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Zeit der Rache - Zeit der Liebe

Zeit der Rache - Zeit der Liebe

Titel: Zeit der Rache - Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trish Morey
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widerfahren ist.“
    Ihre Worte rührten an sein Gewissen. Mit der anderen Hand berührte er ihre Wange und wischte die Tränen weg. Er spürte, wie sie bebte, und sofort verstärkten sich seine Schuldgefühle. „Nein, das ist es nicht. Weil ich nie mit dir ins Bett hätte gehen dürfen, jedenfalls nicht aus den Beweggründen. Ich hatte alles falsch verstanden. Dein Vater hat meine Schwester nicht vergewaltigt.“
    Verblüfft sah sie ihn an und beugte sich zurück. Seine andere Hand ruhte jetzt auf ihrer Schulter, und Saskia umfasste seinen Arm, als müsste sie sich an ihm festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Was hast du gesagt?“
    „Ich habe mit Marla gesprochen. Es war nicht so, wie ich dachte.“
    „Was soll das heißen? Hatten sie keinen Sex miteinander?“
    Alex legte ihr den Arm um die Taille. „Doch. Und Marla war tatsächlich erst fünfzehn, aber ihren Worten zufolge hat sie es freiwillig getan. Nicht nur das, sie behauptet, sie hätte sich deinem Vater förmlich an den Hals geworfen.“
    Sie schniefte und berührte mit dem Handrücken ihre Nase. „Aber ich dachte, er hätte deinen Eltern gegenüber damit geprahlt, dass er ihr die Unschuld geraubt hätte. Stimmte das denn auch nicht?“
    Alex seufzte. „Doch, das ja.“
    „Und warum hat er das gemacht?“
    Nun presste er die Lippen zusammen. „Anscheinend war er nicht stolz auf sein Verhalten. Allerdings wollte er um jeden Preis vermeiden, dass die Wahrheit ans Licht kam. Meine Eltern sollten seine Version glauben und Marla nicht verurteilen. Offenbar wollte er sie schützen.“
    In ihren Augen lag ein gequälter Ausdruck, und sie blinzelte. Alex merkte, wie viel Kraft es sie kostete, sich zusammenzureißen. Ihre Miene schien sich jedoch ein wenig aufzuhellen.
    „Das heißt also, mein Vater war kein Vergewaltiger?“
    „Nein“, erwiderte er leise. „Und ich wünschte, ich könnte alles zurücknehmen, was ich dir an den Kopf geworfen habe. Hätte ich es dir nur ersparen können! Ich habe mich gründlich getäuscht.“
    „Du dachtest, du würdest Vergeltung für Marla üben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand meinetwegen so viel auf sich nimmt.“
    Ich würde es tun, dachte Alex. Wenn du mir nur eine Chance geben würdest.
    Saskia atmete tief durch und begann, in der Küche auf und ab zu gehen. Mit einer Hand wischte sie sich die Tränen fort. „Ich muss mich bei dir bedanken, weil du hierhergekommen bist und mir alles erklärt hast. Vor allem für deine letzten Worte. Ich weiß es zu schätzen, dass du den weiten Weg gemacht hast.“
    Daraufhin erstarrte er. Offenbar schickte sie ihn weg. Und er hatte noch nicht einmal alles gesagt. Aber sie litt noch unter dem Tod ihres Vaters und hatte an diesem Tag genug verkraften müssen.
    „Dann gehe ich“, sagte er.
    Saskia band ihr Haar mit einem schwarzen Satinband zusammen und trat einen Schritt zurück, um sich im Spiegel zu betrachten. Dabei zupfte sie am Saum ihres schwarzen Blazers. Das Make-up kaschierte einigermaßen die Schatten unter ihren Augen, und der Lippenstift verlieh ihrem Gesicht etwas Farbe, aber sie sah sehr müde aus. Sie schnitt ein Gesicht. Schließlich ging sie nicht auf eine Modenschau.
    Nachdem sie einen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hatte, atmete sie tief durch. Es war höchste Zeit. Einen Menschen auf seinem letzten Weg zu begleiten war nie einfach. In den letzten beiden Tagen hatte sie viel über ihren Vater nachgedacht. Schon jetzt vermisste sie ihn schrecklich und konnte sich ein Leben ohne ihn kaum vorstellen. Andererseits spürte sie auch Erleichterung darüber, dass er sich nicht lange hatte quälen müssen.
    Und mit der Beerdigung würde sie einiges abschließen können. Sie wusste jetzt, wie es zwischen Marla und ihrem Vater gewesen sein musste – ein hübsches junges Mädchen und ein einsamer Mann, dem seine Frau fehlte. Es war nicht richtig gewesen, aber auch lange nicht so schlimm, wie sie anfangs befürchtet hatte.
    Saskia nahm ihre Handtasche und den Schlüsselbund und öffnete die Tür, um den grauen Tag zu begrüßen. Das Taxi musste jeden Moment kommen.
    „Kann ich dich mitnehmen?“
    Sie wich einen Schritt zurück. Der Mann in dem dunklen Anzug, der an dem schnittigen schwarzen Jaguar lehnte, war der Letzte, den sie hier erwartet hätte.
    „Was machst du hier? Ich dachte, du wärst längst abgereist.“
    Er war gegangen. Sie hatte ihn selbst weggeschickt und war ihn genauso schnell losgeworden wie all die teuren

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