motto: Wenn du
deinen Karton an einem bestimmten Wochentag, und zwar nachmittags, nicht morgens, per UPS statt durch FedEx bekommst, dann heißt das, dass dir nichts passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er einmal mehr.
    Wieder schwiegen sie.
    »Und was erwarten Sie nun von mir?«, wollte Harper wissen.
    Er zuckte die Achseln. »Denken Sie einfach weiter darüber nach. Sie sind die Einzige, die in dieser Sache jetzt noch irgendwas bewirken kann. Die anderen kommen nicht voran, wenn sie so weitermachen wie bisher.«
    »Sie müssen Blake Bescheid sagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Blake wird

Weitere Kostenlose Bücher