Zeit der Rache - Zeit der Liebe
ohne die Lider zu heben.
„Welche Größe ich habe.“
„Das wusste ich nicht“, erwiderte er beinah gelangweilt. „Er hat meiner Mutter gehört.“
Sofort schnürte sich ihr die Kehle zu. Es war nicht richtig! Bei dem Ring handelte es sich um ein Familienerbstück, und sie hatte kein Recht, ihn zu tragen.
„Du kannst nicht erwarten, dass ich ihn trage. Nicht wenn er deiner Mutter gehört hat!“ Saskia wollte den Ring gerade abstreifen, doch Alex kam ihr zuvor, indem er ihre Handgelenke umfasste.
„Du nimmst ihn nicht ab. Sie wollte, dass ich ihn meiner Verlobten schenke.“
„Ich bin aber nicht …“
Daraufhin rückte er noch näher an sie heran. „In der Öffentlichkeit schon. Man erwartet es von dir. Also fang endlich an, dich auch so zu verhalten.“
Nun entzog sie ihm ihre Hände. „Okay. Ich kann die liebeskranke Verlobte spielen. Aber lass uns nicht wiederholen, was im Flughafen passiert ist. Du musst mich nicht in der Öffentlichkeit betatschen.“
Alex kniff die Augen zusammen und funkelte sie an. „Wenn wir die Leute davon überzeugen wollen, dass wir bald heiraten, tue ich, was ich tun muss, und du machst gefälligst mit.“
Im nächsten Moment setzte der kleine Jet geräuschvoll auf der Landebahn auf. Am liebsten hätte sie laut geschrien, aber sie riss sich zusammen.
„Ich hoffe, du widmest mir bald etwas Zeit, damit ich endlich mit dem Porträt anfangen kann“, sagte sie. „Heute hast du schon Stunden vergeudet, denn du hättest mir unterwegs einige Fragen beantworten können.“
Tief atmete er durch. „Warum regst du dich so auf?“
Warum wohl? „Je eher ich den Artikel fertigstelle, desto eher lasse ich dich in Ruhe, und wir brauchen diese Farce nicht weiterzuspielen. Das willst du doch auch, oder? Aber bisher warst du alles andere als entgegenkommend.“
„Ich will mich nicht mit dir streiten. Warum machen wir uns nicht einfach ein schönes Wochenende in New York?“
„Wie bitte? Indem ich so tue, als wäre ich dein Flittchen?“ Saskia lachte frustriert. „Ich weiß nicht einmal, warum ich dich unbedingt begleiten sollte. Schließlich stelle ich für Marla keine Bedrohung mehr da, und die Geschichte von unserer Verlobung ist mittlerweile längst kalter Kaffee. Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, eine Wohltätigkeitsveranstaltung in New York wäre das Letzte, wo ein Einsiedler wie du sich blicken lässt.“
„Das ist es auch“, stieß Alex hervor. Ihm wurde immer elender zumute, nun, da der Jet hielt. „Und deswegen lege ich auch so viel Wert auf deine Gesellschaft.“
Als sie das Starlight Roof des Waldorf Astoria betraten, stieß Saskia einen verzückten Laut aus. Die große marmorne Rotunde im Foyer war schon beeindruckend gewesen, aber der Anblick des großen, im Art-déco-Stil gehaltenen Ballsaals mit den Männern im Frack und den Frauen in Designerroben nahm ihr den Atem. Sie war von Berufs wegen schon an vielen Veranstaltungsorten gewesen, aber keiner war so prachtvoll wie dieser gewesen. Die hohen Fenster reichten über zwei Stockwerke und waren von Damastvorhängen gerahmt, und von der vergoldeten Decke hingen prachtvolle Kristalllüster herab.
Insgeheim war sie nun dankbar, weil sie nachgegeben hatte, als Alex darauf bestand, ihr ein Kleid für diesen Anlass zu kaufen. Er hatte ihr bereits vor der Reise eine neue Garderobe aufgedrängt, und sie hatte sich für einen klassischeleganten kobaltblauen Hosenanzug entschieden. Doch er hatte ihr dieses Kleid am Nachmittag zusammen mit einem Diadem und einem Zettel, dass sie beides am Abend tragen sollte, aufs Zimmer schicken lassen.
Zuerst wollte sie dagegen aufbegehren, überlegte es sich allerdings anders, nachdem sie die goldfarbene Robe und das Schmuckstück eingehend betrachtet hatte. Bis zu dem Zeitpunkt war der Hosenanzug für sie das Schickste gewesen, was sie je gesehen hatte. Nun, da sie sich in dem Ballsaal umblickte, war ihr klar, dass er hier völlig fehl am Platz gewesen wäre.
Es war wie im Traum. Vor langer Zeit wäre es ihr sehnlichster Wunsch gewesen, sich in einem solchen Kleid an Alex’ Seite in der Öffentlichkeit zu zeigen und einen Verlobungsring von ihm zu tragen.
Es war seltsam. Sie konnte es gar nicht erwarten, den Artikel fertigzustellen. Sie konnte es nicht erwarten, Alexander Koutoufides zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. Aber an diesem Abend fühlte sie sich wie eine Prinzessin. Nein, sie war es. Und ihr Begleiter war der attraktivste Mann im Raum.
Also,
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