Zeit der Träume
deine Kolumne zur Hand nehmen und mir ins Gedächtnis rufen, was ich habe. Was ich bin.«
»Ich finde dich außergewöhnlich.«
»Ich mich heute auch. Ich bin heute früh aufgewacht und habe mich so gut gefühlt, wie schon seit Tagen nicht mehr. Es ist erstaunlich, was guter Schlaf ausmacht - oder ein kleiner blauer Stein unter dem Kopfkissen.«
»Das habe ich jetzt nicht verstanden.«
»Ist momentan nicht wichtig. Nur etwas, was Rowena mir gegeben hat. Sie kam gestern zu unserem Mädelabend.«
»Ja? Was hatte sie an?«
Lachend setzte sich Malory auf die Schreibtischkante. »Für den Pyjama-Teil ist sie nicht lange genug geblieben, aber sie ist auf jeden Fall genau im richtigen Moment aufgetaucht. Wir drei haben uns mit einem Ouija-Brett vergnügt.«
»Du machst Witze.«
»Nein. Zoe brachte die Theorie auf, dass wir drei vielleicht Hexen seien und es nur nicht wüssten. Und dass wir deshalb ausgewählt worden seien... Es kam uns allen ganz logisch vor. Und dann wurde es plötzlich sehr seltsam. Die Kerzenflammen schlugen hoch empor, Wind kam auf. Und Kane kam herein. Rowena hat gesagt, wir hätten eine Tür geöffnet, so als ob wir ihn eingeladen hätten.«
»Verdammt, Malory. Gottverdammt. Warum spielt ihr denn auch mit mystischen Kräften herum? Er hat dich doch schon einmal angegriffen. Er hätte dir etwas tun können.«
Er hatte so ein tolles Gesicht, dachte sie. Es war so wandelbar - blitzartig konnte es sich von interessiert über amüsiert bis hin zu wütend verändern. »Das hat uns Rowena gestern Abend sehr deutlich klar gemacht. Du brauchst gar nicht böse mit mir zu werden.«
»Vorher hatte ich ja keine Möglichkeit dazu.«
»Da hast du Recht.« Grunzend wehrte sie Moe ab, der von Flynns lauter Stimme aufgewacht war und jetzt versuchte, auf ihren Schoß zu springen. »Du hast absolut Recht. Wir hätten nicht mit etwas spielen dürfen, das wir nicht verstehen. Glaub mir, es war ein Heidenschreck für alle. Ich werde es bestimmt nie wieder tun.«
Er zupfte sie an den Haaren. »Ich versuche, mich mit dir zu streiten. Sei doch wenigstens kooperativ.«
»Ich bin heute viel zu glücklich mit dir, um mich zu streiten. Wir können es uns ja für nächste Woche vornehmen. Außerdem bin ich nur vorbeigekommen, um dir die Blumen zu bringen. Ich habe dich jetzt lange genug bei der Arbeit gestört.«
Er blickte auf die Astern - jetzt hatte sie ihm schon zum zweiten Mal Blumen geschenkt. »Du hast wirklich gute Laune heute.«
»Warum auch nicht? Ich bin eine verliebte Frau, die, wie ich finde, sehr gute Entscheidungen getroffen hat über...«
»Über?«, forschte er, als sie abbrach.
»Entscheidungen«, murmelte sie. »Momente der Entscheidung, Momente der Wahrheit. Warum bin ich eigentlich nicht schon eher darauf gekommen? Womöglich war es dein Haus, aber meine Traumwahrnehmung hat es anders gesehen, damit es für mich mehr wie meins wirkte. Oder es hat gar nichts damit zu tun, und es geht einfach nur um dich.«
»Wie bitte?«
»Der Schlüssel. Ich muss dein Haus durchsuchen. Ist das ein Problem für dich?«
»Äh...«
Ungeduldig wedelte sie mit der Hand, als er zögerte. »Wenn du irgendwas Persönliches oder Peinliches irgendwo aufbewahrst - Pornomagazine oder abenteuerliches Sexspielzeug, dann kannst du es entweder vorher noch wegräumen, oder ich verspreche dir, es zu ignorieren.«
»Die Pornomagazine und das Sexspielzeug liegen in meinem Tresor, und die Kombination dafür kann ich dir leider nicht geben.«
Malory grinste. »Ach nein?«
»Eigentlich habe ich keinen Tresor und auch keine Sexspielzeuge - weder abenteuerliche noch sonst welche. Aber ich könnte ein paar besorgen. Und es liegen eventuell ein oder zwei Männermagazine herum - die ich jedoch selbstverständlich nur wegen der intellektuell wertvollen Artikel gekauft habe.«
»Ich verstehe.« Sie trat zu ihm und fuhr ihm mit den Händen über die Brust. Wirkungsvoll setzte sie ihre großen, blauen Augen ein. »Ich weiß, dass es viel verlangt ist. Ich hätte ja auch nicht gerne, dass jemand bei mir zu Hause rumschnüffelt, während ich nicht da bin.«
»Es gibt nicht so viel zum Schnüffeln. Aber ich möchte nicht von dir gesagt bekommen, ich solle mir dringend neue Unterwäsche zulegen und die alte als Putzlappen benutzen.«
»Ich bin nicht deine Mutter. Sagst du Jordan Bescheid, damit er mich hineinlässt?«
»Er ist heute irgendwo unterwegs.« Flynn fischte die Schlüssel aus seiner Tasche und zog den Hausschlüssel ab.
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