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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sie dicht zusammengedrängt im Suburban saßen. Der Abend ging in die Nacht über, und draußen wurde es bitterkalt. Sämtliche Fenster waren innen und außen von Dunst und Tau beschlagen. Niemand sagte ein Wort. Rundum wurde es immer stiller. Nur gelegentlich war in weiter Ferne ein Tier zu hören, dessen Ruf durch die Bergluft zu ihnen herunterdrang, doch ansonsten ertönte kein Laut.
    »Hier möchte ich nicht leben«, murmelte Blake.
    »Geschweige denn sterben«, fügte Harper hinzu.
     
    Letzten Endes gewinnst du deine Fassung zurück, und dann wirst du ganz ruhig. Du bist sehr schlau. Du hast vorgesorgt, alles doppelt und dreifach abgesichert. Du hast eine Deckung und Tarnung nach der anderen aufgebaut. Du weißt, wie Ermittler arbeiten. Du weißt, dass sie nichts herausfinden werden. Sie werden nicht feststellen, woher die Farbe stammt. Oder wer sie erworben, wer sie angeliefert hat. Das weißt du ganz genau. Denn du weißt, wie diese Leute vorgehen. Du bist zu schlau für sie. Viel zu schlau. Folglich kannst du ganz beruhigt sein.
    Aber du bist enttäuscht. Du hast einen Fehler gemacht. Und die Farbe kannst du jetzt vermutlich nicht mehr verwenden. Dabei hat es dir so viel Spaß gemacht. Aber vielleicht fällt dir noch was Besseres ein. Denn eines steht fest. Du kannst jetzt nicht aufhören.
     
    Das Telefon im Suburban klingelte – ein lautes elektronisches Schrillen, das jäh die Stille zerriss. Blake nahm den Hörer ab. Reacher vernahm eine undeutliche Stimme, die hastig sprach. Eine Männerstimme. Poulton, nicht Lamarr. Blake starrte ins Leere und hörte gespannt zu. Dann legte er auf.
    »Was gibt’s?«, fragte Harper.
    »Unsere Agenten vor Ort haben die Kartons überprüft«,
sagte Blake. »Alle waren zugeklebt, sahen aus wie neu. Sie haben sie geöffnet. In jedem befanden sich zehn Farbeimer. Zehn leere Eimer. Gebrauchte Eimer, genau wie hier.«
    »Aber die Kartons waren zugeklebt?«, fragte Reacher.
    »Wieder zugeklebt«, antwortete Blake. »Sie haben es festgestellt, als sie sie genau untersucht haben. Der Kerl klebt die Kartons hinterher wieder zu.«
    »Ein gerissener Typ«, meinte Harper. »Er weiß, dass ein verschlossener Karton nicht weiter auffällt.«
    Blake nickte. »Ein sehr gerissener Typ. Er weiß, wie wir vorgehen, was wir uns dabei denken.«
    »Aber doch nicht ganz so gerissen«, versetzte Reacher. »Sonst hätte er nicht vergessen, den hier wieder zuzukleben, stimmt’s? Sein erster Fehler.«
    »Er hat eine ziemlich hohe Trefferquote«, sagte Blake. »Damit ist er für mich gerissen genug.«
    »Nirgendwo ein Frachtbrief?«, fragte Harper.
    Blake schüttelte den Kopf. »Überall abgerissen.«
    »Das passt«, sagte sie.
    »So?«, bemerkte Reacher. »Und warum hat er hier die Begleitpapiere abgerissen, aber vergessen, den Karton wieder zuzukleben?«
    »Vielleicht wurde er gestört«, antwortete sie.
    »Wie denn? Wir sind doch hier nicht am Times Square.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Wollen Sie ihm etwa absprechen, dass er gerissen ist? Sie haben doch vorher so viel Wert darauf gelegt, wie gerissen er ist. Sie wollten uns doch aufgrund seiner Schlauheit beweisen, dass wir uns alle irren.«
    Reacher sah sie an und nickte. »Ja, ihr irrt euch auch.« Dann wandte er sich an Blake. »Wir müssen uns ernsthaft über das Motiv dieses Kerls unterhalten.«
    »Später«, sagte Blake.
    »Nein, jetzt. Es ist wichtig.«
    »Später«, wiederholte Blake. »Sie haben die richtig gute Nachricht noch nicht gehört.«
    »Als da wäre?«
    »Es geht um diese andere Sache, die Sie vorgeschlagen haben.«
    Im Wagen kehrte Stille ein.
    »Scheiße«, sagte Reacher. »Eine der anderen Frauen hat ebenfalls eine Lieferung erhalten, oder?«
    Blake schüttelte den Kopf.
    »Falsch«, erwiderte er. »Alle sieben haben eine Lieferung erhalten.«

16
    »Deshalb fahren Sie jetzt nach Portland, Oregon«, verkündete Blake. »Sie und Harper.«
    »Warum?«, wollte Reacher wissen.
    »Damit Sie Ihre alte Freundin Rita Scimeca aufsuchen können. Den weiblichen Lieutenant, von dem Sie uns erzählt haben. Die unten in Georgia vergewaltigt wurde. Sie lebt in der Nähe von Portland. In einer kleinen Ortschaft östlich der Stadt. Sie ist eine der elf Frauen auf Ihrer Liste. Sie können ihren Keller besichtigen. Sie sagt, dort steht eine nagelneue Waschmaschine. In einem Karton.«
    »Hat sie ihn geöffnet?«, fragte Reacher.
    Blake schüttelte den Kopf. »Nein, die Agenten in Portland haben sich telefonisch bei ihr erkundigt. Sie

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