Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Sie hilft, bin ich davon überzeugt, dass uns das auch reicht.«
»Sie haben achtzehn Tage, wenn er sich an die bisherige Zeitspanne hält«, sagte Reacher. »Angenommen, er tut’s nicht?«
»Das wird er aber.«
»Das hoffen Sie.«
Wieder Schweigen. Dann wandte sich Blake an Lamarr. »Julia?«
»Ich stehe zu meinem Profil«, sagte sie. »Im Moment interessieren mich vor allem die Special Forces. Die haben jeweils zwei Wochen Dienst und eine Woche frei. Ich werde Reacher hinschicken und dort ein bisschen herumschnüffeln lassen.«
Blake nickte beruhigt. »Okay, wohin?«
Lamarr warf einen Blick zu Reacher, wartete ab. Er schaute auf die drei schwarzen Fähnchen auf der Karte.
»Die Tatorte sind quer im ganzen Land verstreut«, sagte er. »Der Kerl könnte überall in den Vereinigten Staaten stationiert sein.«
»Und?«
»Und daher wäre Fort Dix für den Anfang am besten. Außerdem kenne ich dort jemand.«
»Wen?«
»Einen gewissen John Trent«, erwiderte Reacher. »Er ist Colonel. Wenn mir jemand weiterhelfen könnte, dann er.«
»Fort Dix?«, fragte Blake. »Das ist in New Jersey, richtig?«
»Da war’s jedenfalls noch, als ich es zum letzten Mal besucht habe«, meinte Reacher.
»Okay, Sie Schlauberger«, sagte Blake. »Wir werden diesen Colonel Trent anrufen und alles in die Wege leiten.«
Reacher nickte. »Sehen Sie zu, dass Sie meinen Namen laut und oft erwähnen. Sonst hat er womöglich keine allzu große Lust dazu.«
Blake nickte. »Genau deshalb haben wir Sie an Bord geholt. Sie brechen morgen in aller Frühe mit Harper auf.«
Reacher nickte und schaute geradeaus auf Lorraine Stanleys hübsches Gesicht, um sich ein Lächeln zu verkneifen.
Ja, vielleicht wird es Zeit, dass du sie überrumpelst. Vielleicht solltest du die Zeitspanne verkürzen, nur ein bisschen. Vielleicht sogar deutlich. Vielleicht solltest du sie ganz über den Haufen werfen. Das würde sie richtig durcheinander bringen. Das würde ihnen klar machen, wie wenig sie wissen. Alles andere behältst du bei, aber du änderst die Zeitspanne. Dadurch wird das Ganze ein bisschen unberechenbarer. Wie wär’s damit? Du musst scharf nachdenken.
Vielleicht solltest du auch ein bisschen Wut ins Spiel bringen. Denn um Wut geht es doch bei dieser Sache, nicht? Um Wut und Gerechtigkeit. Vielleicht wird es Zeit, das ein bisschen klarer herauszustellen, ein bisschen deutlicher zu machen. Vielleicht wird es Zeit, dass du die Samthandschuhe ablegst. Ein bisschen Gewalt kann nicht schaden. Dadurch könnte es beim nächsten Mal ein bisschen spannender werden. Vielleicht sogar viel spannender. Auch das musst du dir überlegen.
Was soll es also sein? Eine kürzere Zeitspanne? Oder mehr Aufsehen am Tatort? Oder beides? Wie wär’s mit beidem? Denk nach, überlege.
Kurz nach sechs Uhr abends fuhr Lisa Harper mit Reacher hinauf ins Erdgeschoss, ging mit ihm hinaus in die kühle Luft und führte ihn einen gepflegten Betonweg entlang zum nächsten Gebäude. Zu beiden Seiten des Weges waren im Abstand von etwa einem Meter kniehohe Lampen angebracht, die in der anbrechenden Abenddämmerung bereits brannten. Harper lief mit betont langen Schritten. Reacher war sich nicht sicher, ob sie lediglich mit ihm mithalten
wollte, oder ob sie das im Haltungskursus gelernt hatte. Jedenfalls sah sie dabei ziemlich gut aus. Er fragte sich unwillkürlich, wie sie aussehen mochte, wenn sie rannte. Oder dalag, ohne eine Faser am Leib.
»Da drin ist die Cafeteria«, sagte sie.
Sie war vor ihm an der Glastür, zog den einen Flügel auf und wartete, bis er vor ihr hineinging.
»Nach links«, wies sie ihn an.
Vor ihm tat sich ein langer Korridor auf, in dem es nach Kantinenessen roch und an dessen anderem Ende er Geschirr klappern hörte. Er ging vor ihr her. Es war warm in dem Gebäude, und er spürte sie unmittelbar hinter sich.
»Okay, langen Sie zu«, sagte sie. »Das FBI bezahlt.«
Die Cafeteria befand sich in einem hohen, hell erleuchteten Raum mit schmucklosen Tischen und schlichten Pressspanstühlen. An der Ausgabetheke entlang der einen Wand wartete eine lange Menschenschlange, alle mit Tabletts in der Hand. Scharenweise Auszubildende in dunkelblauen Trainingsanzügen, dazwischen ranghohe Agenten im Anzug in Zweier- oder Dreiergruppen. Reacher stellte sich, begleitet von Harper, hinten an.
Die Schlange bewegte sich nur langsam voran, und irgendwann legte ihm ein gut gelaunter Latino, der seinen Hausausweis um den Hals hängen hatte, ein gut und
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