Zeit der Rache - Zeit der Liebe
hatte die Frauen vorerst satt. Aber er musste seinen Frust nicht an Marla auslassen.
„Hör zu. Ich möchte nur, dass du glücklich bist, okay?“
„Gut. Genau das will ich auch.“
„Dann sehe ich keinen Sinn darin, Zeug zu veröffentlichen, das einen Skandal auslösen wird.“
„Woher willst du wissen, dass das eintrifft? Du hast das Buch ja nicht einmal gelesen.“
„Komm schon, Marla. Alles, was bisher über dich geschrieben wurde, hat nur Ärger gebracht.“
„ Ich habe es aber geschrieben. Vertraust du mir denn überhaupt nicht?“
„Mit Vertrauen hat es nichts zu tun …“
„Und ob! Ich bin fast vierzig, und trotzdem hältst du mich für völlig unfähig. Hättest du bloß mit Saskia geredet …“
„ Nein! Ich werde nicht mit ihr sprechen – und du auch nicht, wenn du weißt, was gut für dich ist.“
„Und trotzdem hast du mit ihr geschlafen?“
Alex atmete scharf aus. „Du hast keine Ahnung, was für ein Mensch sie ist.“
„Ich weiß, dass sie keine Sensationsreporterin ist, auch wenn du es ihr unterstellst.“
„Es geht nicht nur darum, was sie ist, sondern wer .“
„Weil sie Victor Prentice’ Tochter ist?“
Da er so müde war, dauerte es einen Moment, bis ihm klar wurde, was Marla gerade gesagt hatte.
„Du weißt es?“
„Natürlich tue ich das! Es war nicht schwer, es herauszufinden, nachdem ihr Foto und ihr Name in allen Zeitungen zu sehen war.“
„Aber ihr Vater …“
„Du musst mich nicht daran erinnern, wer er ist oder was er getan hat!“
„Du warst damals erst fünfzehn!“
„Und du zwölf! Was hast du zu der Zeit schon gewusst! Ich wünschte, du hättest es nie erfahren und Dad hätte nie etwas zu dir gesagt.“
„Ich habe schon vorher etwas geahnt, weil ständig leise gesprochen wurde und viele Tränen geflossen sind. Und als ich herausgefunden habe, dass er dich vergewaltigt hat, hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Ich habe mir geschworen, mich an ihm zu rächen.“ Verblüfft blickte sie ihn an. „Was hast du gesagt? Er hätte mich vergewaltigt ? Hast du das etwa all die Jahre geglaubt?“
„Er hat dir die Unschuld geraubt. Du warst noch ein Teenager. Als was würdest du es denn bezeichnen?“
„Als Sex. Wir haben unser Verlangen gestillt.“
„ Tsou !“, rief Alex und zuckte zurück. Dann zeigte er vorwurfsvoll mit dem Finger auf seine Schwester. „Er hätte dein Vater sein können! Warum hast du für ihn Verlangen empfunden?“
Sie zuckte die Schultern. „Wie soll man gegenseitige Anziehungskraft erklären? Er war älter, und ich habe ihn bewundert und war neugierig auf Sex. Und er war so einsam und traurig – ohne Frau und mit einem Baby. Ich schätze, er hat mir einfach leidgetan.“
„Aber warum hast du dich auf so etwas eingelassen?“
„Das habe ich nicht. Er hat es getan.“
Marla ließ ihm Zeit, über ihre Worte nachzudenken.
„Das würde ja bedeuten …“
„Genau“, bestätigte sie. „Ich habe ihn gebeten , mit mir zu schlafen. Er sollte mir zeigen, was es heißt, eine Frau zu sein. Ich weiß, dass es falsch von ihm war, und ihm war es auch bewusst, aber ich habe ihn förmlich angefleht und mich ihm an den Hals geworfen.“ Sie neigte den Kopf und krauste die Stirn. „Hast du Saskia deswegen zuerst so abgelehnt? Weil sie Victors Tochter ist? Wie konntest du ihr das zum Vorwurf machen? Sie war damals noch ein Baby?“
Nun rieb Alex sich den Nacken. „Es spielt keine Rolle. Er hatte Sex mit dir. Und er hatte kein Recht …“
„Vergiss Victor! Und überwinde deinen Hass, Alex! Es ist lange her. Außerdem ist Victor jetzt ein gebrochener Mann. Er ist gebrechlich und pflegebedürftig.“ Sie verstummte, als sie seine Verblüffung bemerkte. „Wusstest du es etwa nicht? Hast du dich nicht mit Saskia unterhalten? Oder warst du zu sehr damit beschäftigt, sie ins Bett zu bekommen? Was glaubst du denn, warum sie so scharf auf diese Beförderung ist? Es ist die einzige Möglichkeit für sie, ihn in einem guten Heim unterzubringen.“
„ Theos !“ Er wirbelte herum und schloss dabei die Augen. Plötzlich war ihm übel. Er hatte alles gründlich verdorben.
„Was hast du getan?“ Marla kam näher und legte ihm die Hand auf den Arm. „Bist du nicht nach England geflogen, um ihr zu helfen? Was ist passiert?“
Obwohl er seine Schwester betrachtete, sah er nichts anderes als den Schmerz in Saskias Gesicht – den Kummer, den er ihr zugefügt hatte, als er ihren Vater bezichtigte, seine Schwester vergewaltigt
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