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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gern taschenbuchdickes Filet Mignon auf einen Teller. Er zog weiter und ließ sich vom nächsten Servierer Gemüse und Pommes geben. Zapfte sich am Automaten eine Tasse Kaffee, nahm sich Besteck und Serviette und schaute sich nach einem Tisch um.
    »Drüben am Fenster«, meinte Harper.
    Sie führte ihn zu einem Tisch für vier Personen, an dem momentan niemand saß. Draußen war es vollkommen dunkel, was vermutlich an dem hellen Licht im Raum lag. Sie stellte ihr Tablett auf den Tisch und zog ihr Jackett aus. Hängte es über die Stuhllehne. Sie war nicht unbedingt dürr,
aber durch ihre Größe wirkte sie gertenschlank. Unter ihrer dünnen Baumwollbluse hatte sie nichts an. Das war nicht zu übersehen. Sie krempelte die Ärmel bis zu den Ellbogen hoch. Ihre Unterarme sahen braun und samtig aus.
    »Hübsche Farbe«, stellte Reacher fest.
    Sie seufzte.
    »Sind wir wieder bei den Fragen?«, wollte sie wissen. »Ja, ich bin rundum braun, aber nein, ich will’s nicht unbedingt beweisen.«
    Er lächelte.
    »Ich wollte mich nur unterhalten«, sagte er.
    Sie musterte ihn scharf.
    »Wir können ja über den Fall reden«, gab sie zurück. »Wenn Sie sich unterhalten wollen.«
    »Ich weiß nicht viel über den Fall. Sie etwa?«
    Sie nickte. »Ich weiß nur, dass man diesen Typ meiner Ansicht nach möglichst schnell fassen sollte. Diese Frauen waren ziemlich mutig. Sie haben sich zur Wehr gesetzt.«
    »Klingt so, als hätten Sie das auch schon erlebt.«
    Er kostete sein Steak. Es schmeckte ziemlich gut. In der Stadt hatte er schon bis zu vierzig Dollar für schlechtere hingelegt.
    »Aber ich bin zu feige«, sagte sie. »Ich habe mich nicht zur Wehr gesetzt. Noch nicht jedenfalls.«
    »Werden Sie belästigt?«
    Sie lächelte. »Soll das ein Witz sein?« Dann errötete sie. »Ich meine, kann ich das so sagen, ohne irgendwie eingebildet zu klingen?«
    Er lächelte ebenfalls. »Ja, Sie können das, glaube ich.«
    »Es ist nichts Ernstes«, meinte sie. »Reines Gerede, Sie wissen schon, bloß bestimmte Bemerkungen. Anzügliche Fragen und diese und jene Anspielung. Niemand sagt, dass ich mit ihm schlafen soll, damit ich befördert werde oder so. Aber trotzdem nervt es mich. Deswegen trage ich diese Kleidung. Ich will ihnen damit etwas klar machen, müssen
Sie wissen. Ich will ihnen zeigen, dass ich nicht anders bin als sie.«
    Er lächelte erneut. »Aber seitdem ist es noch schlimmer geworden, oder?«
    Sie nickte. »Stimmt. Viel schlimmer.«
    Er ging nicht darauf ein.
    »Ich weiß nicht, wieso«, sagte sie.
    Er musterte sie über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg. Ein Männerhemd aus feinster ägyptischer Baumwolle, blütenweiß, mit Button-down-Kragen, Kragenweite fünfunddreißig, ein stramm geknoteter und tadellos sitzender blauer Schlips über den kleinen, festen Brüsten. Eine Anzughose, deren Bund geändert war, damit er um ihre schmale Taille passte. Dazu das braun gebrannte Gesicht, die glatten Wangen, die strahlend weißen Zähne, die blauen Augen, die langen blonden Haare.
    »Ist in meinem Zimmer eine Kamera angebracht?«, fragte er.
    »Eine was?«
    »Eine Kamera?«, sagte er noch mal. »Sie wissen schon, zur Videoüberwachung.«
    »Wieso?«
    »Ich frage mich nur, ob es nicht vielleicht noch einen Notplan gibt. Falls Petrosian nicht mitziehen sollte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Warum kümmert sich Poulton nicht um mich? Meiner Ansicht nach hat er nicht gerade viel zu tun.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Doch, sehr gut sogar. Blake hat Sie dazu angehalten, stimmt’s? Damit Sie sich an mich ranmachen. Deswegen das unschuldige und ahnungslose Kleinmädchengetue. Ich weiß nicht, wieso? Damit er mich mit etwas anderem unter Druck setzen kann, wenn er nicht mehr mit seinem Petrosian rumprotzen will, einem kleinen Techtelmechtel mit Ihnen zum Beispiel, in meinem Zimmer, alles auf einer
Videokassette aufgezeichnet, die er jederzeit Jodie schicken kann.«
    Sie errötete. »Auf so was würde ich mich nie einlassen.«
    »Aber er hat Sie dazu aufgefordert, nicht?«
    Sie schwieg eine ganze Weile. Reacher wandte sich ab, trank seinen Kaffee aus und starrte auf sein Spiegelbild im Fenster.
    »Er wollte mich regelrecht dazu verleiten«, sagte er. »Hat mir erzählt, dass Sie zur Furie werden, wenn ich mich an Sie ranmache.«
    Sie schwieg weiter.
    »Aber ich hätte mich trotzdem nicht darauf eingelassen«, meinte er. »Weil ich nicht blöde bin. Ich gebe denen doch nicht noch mehr an die Hand.«
    Sie blickte auf und

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