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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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auftischt.»
    «Aber das liegt nur daran, dass mein vermeintlicher Patient dumme Witze macht, damit er sich ja nicht auf sein Trauma einlassen muss. Damit kommst du mit Sicherheit nicht weiter, mein Lieber!» Salvia klang mit einem Mal fast zornig. Auch er füllte sein Grappaglas ein zweites Mal.
    «Scusa mi, Eliseo. Ich habe nicht nur ein Trauma, sondern möglicherweise zwei. Denn ich bin zu achtzig Prozent überzeugt, dass dieser Banker Massimo Nachforschungen über mich in Auftrag gegeben hat. Das wäre, kombiniert mit dem fliegenden Hund, eine geballte Ladung. Dann lasse ich mich in den Ruhestand versetzen, weil ich es satthabe.» Guerrini kippte den Grappa in einem Zug hinunter und schüttelte sich.
    «Was hast du satt?»
    «Dass die Reichen und Mächtigen immer irgendwie durchkommen.»
    «Welche Reichen?»
    «Na, angefangen von unserem werten ehemaligen Regierungschef bis zu den Bankern und den Mafiabossen. Die führen sich alle auf, als gehörte ihnen dieses Land. Sogar im edlen Padanien, in dem angeblich nur Ehrenmänner leben, hagelt es einen Skandal nach dem anderen.»
    «Bene, was hat das mit dir zu tun?»
    «Ich bin vor zehn Jahren aus Florenz verbannt worden, wie dereinst Dante, weil ich beinahe einen der einflussreichsten Geschäftsmänner und Politiker hätte hochgehen lassen.»
    «Beinahe?»
    «Ja, beinahe! Ehe ich die allerletzten Beweise beieinanderhatte, wurden mir weitere Ermittlungen untersagt, und ehe ich begriffen hatte, was eigentlich los war, saß ich in Siena, wurde zum Commissario befördert und hatte das Maul zu halten. Jedenfalls in Bezug auf jenen delikaten Fall.»
    «Übel.»
    «Si, molto male! Vor allem, weil ich derzeit das sichere Gefühl habe, in einen ähnlichen Sumpf zu geraten. Dieser Fall stinkt!»
    «Und was ist mit Laura?»
    «Wie kommst du denn auf Laura?»
    «Na, sie wird ja wohl gemeinsam mit dir ermitteln, oder?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Aber dieser Hardenberg ist doch aus München, nicht wahr?»
    «Ja.» Guerrini schob das Grappaglas in einer kleinen Schnapspfütze herum.
    «Du hast noch nicht mit Laura darüber gesprochen?»
    «Nein.»
    «Drittes Trauma?»
    «Ah, lass mich. Ich will einfach nicht mit ihr arbeiten.»
    «Was dann?»
    «Mit ihr leben, zum Beispiel.»
    «Warum machst du’s dann nicht?»
    «Weil es nicht geht! Frag jetzt bitte nicht weiter.»
    «Drittes Trauma», murmelte Salvia.
    «Wenn ich mich anstrenge, dann kann ich dir sicher noch ein paar liefern.»
    «Danke, für heute Abend reicht’s.» Salvia rief nach der Rechnung. Tommasinis Bruder machte wie immer eine kleine Szene und wollte kein Geld, aber Salvia blieb hart und bestand auch darauf, die ganze Rechnung zu zahlen.
    Als sie hinaus auf die schmale Gasse traten, stand der volle Mond über Siena und tauchte die alten Gebäude in beinahe weißes Licht. Schweigend gingen sie nebeneinander Richtung Campo. Die Gassen waren leer, nicht einmal Katzen oder Ratten waren unterwegs. Ihre Schritte klangen zu laut und schienen an den Häuserwänden hinaufzuwandern, um von oben zurückzuhallen.
    «Glaubst du, dass er’s war?», brach Salvia kurz vor dem Campo das Schweigen.
    «Ich weiß es nicht. Er wäre ziemlich blöd, wenn er’s gemacht hätte. Aber ich halte ihn für sehr intelligent. Das wird sich alles irgendwie klären.» Guerrini blieb stehen, atmete tief ein und schaute zum Mond hinauf. «Was mich beunruhigt, ist etwas anderes: Mir ist es eigentlich völlig egal, ob sich diese Leute gegenseitig umbringen. Als Vertreter des Gesetzes und der Gerechtigkeit finde ich mich gerade selbst nicht besonders überzeugend. Mir fehlt die moralische Motivation. Wenn ich es genau beschreiben soll, dann spiele ich Commissario. Das kann ich noch ganz gut, schließlich mache ich den Job schon ziemlich lange!» Guerrini lachte bitter auf.
    «Du solltest nicht so streng mit dir sein, Angelo. Glaubst du im Ernst, dass ich mit jeder Leiche, die auf meinen Seziertisch kommt, echtes Mitgefühl habe? Und nach dem, was du offensichtlich in Florenz erfahren hast, ist es kein Wunder, wenn sich dein Engagement gegenüber solchen Leuten in Grenzen hält. Wahrscheinlich solltest du erst einmal Mitgefühl mit dir selbst haben, dann geht’s dir bald besser!» Salvia legte Guerrini kurz die Hand auf die Schulter. «Ich muss jetzt ins Bett. Morgen kommt ein Schwarm Studenten zu mir in die Gerichtsmedizin. Buona notte, Angelo. Es war ein guter Abend.»
    «Dormi bene e grazie, Eliseo.»
    Salvia nickte und verschwand in einem

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