Zeit der Rache - Zeit der Liebe
Träume gehabt. Und dann erinnerte sie sich. Alex. Schnell drehte sie sich um, aber sie lag allein im Bett. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Gestern war er so nett zu ihr gewesen, so zärtlich und verständnisvoll. Er war doch nicht etwa gegangen? Er hatte sich bei ihr entschuldigt. Was konnte er jetzt noch von ihr wollen?
Die Schlafzimmertür schwang auf. „Perfektes Timing.“ Alex lächelte sie an, als er hereinkam. Noch immer trug er das weiße Hemd und die dunkle Anzughose vom Vortag, aber er hatte das Hemd nicht zugeknöpft und die Ärmel hochgekrempelt, sodass Saskia einen Blick auf seine gebräunte Haut erhaschen konnte. Momentan interessierte sie sich allerdings mehr für das Tablett, das er in Händen hielt. Darauf standen einige Teller und Tassen, und irgendetwas duftete köstlich. „Hast du Hunger?“
Wieder betrachtete Saskia seinen muskulösen Oberkörper. Alex sah wirklich zum Anbeißen aus, aber jetzt merkte sie, wie flau ihr war. „Und wie!“, erwiderte sie. In den letzten Tagen hatte sie kaum Appetit gehabt, und plötzlich schien ihr Körper einen großen Nachholbedarf zu haben.
„Geh und mach dich frisch“, wies er sie an. „Ich hole den Kaffee.“
Sie sprang aus dem Bett, schnappte sich ihren Bademantel und eilte ins Bad, wo sie sich entsetzt im Spiegel betrachtete. Ihr Haar war zerzaust, ihr Make-up vom Vortag völlig verschmiert, aber zumindest wirkten ihre Augen nicht mehr so leblos. Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen hatte, kämmte sie sich.
„Zurück ins Bett“, befahl Alex, als sie wieder das Schlafzimmer betrat. Sie dachte nicht einmal daran zu protestieren, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt war, die Teller zu betrachten. Er hatte Rührei mit Schinken und Tomaten und dazu Toast gemacht und Butter und Marmelade in Schälchen gefüllt.
Alex füllte ihr von allem auf und reichte ihr den Teller. Innerhalb weniger Minuten hatte sie alles aufgegessen.
„Das war sehr gut!“ Seufzend lehnte sie sich zurück, bevor sie einen Schluck Kaffee trank.
„Bist du satt?“
„Wo bleibt der Nachtisch?“, witzelte sie. „Nein, im Ernst, vielen Dank. Nicht nur für das Frühstück, sondern für alles, was du gestern für mich getan hast. Ich war gestern Abend so müde und habe so gefroren, und in deinen Armen habe ich mich wunderbar geborgen gefühlt. Letztendlich war ich dann doch froh, dass du mich zur Beerdigung begleitet hast.“
Nachdem er ihr Kaffee nachgeschenkt hatte, stellte er die Teller zusammen. „Für mich war es auch wichtig, dabei zu sein. Es war höchste Zeit, den Hass abzulegen. Ich war so verdammt dumm. Er war dein Vater und muss sehr stolz auf dich gewesen sein. Wie konnte ich ihn nur hassen?“
Unter Tränen lächelte Saskia. „O nein“, sagte sie, während sie nach den Papiertüchern auf dem Nachttisch griff. „Ich dachte, ich würde nicht mehr weinen.“
Leise lachend kam Alex näher. Dann nahm er ihr das Papiertuch ab und tupfte ihr damit sanft die Tränen fort.
Forschend betrachtete sie ihn. „Warum bist du immer noch hier?“
Daraufhin lehnte er sich zurück und blickte sie beinah flehentlich an. „Ich muss dich etwas fragen. Ich möchte wissen, ob du mir je verzeihen kannst, was ich getan habe und dass ich dir so viel Schmerz zugefügt habe.“
„Du hast dich schon bei mir entschuldigt.“
„Nein“, widersprach er. „Das war nicht genug. Ich muss wissen, ob du mir verzeihst, weil wir die Vergangenheit nur dann hinter uns lassen können.“
Saskia zögerte einen Moment. „Und warum ist das so wichtig?“
„Weil wir dann eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft haben. Wenn du es willst. Ich liebe dich, Saskia. Gott weiß, dass ich dich nicht verdient habe, aber ich möchte mein Leben nicht ohne dich verbringen.“
„Du liebst mich?“ Verwirrt blinzelte sie. Diese Worte hatte sie auch im Traum gehört, und es war wunderschön gewesen. Das hier war allerdings viel besser. Es geschah wirklich.
Alex lächelte. „Ich liebe dich. Ich habe lange gebraucht, um mir darüber klar zu werden – viel zu lange. Aber ich möchte die Zukunft damit verbringen, dich zu lieben. Wenn du mich haben willst.“
„Du liebst mich“, sagte sie wieder. Diesmal war es jedoch eine Feststellung und klang beinah ehrfürchtig.
Nun lachte er herzlich. „Dann macht es dir also nichts aus?“
„Wie bitte? Weißt du, wie lange ich darauf gewartet habe, diese Worte aus deinem Mund zu hören?“
„Und hast du eine Ahnung, wie sehr ich mich danach gesehnt
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