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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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müssen bedenken, dass sie in Farbe getaucht waren. Und dieser Tarnanstrich ist nicht gerade umweltfreundlich. Voller Chemikalien und ziemlich ätzend. Es führt zu Hautschädigungen, auch nach dem Tod. Durchaus denkbar, dass dadurch winzige Spuren verdeckt werden. Aber egal, woran sie gestorben sind, es muss etwas Unauffälliges sein. Keine rohe Gewalt.«
    »Wie sieht’s mit inneren Verletzungen aus?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nichts. Keine subkutanen Quetschungen, keine Organschäden, rein gar nichts.«
    »Gift?«
    »Nein. Der Mageninhalt war in allen drei Fällen in Ordnung. Sie hatten keine Farbe geschluckt. Der toxikologische Befund war negativ.«
    Reacher nickte versonnen. »Geschlechtsverkehr hatten sie vermutlich auch nicht, nehme ich an, weil Blake sich damit zufrieden gegeben hat, dass sowohl Callan als auch
Cooke mit mir geschlafen hätten, wenn ich gewollt hätte. Was wiederum heißt, dass der Täter sie nicht ihres Geschlechtes wegen hasste, dass folglich keine Vergewaltigung vorliegt, denn sonst würdet ihr nach jemandem fahnden, der von ihnen irgendwann einmal abgewiesen worden ist.«
    Lamarr nickte. »Darauf bezieht sich unser Profil. Sexualität spielte keine Rolle. Wir glauben, dass sie deshalb nackt waren, weil er sie erniedrigen wollte. Sie bestrafen. Bei dieser ganzen Sache geht es um eine Art Bestrafung. Um Vergeltung oder so was Ähnliches.«
    »Sonderbar«, meinte Reacher. »Das bedeutet, dass der Kerl eindeutig ein Soldat ist. Aber die Art, wie er sie umbringt, ist ziemlich untypisch für einen Soldaten. Soldaten erschießen oder erstechen jemand, schlagen ihn tot oder erdrosseln ihn. Sie machen es nicht so kompliziert.«
    »Wir wissen nicht genau, was er getan hat.«
    »Aber es gibt keine Hinweise, dass er seine Wut an ihnen ausgelassen hat, oder? Wenn dieser Kerl auf irgendeine Art von Vergeltung aus ist, warum tobt er sich dann nicht an ihnen aus? Das kommt mir alles so nüchtern und abgeklärt vor.«
    Lamarr gähnte erneut und nickte gleichzeitig. »Das macht mir ebenfalls zu schaffen. Aber sehen Sie sich die Zielgruppe an, der die Opfer angehören. Was für ein Motiv könnte er sonst haben? Und wenn wir uns auf ein Motiv einigen, kommt niemand anders in Frage als ein wütender Soldat.«
    Sie verfielen in Schweigen. Die Landschaft huschte vorbei. Lamarr hielt das Lenkrad so fest, dass die Sehnen an ihren Handgelenken wie Stricke hervortraten. Dann gähnte sie erneut und sah, wie er ihr einen scharfen Blick zuwarf.
    »Mir fehlt nichts«, beschwichtigte sie ihn.
    Er musterte sie lange und eindringlich.
    »Mir fehlt nichts«, sagte sie noch einmal.
    »Ich werde eine Stunde schlafen«, sagte er. »Sehen Sie zu, dass Sie mich nicht umbringen.«
     
    Als er wieder aufwachte, waren sie immer noch in New Jersey. Der Wagen war ruhig und bequem. Nur das gedämpfte Brummen des Motors, das leise Surren der Reifen und das Rauschen des Fahrtwindes waren zu hören. Der Himmel sah grau aus. Lamarr hielt sich vor Erschöpfung am Steuer fest und starrte mit roten, weit aufgerissenen Augen auf die Straße.
    »Wir sollten eine Essenspause einlegen«, meinte er.
    »Zu früh.«
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war eins. »Tun Sie nicht so heldenhaft. Sie sollten eine ganze Kanne Kaffee in sich reinschütten.«
    Sie zögerte, wollte ihm widersprechen. Dann gab sie klein bei. Sie ließ die Schultern hängen und gähnte erneut.
    »Okay«, sagte sie. »Halten wir an.«
    Sie fuhren noch eine Meile und bogen dann auf eine zwischen Bäumen gelegene Raststätte ein. Sie parkte den Wagen. Der Laden sah genauso aus wie Hunderte anderer, die Reacher kannte – ein schmuckloser Bau im Stil der fünfziger Jahre, in dem sich ein Selbstbedienungsrestaurant mit pflegeleichter Theke befand, das draußen mit knalliger Werbung seine Angebote anpries.
    Er stieg zuerst aus und reckte sich in der kühlen, feuchten Luft. Hinter ihm donnerte der Verkehr auf dem Highway vorbei. Lamarr saß reglos im Auto, daher schlenderte er zu den Toiletten. Danach war sie nirgendwo zu sehen. Er ging in das Gebäude und stellte sich für ein Sandwich an. Innerhalb kürzester Zeit tauchte sie auf.
    »Das sollten Sie unterlassen », tadelte sie ihn.
    »Was?«
    »Einfach verschwinden.«
    »Und warum?«
    »Weil wir bestimmte Verhaltensregeln für Leute wie Sie haben.«
    Sie sagte es streng und meinte es allem Anschein nach todernst. Er zuckte die Achseln. »Okay, wenn ich das nächste Mal aufs Klo gehe, dürfen Sie gern

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