Zeit der Träume
haben.«
»Natürlich.« Rowena legte den Spiegel beiseite, und ihre Lippen entspannten sich zu einem verträumten Lächeln. »In Rom, da war einmal ein junger Kellner. Er hatte so ein schönes Gesicht, mit Augen, die so schwarz waren, dass man darin hätte ertrinken können. Er hat mir Kaffee und ein Törtchen serviert und mich mit wissendem Lächeln bella donna genannt. Während ich das Törtchen aß, stellte ich mir vor, ich bisse in seine Unterlippe.«
Sie lachte. »Er saß mir Modell und flirtete dabei mit mir. Und wenn er dann nach den Sitzungen gegangen war, schnappte ich mir Pitte und verführte ihn.«
»Sie haben ihn nie betrogen?«
»Ich liebe meinen Mann«, erwiderte Rowena. »Wir sind mit Körper, Herz und Seele aneinander gebunden. Darin liegt eine Magie, die stärker ist als jeder Zauberspruch.« Sie legte ihre Hand über Zoes. »Sie haben einen Jungen geliebt, und Sie haben seinen Sohn bekommen. Dafür werden Sie ihn ewig lieben, obwohl er schwach war und Sie betrogen hat.«
»Simon ist meine Welt.«
»Ja, Sie haben ihm eine helle, liebevolle Welt geschaffen. Ich beneide Sie sehr um Ihr Kind.« Rowena stand auf und fuhr mit den Fingern über Danas Haare. »Sie haben jemanden geliebt, der kein Junge mehr war, aber auch noch kein Mann. Das haben Sie ihm nie verziehen.«
»Warum sollte ich?«
»Das ist die Frage«, murmelte Rowena.
»Was ist mit mir?«, fragte Malory. Rowena setzte sich auf die Armlehne des Sofas und legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Sie lieben den Mann so sehr, so schnell und heftig, dass sie an Ihrem Herzen zweifeln. Und deswegen können Sie ihm nicht vertrauen.«
»Wie kann ich auf etwas vertrauen, das keinen Sinn macht?«
»Solange Sie fragen müssen, werden Sie keine Antwort bekommen.« Sie beugte sich vor und gab Malory einen Kuss auf die Stirn. »Danke, dass Sie mich eingeladen und den Abend mit mir verbracht haben. Nehmen Sie dies.«
Sie hielt Malory einen blassblauen Stein hin. »Was ist das?«
»Ein kleiner Talisman. Legen Sie ihn heute Nacht unter Ihr Kopfkissen, dann werden Sie gut schlafen. Ich muss jetzt gehen.« Lächelnd hob sie die Hand an ihr Haar, dann stand sie auf und ging zur Terrassentür. »Was wohl Pitte von meiner Frisur hält? Gute Nacht.« Sie öffnete die Tür und schlüpfte hinaus.
Zoe wartete drei Sekunden, dann lief sie ihr nach und spähte durch die Scheibe. »Mist. Ich dachte, es macht jetzt puff oder so, aber sie geht nur, wie ein ganz normaler Mensch.«
»Sie wirkt sowieso ziemlich normal.« Dana griff nach dem Popcorn. »Zumindest für eine Göttin, die ein paar tausend Jahre auf dem Buckel hat.«
»Aber sie ist traurig.« Malory drehte den blauen Stein in ihrer Hand. »An der Oberfläche macht sie auf kühl und amüsiert, aber dahinter steckt bitterste Traurigkeit. Sie hat es ernst gemeint, als sie sagte, sie beneide dich um Simon, Zoe.«
»Das ist ein komischer Gedanke.« Zoe trat zurück an den Tisch, nahm eine Bürste, einen Stielkamm und Nadeln, dann stellte sie sich wieder hinter das Sofa. »Sie lebt in diesem großen Schloss mit all den wunderschönen Dingen.« Sie begann, Danas Haare zu bürsten. »Und sie ist wunderschön, und auch klug, glaube ich. Sie ist reich und hat einen Mann, den sie liebt. Sie ist viel gereist und kann wundervoll malen.«
Sie teilte Strähnen ab und begann, Dana die Haare zu flechten. »Aber mich beneidet sie, weil ich ein Kind habe. Glaubt ihr, sie kann keine Kinder bekommen? Ich wollte sie nicht fragen, es ist so persönlich, aber ich mache mir doch Gedanken darüber. Wenn sie so viele Dinge beherrscht, warum konnte sie dann kein Kind bekommen?«
»Vielleicht will Pitte ja keine Kinder.« Dana zuckte die Schultern. »Bei manchen Leuten ist das so. Was tust du da hinten, Zoe?«
»Ich probiere eine neue Frisur aus. Ich flechte dir ein paar dünne Zöpfchen hinein, das sieht jung und frech aus. Willst du denn?«
»Was?«
»Kinder haben?«
Dana kaute ihr Popcorn und überlegte. »Ja. Ich möchte gerne zwei, und wenn ich in den nächsten Jahren keinen Mann finde, der sie mit mir haben will, dann mache ich es alleine. Du weißt schon, mit künstlicher Befruchtung.«
»Das würdest du tun?« Fasziniert griff Malory in die Schüssel. »Du würdest wirklich ein Kind alleine großziehen? Ich meine absichtlich«, fügte sie mit einem Blick auf Zoe hinzu. »Du weißt schon, wie ich es meine.«
»Natürlich würde ich das.« Dana stellte die Schüssel zwischen sich und Malory. »Warum denn nicht?
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