Zeit der Teufel
bisweilen etwas weltfremd, wie mir scheint«, murmelte Asmodis.
»Du bist heute wieder wirklich amüsant«, behauptete Lucifuge Rofocale grimmig. »Ob Seine Majestät das auch so sieht, bleibt dahingestellt.«
»Wie auch immer Majestät es zu sehen geruht, wird es seine Richtigkeit haben«, sagte Asmodis ironisch. »Ich ziehe es vor, mir meine eigenen Gedanken zu machen.«
»Du hast während der Unterredung keinen eigenen Plan vorgetragen. Was würdest du tun? Wie sehen deine eigenen Gedanken aus?«
»Sie sind zu unausgegoren, darüber zu reden«, wich Asmodis aus. In Wirklichkeit wollte er einfach nicht darüber reden, um keinen Vorteil leichtfertig zu verschenken.
»Rede dennoch darüber zu deinem väterlichen Freund.« Es war keine Bitte, sondern ein Befehl, dem sich auch der Fürst der Finsternis nicht entziehen konnte.
»Ich traue dieser Botschaft aus der Zukunft nicht«, gestand er. »Es könnte eine Falle sein.«
»Beweise mir das.«
»Das kann ich nicht«, gestand Asmodis ehrlich. »Noch nicht. Aber wir sind alle gut beraten, wenn wir nicht leichtfertig alles als richtig ansehen, nur weil es uns aus unserer Zukunft übermittelt wird, die ja scheinbar variabel ist, sonst wäre der Versuch, diesen Zamorra jetzt zu töten, ja völlig unsinnig. Vielleicht gibt es noch andere Varianten der Zukunft. Ein Prophet wäre nützlich.«
»Propheten würden für uns nur unter Zwang arbeiten und ihre Erkenntnisse daher nicht zuverlässig sein.«
»Tja«, sagte Asmodis. »Dann müssen wir eben noch vorsichtiger sein bei allem, was wir tun.«
»Und wir werden Erfolg haben«, sagte Lucifuge Rofocale. »Wir werden den Auserwählten Zamorra vernichten, ehe er zu einer Gefahr für uns werden kann.«
»Dein Wort in LUZIFERs Ohr«, brummte Asmodis wenig überzeugt.
New York, Sonnlag, 1. Juli 1973
»Kaffee?«, fragte Nicole Duval, als sie April Hedgeson wie eine Tigerin auf Jagd über den kurzen Korridor in Richtung Bad schleichen sah, aus dem sie selbst gerade gekommen war.
»Grrr!«, machte April. »Tee – oder un espresso, per favore! «
Natürlich gab es keine Espresso-Maschine in der Wohngemeinschaft. Aber Nicole dachte auch nicht im Traum daran, für Tee zu sorgen. Sie war Kaffeetrinkerin, und wenn April Tee haben wollte, sollte sie gefälligst selbst dafür sorgen.
Sie bewohnten die relativ große Wohnung im New Yorker Stadtteil Hackensack, im New Jersey-Bereich, zu dritt, wie sie auch zu dritt die gleichen Fächer studierten. Aber Betty-Ann Marlowe, die dritte im Bunde, glänzte derzeit durch Abwesenheit. Sie war »auf Heimaturlaub«. Nicht, dass es Nicole und April sonderlich gestört hätte. Betty-Ann war eine Streberin, die nichts als ihr Studium im Kopf hatte und ihre Umwelt permanent damit nervte, dass sie ungefragt auch über die unbedeutendsten Details der existenziellen Grundsituation der blaugepunkteten und linksseitig amputierten Waldameise referierte – oder worüber auch immer aus dem gewaltigen Repertoire bekannter und unbekannter Kerbtiere und anderer Zeitgenossen. Immerhin – sie zahlte pünktlich ihren Anteil an der Miete, sie füllte den Kühlschrank regelmäßig auf, hielt die Bude im Rahmen ihrer Pflichten sauber und schleppte keine Männer mit herein.
Was wiederum April häufig tat, um mit selbigen erst zum Frühstück wieder aufzutauchen. Allerdings zahlte April auch den Löwenanteil der Miete und durfte sich daher schon einiges erlauben. Okay, sie hatte genug Geld, im Gegensatz zu Betty-Ann und Nicole, und hätte sich die Wohnung auch allein leisten können.
April war die hübsche Tochter eines reichen Vaters. Der alte Hedgeson war ein millionenschwerer Geschäftsmann, der mittlerweile daran arbeitete, seinen Wohnsitz von England nach Italien zu verlagern. Weil es dort wärmer war, und in seinem Alter vertrug er das britische Wetter nicht mehr so gut wie früher. Seine Tochter hatte er zum Studieren in die USA geschickt, unterstützte sie finanziell, wo er nur konnte, und wunderte sich immer wieder, dass sie fast besser mit dem Geld zu wirtschaften verstand als er selbst. Den Ausschlag, nach Italien umzusiedeln, hatte April gegeben; sie mochte dieses Land und die Sprache, die wie Musik in ihren Ohren klang. Auch die Französin Nicole Duval konnte sich dieser Faszination nicht ganz entziehen.
Als der Kaffee fertig war, kam April aus dem Bad zurück, ein Handtuch um das dunkle Haar gewunden und ansonsten in unbefangener Nacktheit. Nicole hatte derweil ein kleines
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