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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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mutlos. »Ich will mich für einen seriösen Job bewerben und nicht als Striptease-Tänzerin.«
    »Auch das ist ein durchaus seriöser Job«, behauptete April. »Nur leider einer, von dem man nicht unbedingt sonntags an Omas Kaffeetafel erzählen kann.«
    »Werde mich schon irgendwie stylen.« Immerhin hatte sie einen ganzen Schrank voller teurer Kleidungsstücke. Aber die wenigsten zog sie mehr als zwei- oder dreimal an, wenn es sich nicht gerade um den »internen Alltagsgebrauch« handelte. Sie war immer wieder bereit, eine Menge Geld in ausgeflippte Modeartikel zu stecken, die dann allerdings nach einem halben Jahr schon wieder total out waren.
    Es war ihr Hobby. Und Hobbypflege kostet nun mal Geld.
    »Wer nicht will, hat schon«, stellte April trocken fest und verschwand mit der Bluse. Wenig später tauchte sie angekleidet wieder auf – sie trug die durchsichtige Spießbürger-Provokation. Und die sah an ihr verdammt gut aus, musste Nicole neidlos zugeben.
    »Brauchst du bei deiner Bastelei Hilfe?« fragte April.
    Nicole schüttelte den Kopf. »Ich komme schon klar«, sagte sie.
    Mit ihren Gedanken war sie jetzt und auch später, als sie an ihrem Wagen herum schraubte, längst bei der Job-Agentur.
    Sie brauchte Geld. Ihr Konto war bereits ins Minus gerutscht. Natürlich würde April ihr Geld leihen oder sogar schenken, das wusste sie. Aber sie wollte es nicht. Sie wollte auf eigenen Füßen stehen können. Egal wie.
    Im Moment war vorlesungsfreie Zeit. Da konnte sie auch vorübergehend Fulltimejobs annehmen. Das erleichterte die Vermittlung wahrscheinlich. Aber in ein paar Wochen ging es mit dem Studium schon weiter. Das alles musste bedacht und kalkuliert werden. Es erschwerte ihre Vermittlung wiederum.
    Sie war gespannt darauf, wie sich diese Sache entwickelte. Und sie hoffte inständig, dass es klappte. Sie brauchte einen Job, und sie brauchte das Geld.
     
     
     
    Montag, 2. Juli 1973
     
    »Ich brauche eine Sekretärin«, beschloss Professor Zamorra.
    Professor! Wie das klang!
    Vor allem, weil ihm dieser Titel anerkannt worden war, ohne ihn damit an einen Hochschuljob zu binden! Zudem hatten ihn New York und Boston beide akzeptiert. Er würde also künftig sowohl an der New Yorker Columbia-Universität lehren als auch an der renommierten Harvard-University in Boston, Massachusetts. Letzteres war von weit größerer Bedeutung. Havard war das Größte überhaupt.
    »Besch … in sich, aber das Renommee …«
    Wer hier studiert hatte, gehörte zur Elite. Und wer hier einen Lehrstuhl erhielt – war ein Gott.
    Zumindest für amerikanische Verhältnisse.
    Dabei war es nicht einmal besonders schwierig gewesen, diesen Job zu bekommen. Beide Universitäten suchten genau Zamorras Fachgebiet – sie wollten einen Parapsychologen.
    Nun hatten sie ihn. Er musste jetzt nur noch koordinieren, wie er es schaffte, in New York und in Boston genügend oft präsent zu sein. Da kam noch einiges an Überzeugungsarbeit gegenüber den Dekanen auf ihn zu. Schließlich musste er ja nicht nur Vorlesungen halten, sondern auch für seine Studenten da sein.
    Gut, lange genug hatte er darauf hin gearbeitet. Er hatte in Berkeley, Kalifornien, studiert, an der Sorbonne in Paris, in Freiburg, Allemagne, bei Professor Hans Bender, dem einzigen, der in Europa überhaupt auf diesem Sektor in Forschung und Lehre aktiv war, ohne belächelt zu werden; er hatte auch in New York und selbst an der Harvard-University Seminare belegt. Aber die waren weltweit dünn gesät, weil die Parapsychologie nirgendwo so richtig ernst genommen wurde. Psychologie dagegen war Standard.
    Zamorra hatte ziemlich lange und viel studiert. Psychologie selbstverständlich, Soziologie, Physik, Chemie – und natürlich Parapsychologie.
    Seit sechs Jahren war er Honorarprofessor und lehrte mal hier, mal da. Damit hatte er schon unwahrscheinliches Glück – normalerweise wurden Professuren nur an ältere Gelehrte vergeben; Mitte vierzig musste man schon sein, um die Chance auf eine Ernennung zu bekommen, und Zamorra war nicht der einzige Jungakademiker, der oft genug dagegen gemeutert und gestänkert hatte. Doch sicher nicht deshalb, sondern eher seines Könnens wegen hatte man ihm ein Jahrzehnt früher Amt und Würde gewährt. Aber verkrustete Strukturen konnte auch er nicht aufbrechen; er galt als ein Außenseiter. Immerhin: Fünf Jahre lang hatte er einen Vertrag mit der Sorbonne gehabt. Und jetzt hatte er es geschafft. Harvard hatte ihn akzeptiert.
    Und es roch nach

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