Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane
Berichte wahrscheinlich stimmen.
Was Simon Fraser betrifft, so gibt es mehrere Berichte, dass er der britische Offizier war, der die französischen Wachtposten überlistet hat, indem er sie aus dem Boot auf Französisch angerufen hat – und er sprach mit Sicherheit hervorragend Französisch, da er auch in Frankreich gekämpft hat. Was er allerdings genau gesagt hat – hier gibt es unterschiedliche Berichte, und da es nicht besonders wichtig ist, habe ich mir selbst etwas ausgedacht.
Ich bedanke mich bei Philippe Safavi, der meine Bücher ins Französische übersetzt, dafür, dass er die französischen Sätze in dieser Geschichte und in Die Stille des Herzens gelesen und korrigiert hat.
Lord John und der Herr der Zombies
Mit Lord John verhält es sich so: Dank seiner Situation als unverheirateter hochrangiger Offizier ohne festen Posten und mit geheimen politischen Verbindungen kann er problemlos außergewöhnliche Abenteuer erleben, statt an einen langweiligen Alltag gefesselt zu sein. Ehrlich gesagt habe ich zu Beginn der Arbeit an den »Beulen«, die mit ihm zu tun hatten, einfach einen Blick in den historischen Kalender geworfen, um zu sehen, welche interessanten Ereignisse in diesem Jahr stattgefunden haben. So fand er sich in der Schlacht von Quebec wieder.
Die Anregungen für diese Geschichte kamen mehr oder weniger aus Ferne Ufer . Ich wusste ja, dass Lord John Gouverneur von Jamaica war, als ihm Claire 1766 an Bord der Porpoise begegnete; es war zwar nicht undenkbar, dass man einen Mann mit seinen Verbindungen auch ohne jede Erfahrung auf einen solchen Posten berief – doch bei einem Mann, der das Territorium, auf das man ihn abkommandierte, schon kannte, war es wahrscheinlicher. Außerdem wusste ich, dass Geillis Duncan nicht tot war und wo sie sich befand. Und wie konnte ich schließlich in einer Geschichte, die in Jamaica spielte, der Idee mit den Zombies widerstehen?
AUF DEM TISCH IM SALON LAG EINE SCHLANGE. Eine kleine Schlange zwar, aber dennoch. Lord John fragte sich, ob er wohl etwas sagen sollte.
Der Gouverneur ergriff eine Kristallkaraffe, die keine fünfzehn Zentimeter neben dem zusammengerollten Reptil stand, und schien es gar nicht wahrzunehmen. Vielleicht war sie ja ein Haustier, oder vielleicht war es bei den Einwohnern Jamaicas üblich, sich eine zahme Schlange zu halten, um Ratten zu töten. Der Menge der Ratten nach, die er seit dem Verlassen des Schiffes gesehen hatte, schien das vernünftig zu sein – obwohl ihm diese Schlange hier nicht einmal groß genug erschien, um es auch nur mit einer zarten Maus aufzunehmen.
Der Wein war zwar anständig, wurde aber bei Zimmertemperatur serviert und schien direkt durch Greys Speiseröhre in sein Blut überzugehen. Er hatte vor dem Morgengrauen zuletzt etwas gegessen und spürte, wie sich seine Rückenmuskeln kribbelnd entspannten. Er stellte das Glas beiseite; er wollte einen klaren Kopf behalten.
»Ich kann Euch gar nicht sagen, Sir, wie sehr es mich freut, Euch zu empfangen«, sagte der Gouverneur und stellte sein Glas ebenfalls hin, allerdings leer. »Unsere Lage ist akut.«
»Das sagtet Ihr in Eurem Brief an Lord North. Dann hat sich die Situation seitdem nicht merklich verändert?« Es war fast drei Monate her, dass dieser Brief geschrieben worden war; in drei Monaten konnte sich vieles ändern.
Er hatte das Gefühl, dass Gouverneur Warren trotz der Temperatur im Zimmer erschauerte.
»Es ist schlimmer geworden«, sagte der Gouverneur und griff nach der Karaffe. »Viel schlimmer.«
Grey spürte, wie sich seine Schultern anspannten, doch seine Stimme blieb ruhig.
»Inwiefern? Hat es weitere …« Er zögerte und suchte nach dem richtigen Wort, »… weitere Demonstrationen gegeben?« Es war ein mildes Wort für das Niederbrennen von Zuckerrohrfeldern, die Plünderung von Plantagen und Sklavenbefreiungen im großen Stil.
Warren stieß ein hohles Lachen aus. Sein wohlgeformtes Gesicht war von Schweißperlen überzogen. Auf seiner Sessellehne lag ein zerknittertes Taschentuch, nach dem er jetzt griff, um sich die Haut zu betupfen. Er hatte sich heute Morgen nicht rasiert – oder möglicherweise sogar gestern; Grey konnte das schwache Kratzen seines dunklen Backenbartes auf dem Stoff hören.
»Ja. Weitere Zerstörungen. Letzten Monat haben sie eine Zuckerpresse niedergebrannt, allerdings in einem abgelegenen Teil der Insel. Jetzt jedoch …« Er hielt inne und leckte sich die trockenen Lippen, während er sich Wein nachschenkte.
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