Zeit der Sinnlichkeit
Angst vor der Zukunft hatte, daß es mir vorkam, als sei mein Leben bis zu diesem Zeitpunkt von einem Glück erfüllt gewesen, das ich nie empfunden hatte. Als George Fox das erste Mal vernahm, wie Gott zu ihm sprach, erklärte er, daß von diesem Augenblick an »die ganze Schöpfung einen anderen Duft bekommen hatte«, und jetzt fühlte ich genauso wie er, nur, daß er angefangen hatte, das Neue und Frische aller Dinge wahrzunehmen, während ich die Verzweiflung spürte.
Als Ambrose zu Edmund, Eleanor und Hannah sagte, daß »Robert sich seiner Verantwortung Katharine gegenüber nicht entzieht«, benahmen sie sich mir gegenüber sehr gütig, lächelten mich freundlich an und versprachen mir, für mich zu beten. Nur Daniel sah mich traurig an. »Schade«, sagte er, »daß du uns nie das Krocketspiel beibringen konntest.«
Während der Tage, die mir noch im Whittlesea verblieben, versuchte ich, mir darüber klarzuwerden, wohin ich mich wenden sollte, nach Norden hin, zum Meer, nach Nordost, in Richtung Norfolk, oder nach Süden, in Richtung London, doch stand mir der Sinn überhaupt nicht nach Reisen oder Ankommen; ich war voller Abscheu gegen mein Leben. Deshalb entschied ich mich für die Straße nach London, da ich mich daran erinnerte, daß dort die Pest grassierte, und mir vorstellte, daß in der Pestilenz das Ende meiner Geschichte liegen würde – ein Ende, das ich selbst verschuldet hatte.
Die Betreuer holten Katharine aus dem Margaret Fell. Sie badeten sie, kämmten ihr die Haare und zogen ihr ein sauberes Kleid an.
Dann gaben sie ihr Pearces Zimmer zum Schlafen und versprachen ihr, daß ich zu ihr kommen und sie trösten würde »mit der zärtlichen Liebe, die er für dich und das Kind empfindet«, und daß sie, derart getröstet, bestimmt schlafen werde.
Also war ich gezwungen, in das Zimmer zu gehen, in dem mein Freund gestorben war, und da saß nun Katharine still auf dem harten Stuhl, auf dem Pearce immer mit geschlossenen Knien gesessen und gelesen hatte, das Buch wie einen Fächer vor seiner Nase, die Worte Harveys so köstlich in seinem Kopf kreisend, daß er nichts anderes mehr wahrnahm.
Als Katharine mich sah, erhob sie sich von dem Stuhl, kam zu mir, legte die Arme um meinen Hals und fing an, zu schluchzen und Robert zu sagen, Robert, Robert, zwanzig- oder dreißigmal. Ich hielt sie fest. Das Kleid, das sie trug, war aus sauberem Leinen, und daher roch Katharine jetzt anders, als ich es in Erinnerung hatte. Für diesen Wandel war ich dankbar.
Ich sagte zu ihr, daß wir vom Whittlesea weggehen würden. Und ich sagte zu ihr, daß ich sie liebte und nicht verlassen würde.
An diesem Abend aß sie mit uns in der Küche. Sie aß mit einem Löffel in der rechten Hand, und mit der Linken hielt sie meinen Arm fest. In dieser Nacht schlief sie, wie Ambrose und die anderen vorhergesagt hatten, bis zum Morgengrauen.
Alles, was ich jetzt noch an Geld besaß, waren vierundzwanzig Pfund und drei Shilling.
Mit diesem Geld, meinen Kleidern und sonstigen Besitztümern, die in zwei Mehlsäcken verstaut waren, stand ich nun in der Wohnstube des Whittlesea, dem Raum, in dem alle Zusammenkünfte stattgefunden hatten, während Katharine in einem wollenen Umhang draußen auf mich wartete. Und die Betreuer kamen einer nach dem andern, nahmen meine Hand und sagten mir adieu.
Die Trauer und Enttäuschung, die ich in ihren Gesichtern las, war furchtbar schwer zu ertragen, und ich hatte den Wunsch, dieses Abschiednehmen schnell hinter mich zu bringen. Doch das war nicht möglich, denn jeder von ihnen hatte eine kleine Ecke in seinem Herzen, die mich nicht gehen lassen wollte und es lieber gehabt hätte, wenn ich geblieben wäre, trotz meines Vergehens. So riefen sie sich ins Gedächtnis zurück, wie mich Gott »aus dem windigen Himmel« zu
ihnen geschickt und ich ein großes Geschenk nach Whittlesea mitgebracht hatte, nämlich das Geschenk meiner Hände, die ihnen so viele Monate bei ihren Heilaufgaben geholfen hatten.
»Wie sollen wir jetzt zurechtkommen?« fragte Ambrose, »nun, da ich der einzige mit ärztlichen Kenntnissen bin? Bete für uns, Robert, denn das Leben wird hart für uns werden – ohne John und ohne dich.«
»Ja. Bete für uns, lieber Robert«, sagte Hannah.
»Und bete für mich«, sagte Daniel, »denn wenn es wieder einmal eine Tanzerei oder ein Herumhüpfen geben sollte, dann bin ich der einzige Musikant.«
»Ich werde für euch alle beten«, sagte ich, »und immer an euch denken,
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