Zeit der Träume
Ich bin gesund, und ich könnte einem Kind viel bieten. Selbstverständlich würde ich erst für eine solide finanzielle Basis sorgen, aber wenn ich, sagen wir mal, auf die fünfunddreißig zugehe, und es ist immer noch kein Mann in Sicht, dann würde ich zum Arzt gehen, mich befruchten lassen und mir alleine ein Nest bauen.«
»Das klingt reichlich unromantisch«, meinte Malory.
»Mag sein, aber das Ergebnis zählt. Betrachte es doch mal in einem größeren Zusammenhang. Wenn du etwas wirklich willst, dann darfst du dich von nichts daran hindern lassen, es auch zu bekommen.«
Malory dachte an ihren Traum, an das Kind, das sie in den Armen gehalten hatte. Und an das Licht, das ihr Herz, ihre Welt erfüllt hatte. »Selbst wenn du etwas wirklich willst, gibt es Grenzen.«
»Na ja, einen Mord würde ich dafür natürlich nicht begehen. Man sollte halt wichtige Entscheidungen treffen, dann weitergehen und die Ergebnisse abwarten. Was ist mit dir, Zoe, würdest du es noch einmal tun? Ein Kind alleine großziehen?«
»Ich glaube nicht. Es ist schwer. Du kannst die Verantwortung mit niemandem teilen, und manchmal scheint sie dir zu viel für dich allein zu sein. Hinzu kommt noch: Niemand sieht das Kind an und empfindet, was du empfindest. Du kannst also deine Liebe und deinen Stolz mit niemandem teilen.«
»Hattest du Angst?«, fragte Malory.
»Natürlich. Ich habe immer noch Angst. Ich glaube, das muss so sein, weil es wichtig ist. Möchtest du Kinder, Mal?«
»Ja.« Vorsichtig rieb sie den Stein. »Mehr, als mir jemals klar war.«
Um drei schliefen Dana und Zoe in ihrem Bett, und Malory räumte auf. Sie war zu unruhig, um sich auf die Couch zu legen. Zu viele Gedanken, zu viele Bilder tanzten ihr durch den Kopf.
Sie betrachtete den kleinen blauen Stein. Möglicherweise funktionierte er ja. Sie hatte schon schlimmere Mittel gegen ihre Schlaflosigkeit ausprobiert als einen Stein unter ihrem Kopfkissen.
Aber vielleicht hatte sie die anderen Dinge nur nicht so tief akzeptiert. Sie war erschöpft, legte den Stein jedoch vorerst nicht unter ihr Kopfkissen.
Sie behauptete, Flynn zu lieben, und doch wartete sie, hielt einen kleinen, wichtigen Teil von sich selbst zurück und wartete darauf, dass das Gefühl vorüberging. Zugleich war sie verletzt und wütend, weil er sie nicht mit seiner Liebe überfiel und so für sie alles regelte.
Wie sollte sie ihr Gleichgewicht behalten, wenn nicht alles zwischen ihnen in der Waage war?
Schließlich gehörte alles an seinen Platz, und wenn es nicht richtig passte, dann war doch wohl der andere an der Reihe, sich zu ändern, oder?
Seufzend ließ sie sich auf die Couch sinken. Wie besessen hatte sie versucht, Künstlerin zu werden. Sie wusste, dass sie nicht genug Talent hatte, aber sie wollte partout nicht einsehen, dass all ihre Mühe und Arbeit nicht fruchteten.
Sie hatte es sich einfach passend gemacht.
Sie war in der Galerie geblieben, weil es bequem war, weil es vernünftig und angenehm war. Ständig hatte sie davon geredet, sich selbstständig zu machen - eines Tages. Aber sie hatte nur damit geflirtet. Es war ein zu großes Risiko. Wenn Pamela nicht aufgetaucht wäre, säße sie heute noch in der Galerie.
Weshalb hasste sie Pamela eigentlich so? Na gut, die Frau war eine Herausforderung, aber eine flexiblere Frau als Malory Price hätte sich bestimmt mit ihr arrangiert. Sie hatte vor allem Pamela übel genommen, dass sie das Gleichgewicht störte, die Regeln durcheinander brachte.
Sie hatte einfach nicht hineingepasst.
Jetzt startete sie mit Dana und Zoe ein Geschäft. Was sie viel Mühe kostete. Oh, am Ende würde es sich auszahlen, aber wie oft hatte sie diese Entscheidung bereits in Frage gestellt? Wie oft hatte sie sich schon überlegt, besser wieder auszusteigen, weil es viel zu anstrengend erschien?
Und sie war nach dem ersten Mal nicht wieder da gewesen. Sie war weder zum Haus gefahren noch hatte sie irgendwelche Pläne gemacht oder Kontakt zu Künstlern oder Kunsthandwerkern aufgenommen.
Zum Teufel, sie hatte sich nicht einmal einen Gewerbeschein besorgt, denn wenn sie das täte, würde sie sich verpflichten.
Sie nutzte den Schlüssel als Vorwand, um den endgültigen Schritt nicht tun zu müssen. Oh, sie suchte danach, verwandte viel Zeit und Energie auf ihre Suche. Ihre Verantwortungen hatte sie stets ernst genommen.
Aber hier und jetzt, um drei Uhr morgens, musste sie sich eingestehen, dass sich zwar ihr Leben in den vergangenen drei Wochen auf
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