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Zeit der Raubtiere

Zeit der Raubtiere

Titel: Zeit der Raubtiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Klaussmann
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den Augen, und es machte sie stolz. Sie tupfte sich Parfum auf die Handgelenke und zwischen die Brüste und ging barfuß zurück in die Küche.
    Sie nahm eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank und trug sie zu Hughes hinaus, der auf der Veranda saß und den Kanal betrachtete.
    »Entkorkst du mir die bitte, Liebling?«
    Hughes hob den Blick, nahm Flasche und Korkenzieher entgegen und begann die Stanniolkapsel zu entfernen.
    »Ziemlich freizügig«, sagte er zu der Flasche.
    »Ich hatte es beim Tanzabend im Jachtclub an, weißt du das nicht mehr?«
    Er sah auf. Ein halbherziges Lächeln, das nicht bis zu den Augen reichte. »Nein, tut mir leid, Nick, daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Also bitte«, sagte sie. »Da war doch dieser komische, hässliche kleine Mann, dieser Bandleader, der sich für Lester Lanin hielt und irgendeine Bemerkung über die Kirschen machte, für die du ihm fast eine runtergehauen hättest.«
    »Wirklich?«
    Nick holte tief Luft. »Also, ich habe es ein bisschen verändert«, sagte sie. »Ich habe die Träger abgeschnitten. Ich finde es einfach viel flotter so.«
    Hughes zog den Korken aus der Flasche und begann, ihn aus dem Korkenzieher herauszudrehen. »Da wirst du aber frieren, oder?«
    Nick starrte ihn an. In ihrem Kopf hämmerte es im hitzigen schnellen Rhythmus der Bläser von Count Basies Orchester. »Das darf doch nicht wahr sein, Hughes«, sagte sie langsam. »Wir sind hier in Florida, verdammt noch mal. Ich werde ganz sicherlich nicht frieren.«
    Hughes hielt den Blick gesenkt, zuckte nicht mit der Wimper. Er reichte ihr den Wein. Ohne sich um ein Glas zu scheren, nahm sie einen Zug aus der Flasche und ging auf den Rasen hinaus.
     
    Als es an der Tür klopfte, wusste Nick nicht genau, wie lange sie schon da draußen saß. Sie wusste nur, dass die Flasche halb leer und ihr Kleid feucht vom Gras war. Mühsam stand sie auf und ging schwankend zur Veranda. Auf dem Weg durchs Haus sah sie, dass Hughes das Paar bereits händeschüttelnd an der Vordertür begrüßte. Erst als sie neben ihn trat, bemerkte sie, dass sie immer noch barfuß war.
    »Hallo«, sagte sie lachend und richtete den Blick auf ihre Füße. »Tja, Sie haben eine barfüßige Gastgeberin. Ich kann nur hoffen, dass Sie mir das nicht als Gleichgültigkeit auslegen. Ich war im Garten. Da ist es zu feucht für Schuhe.«
    »Die Barfüßigkeit von Gastgeberinnen war für mich von jeher Ausdruck höchsten Respekts«, sagte der Mann und streckte ihr die Hand entgegen. »Charlie Wells. Und das ist meine Frau Elise.«
    Seine Augen waren so rund und schwarz wie die Jettperlen, die ihre Mutter immer angelegt hatte, bevor sie ins Theater ging, aber seine braune Hand fühlte sich warm, wenn auch ein bisschen rauh an. Das kam vom Schiff – auch Hughes’ Hände waren vom Abschlagen und Anstreichen und all den anderen Vorbereitungen auf die Stilllegung der Jacob Jones hart geworden. Charlies Schwielen erinnerten Nick auch daran, dass er Mannschaftsangehöriger gewesen war. Irgendwann hatte man ihn zwar zum Offizier ernannt, doch diese Laufbahn war ihm, anders als ihrem Mann, nicht vorgezeichnet gewesen. Mustangs nannte man sie, hatte Hughes gesagt. »Aber einer der fähigsten Männer, mit denen ich gedient habe. War klug, ihn zu befördern.«
    Während der Mann dunkelhaarig und schlank war, wirkte die Frau mit ihren blonden Haaren fast wie ein Albino. Und sie trug ein roséfarbenes Kleid, mit dem sie sich Nicks Meinung nach keinen Gefallen tat. Aber ihre mädchenhafte Ausstrahlung versetzte Nick einen kleinen neidischen Stich.
    »Was darf ich euch zu trinken anbieten?«, fragte Hughes.
    »Kommen Sie bitte mit raus auf die Veranda«, sagte Nick. »Unsere alberne Bar ist nämlich draußen, damit Hughes nicht so weit gehen muss, um Ihnen den Scotch zu bringen.« Sie führte die Gäste durch das Haus nach hinten zur Veranda. »Wir leben praktisch hier draußen. Das ist eben das Schöne an Florida. Haben Sie auch eine Veranda, Elise?«
    »Ja, aber ich halte mich so gut wie nie dort auf«, antwortete Elise. »Ich bin nicht so wahnsinnig gern im Freien.«
    »Schade.« Insgeheim verdrehte Nick die Augen. »Mögen Sie Count Basie? Ich höre zurzeit gar nichts anderes mehr.«
    »Ich kenne mich da nicht so aus. Bei uns ist Charlie derjenige, der über Musik Bescheid weiß.«
    »Haben Sie ›Honeysuckle Rose‹?«, fragte Charlie.
    »Na klar!« Nick war schon auf dem Weg zum Plattenspieler. »Mögen Sie Blues? Hughes findet Blues zu

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