Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
genauen Zeitpunkt des Todes?«, fragte Lamarr.
    »Annähernd«, erwiderte Blake. »Irgendwann im Lauf des Vortags.«
    »Haben die Nachbarn irgendwas gesehen?«
    Blake schüttelte den Kopf. »Sie hat die Mülltonne noch am gleichen Tag zurückgebracht. Danach hat niemand was bemerkt.«
    »Tatumstände?«
    »Genau wie bei den beiden anderen.«
    »Spuren?«
    »Bislang nicht das Geringste. Die Techniker suchen weiter, aber ich verspreche mir nicht allzu viel davon.«
    Reacher konzentrierte sich auf das Foto vom Flur. Es zeigte einen langen, schmalen Schlauch, an dessen einer Seite das Wohnzimmer lag und der nach hinten zu den Schlafzimmern führte. Auf der linken Seite, etwa in Hüfthöhe, befand sich ein schmales Regalbrett, auf dem allerlei kleine Kakteen in Tontöpfen standen. Rechts waren weitere schmale Regale, die einen länger, die anderen kürzer, in unterschiedlicher Höhe an der Wand angebracht. Kleine Porzellanfiguren reihten sich darauf. Die meisten davon sahen aus wie Puppen, deren bunte Bemalung offenbar Trachten aus allen möglichen Ländern und Regionen darstellen sollten. Die Dinge, die sich eine vom eigenen Heim träumende Frau anschafft.
    »Was hat die Putzfrau gemacht?«, fragte er.
    Blake musterte ihn über den langen Tisch hinweg. »Kurz aufgeschrien, nehme ich an, und danach die Polizei gerufen.«
    »Nein, vorher. Hatte sie einen eigenen Schlüssel?«
    »Offensichtlich.«
    »Ist sie sofort ins Badezimmer gegangen?«
    Blake schien einen Moment verdutzt und schlug dann eine Akte auf. Blätterte darin herum und stieß auf eine per Fax übermittelte Kopie eines Vernehmungsprotokolls. »Ja, genau. Sie kippt Reinigungsmittel in die Toilettenschüssel, lässt es einwirken, während sie sich das übrige Haus vornimmt, und kommt zum Schluss noch mal zurück.«
    »Dann hat sie die Leiche also gleich gefunden, noch bevor sie mit dem Putzen angefangen hat?«
    Blake nickte.
    »Okay«, sagte Reacher.
    »Was ist okay?«
    »Wie breit ist der Flur?«
    Blake wandte sich um und betrachtete das Bild. »Anderthalb Meter etwa. Es ist ein kleines Haus.«
    Reacher nickte. »Okay.«
    »Was ist okay?«
    »Wo wurde hier Gewalt angewandt? Wo hat er seine Wut ausgelassen? Sie öffnet die Tür, der Typ drängt sie irgendwie in den Flur zurück, durch das Schlafzimmer, ins Badezimmer, und schleppt dann hundertzwanzig Liter Farbe rein, ohne eins dieser Regalbretter runterzuwerfen.«
    »Und?«
    Reacher zuckte die Achseln. »Mir kommt das alles viel zu friedlich vor. Keinerlei Durcheinander. Ich könnte niemand in diesem Flur niederringen, ohne gegen das ganze Zeug zu stoßen. Nie und nimmer. Und Sie könnten es auch nicht.«
    Blake schüttelte den Kopf. »Er ringt und rangelt nicht mit ihnen. Die medizinischen Untersuchungsberichte deuten
darauf hin, dass er die Frauen wahrscheinlich gar nicht angerührt hat. Am Tatort herrscht kein Durcheinander, weil es zu keinerlei gewaltsamer Auseinandersetzung kam.«
    »Damit geben Sie sich zufrieden? Passt das etwa zum Profil? Ein wütender Soldat, der auf Strafe und Vergeltung aus ist, aber es kommt zu keinerlei Handgemenge?«
    »Er tötet sie, Reacher. Meiner Ansicht nach ist das Vergeltung genug.«
    Danach herrschte Schweigen. Reacher zuckte wieder die Achseln. »Von mir aus.«
    Blake wandte sich über die ganze Länge des Tisches hinweg an ihn. »Würden Sie es anders machen?«
    »Na klar. Angenommen, ich wäre sauer auf Sie und nähme Sie mir vor, dann ginge ich nicht besonders schonend mit Ihnen um. Ich würde Sie vermutlich ein bisschen vertrimmen. Vielleicht sogar ziemlich heftig. Wenn ich wütend auf Sie wäre, müsste das so sein, nicht? Darauf läuft es doch hinaus, wenn man wütend ist.«
    »Und?«
    »Und was ist mit der Farbe? Wie bringt er die ins Haus? Wir sollten mal in einen Laden gehen und uns ansehen, wie viel hundertzwanzig Liter sind. Er muss mindestens zwanzig bis dreißig Minuten lang einen Wagen draußen stehen gehabt haben. Warum hat den keiner gesehen? Einen geparkten Pkw, einen Kombi oder einen Pick-up?«
    »Oder einen Geländewagen, so ähnlich wie Ihrer.«
    »Vielleicht sogar genau der Gleiche wie meiner. Wieso sieht den keiner?«
    »Wir wissen es nicht«, meinte Blake.
    »Wie bringt er sie um, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Es gibt da allerhand, das Sie nicht wissen, stimmt’s?«
    Blake nickte. »Ja, ganz recht, Sie Schlauberger. Aber wir arbeiten daran. Wir haben achtzehn Tage Zeit. Und da uns
ja jetzt ein Genie wie

Weitere Kostenlose Bücher