Zeit der Rache - Zeit der Liebe
gestern gestorben.“
Plötzlich wurde Alex klar, warum Saskia so aschfahl war und dunkle Schatten unter den Augen hatte.
Victor Prentice war tot.
„Saskia.“ Automatisch streckte Alex die Hand aus. Er dachte daran, wie er sich gefühlt hatte, nachdem seine Eltern ums Leben gekommen waren. Erinnerte sich an den tiefen Schmerz, den er empfunden hatte. Er wusste, wie es ihr ging, und zu allem Überfluss hatte er sie mit der Neuigkeit von Carmens Tod belastet.
Doch sie wich ihm aus. Auf der anderen Seite des Esstischs blieb sie stehen. Abwehrend verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Wag es ja nicht, mich anzufassen!“
„Saskia …“
„Und beleidige bitte nicht meine Intelligenz, indem du so tust, als täte es dir leid! Du hast dir die ganze Zeit gewünscht, er wäre tot. Sicher bist du jetzt unendlich erleichtert.“
„Nein. Ich gebe nicht vor, deinen Vater je gemocht oder respektiert zu haben“, gestand Alex. „Aber ich habe mich in ihm getäuscht. Und es war ein Fehler, dir zu sagen, was ich gesagt habe. Ich habe dich verletzt, und das hätte ich nicht tun dürfen.“
Saskia blinzelte. Ihre grünen Augen glänzten und wirkten hart. „Was scherst du dich überhaupt um mich? Für dich war ich doch immer nur Mittel zum Zweck – jemand, den du demütigen konntest, um deine Rachegelüste zu befriedigen.“
„Das ist nicht wahr“, widersprach er. „Ich hätte dich niemals absichtlich gedemütigt.“
Ungläubig blickte sie ihn an. „Ich glaube dir kein Wort. Du bist mit mir ausgegangen und hast mir das Gefühl vermittelt, dass ich etwas ganz Besonderes bin. Und sobald ich dir aus der Hand gefressen habe, hast du mir den Boden unter den Füßen weggezogen, und das, als ich nackt in deinem Bett lag und am verletzlichsten war. Hast du eine Ahnung, wie erniedrigend das war?“
Er neigte den Kopf. Jedes Wort, das sie sagte, stimmte. „Glaub mir, das habe ich nicht gewollt.“
„Verdammt noch mal, was hast du dir dann dabei gedacht? Weißt du nicht mehr, wie du mich benutzt hast? O nein …“ Abrupt verstummte sie und schlug sich die Hand vor den Mund. „Warum habe ich das nicht früher gemerkt? Die ganze Zeit dachte ich, du wolltest meine Familie demütigen, weil mein Vater deine ruiniert hatte. Aber du hattest einen viel besseren Grund. Du bist mit mir ins Bett gegangen, weil du wiederholen wolltest, was mein Vater deiner Schwester angetan hatte. Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen! Was bist du nur für ein Unmensch?“
„Hör zu, Saskia …“ Alex machte einen Schritt auf sie zu.
Alarmiert wich Saskia zurück. „Deswegen bist du mit mir ins Bett gegangen, nicht? Du wolltest dich an meinem Vater rächen, weil er deine Schwester vergewaltigt hatte.“
Regungslos stand er da. „Es stimmt. Ich wollte dir deine Unschuld rauben, genau wie dein Vater es bei Marla getan hat. Aber ich konnte es nicht. Deswegen habe ich aufgehört.“
„Das hast du nicht! Du hast mich aus dem Bett geworfen.“
„Weil ich dich nicht verletzen wollte.“
„Erzähl mir doch keine Märchen. Du hast mich abserviert, weil du ein gefühlskalter Mistkerl bist. Der einzige Mensch, der dir etwas bedeutet, ist deine Schwester, und die will deine Hilfe nicht. Und du bist zu arrogant und selbstherrlich, um es zu merken.“
„Nein! Begreifst du es denn nicht? Wenn ich wirklich so wäre, hätte ich dich nicht rausgeworfen. Dann wäre ich im Bett geblieben und hätte auch gegen deinen Willen mit dir geschlafen.“
„Aber du hast zu mir gesagt …“
O ja, er erinnerte sich nur zu gut an seine Worte. Hatte sie ihn nicht erst kürzlich daran erinnert? „Ich habe dich nicht hinausgeworfen, weil du noch Jungfrau warst.“
Plötzlich war ihr die Kehle wie zugeschnürt. Saskia schluckte. „Warum dann?“
„Weil ich mein Vorhaben nicht ausführen konnte. Ich hatte alles genau geplant. Die Firma deines Vaters gehörte praktisch schon mir, und ich hatte dich genau dort, wo ich dich haben wollte.“
„Ich habe dir vertraut!“
„Ich weiß. Aber du musst mir zuhören“, bat Alex eindringlich. „Ich bin mit dir essen, ins Kino und tanzen gegangen, damit du dich in mich verliebst und ich mich an dir rächen kann. Und obwohl ich mich dagegen gewehrt habe, fing ich an, etwas für dich zu empfinden. Du warst schön und intelligent, und ich war gern mit dir zusammen. Deshalb habe ich mir ständig vor Augen geführt, was dein Vater Marla angetan hat und welches Ziel ich verfolge. Davon wollte ich mich durch
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