Zeit der Stürme: Vier Highland-Kurzromane
gefolgt von einem Händepaar, das aus der Dunkelheit kam und besagte Kehle umklammerte.
Er wehrte sich in blinder Panik, hieb und trat wild um sich, doch der Griff an seiner Luftröhre lockerte sich nicht, und Lichter begannen in den Ecken dessen zu flackern, was sein Gesichtsfeld gewesen wäre, wenn er denn eines gehabt hätte. Mit all seiner Willenskraft ließ er sich erschlaffen. Das plötzliche Gewicht überraschte seinen Angreifer und befreite Grey im Fallen aus dem Würgegriff. Er ging zu Boden und rollte sich fort.
Verflucht, wo war der Mann? Wenn es ein Mann war? Denn obwohl sein Verstand auf die Vernunft pochte, erinnerten sich seine Instinkte an Rodrigos letzten Satz: Zombies sind Tote, Sah . Und was auch immer sich hier mit ihm im Dunklen befand, schien seinem Geruch nach zu urteilen schon mehrere Tage tot zu sein.
Er konnte es rascheln hören – etwas bewegte sich leise auf ihn zu. Atmete es? Er konnte es nicht sagen, denn sein eigener Atem rasselte heftig in seiner Kehle, und mit jedem Herzschlag hämmerte ihm das Blut in seinen Ohren.
Er lag am Fuß einer Wand, seine Beine halb unter der Bank der Ankleidekommode. Jetzt, da sich seine Augen angepasst hatten, war Licht im Zimmer: Die geschlossenen Glastüren waren helle Rechtecke in der Dunkelheit, und er konnte den Umriss des Wesens ausmachen, das ihn jagte. Es hatte Menschengestalt, jedoch seltsam gebeugt, und es schwang Kopf und Schultern hin und her, fast als wollte es ihn wittern. Wozu es höchstens zwei Sekunden brauchen würde.
Er setzte sich abrupt auf, ergriff die kleine Polsterbank und warf sie dem Wesen vor die Beine, so fest er konnte. Es stieß ein erschrockenes Uff! aus, das unleugbar menschlich klang, und wedelte stolpernd mit den Armen, um das Gleichgewicht zu behalten. Durch das Geräusch ermutigt, erhob er sich auf ein Knie und stürzte sich unter gebrüllten Beschimpfungen auf die Kreatur.
Er rammte ihr den Kopf vor die Brust, spürte, wie sie rückwärts fiel, und bewegte sich dann auf den dunklen Fleck zu, von dem er dachte, dass dort der Tisch stand. Er war dort, und Grey tastete hektisch über die Oberfläche, bis er seinen Dolch genau dort fand, wo er ihn hatte liegen lassen. Er griff danach und wandte sich genau rechtzeitig ab, um sich dem Wesen gegenüberzusehen, das blitzartig näher kam, stinkend und widerlich schmatzend. Er hieb danach und spürte das Messer über den Unterarm der Kreatur rutschen, bis es an einem Knochen abprallte. Das Wesen schrie auf, so dass Grey seinen faulen Atem direkt ins Gesicht bekam, dann machte es kehrt und rannte auf die geschlossene Glastür zu, die es in einem Regen aus Glas und wehender Baumwolle zerbersten ließ.
Grey rannte ihm nach, hinaus auf die Terrasse, rief dabei nach den Wachtposten. Doch wie ihm mit Verspätung einfiel, waren die Wachtposten ja im Haupthaus und bewachten den Gouverneur, damit die Ruhe dieses werten Herrn nicht gestört wurde von … was auch immer dies war. Ein Zombie?
Egal, was es war – es war fort.
Er setzte sich abrupt auf die Steine der Terrasse und zitterte vor Schrecken. Niemand war auf den Lärm hin ins Freie gekommen. Es war doch nicht möglich, dass jemand das verschlief; vielleicht wohnte sonst niemand auf dieser Seite des Hauses.
Ihm war übel, und er bekam keine Luft. Er legte den Kopf einen Moment auf die Knie, bevor er ihn wieder hochriss und sich umsah, damit sich nicht noch etwas an ihn heranschlich. Doch die Nacht war still und warm. Das einzige Geräusch war ein aufgeregtes Rascheln im Laub eines Baumes, und einen erschrockenen Moment lang glaubte er, es sei die Kreatur, die auf der Suche nach Zuflucht von Ast zu Ast kletterte. Dann hörte er leises Gezwitscher und zischendes Quieken. Fledermäuse, sagte der ruhige, rationale Teil seines Verstandes – das, was noch davon übrig war.
Er atmete in tiefen Zügen, um saubere Luft in seine Lungen zu bekommen und den widerlichen Gestank der Kreatur zu verdrängen. Er war schon den Großteil seines Lebens Soldat; er hatte die Toten auf Schlachtfeldern gesehen und sie auch gerochen. Hatte gefallene Kameraden in Gräben beerdigt und die Leichen der Feinde verbrannt. Er wusste, wie Gräber rochen und verrottendes Fleisch. Und das Wesen, das seine Hände an seinem Hals gehabt hatte, war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus einem frischen Grab gekommen.
Er zitterte heftig, trotz der Wärme der Nacht. Er rieb sich mit der Hand über den linken Arm, der von der Anstrengung schmerzte;
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