Zeit der Träume
hereinkam. »Du hast die Party versäumt. Pitte hat sogar gelacht. Ein erhebender Moment.«
»Ich brauchte noch ein paar Minuten für mich allein.« Malory legte das Bild wieder auf den Tisch und griff nach dem Glas.
»Was ist das? Eins von Rowenas Bildern?« Er legte Malory den Arm um die Schultern, und sie spürte, wie er erstarrte, als er begriff. »Es ist deins? Das hast du gemalt? Das Bild, das du auf dem Speicher gemalt hast, mit dem Schlüssel. Er ist noch da.«
Er fuhr mit den Fingerspitzen über den goldenen Schlüssel, der zu Füßen der Göttin lag. »Wundervoll.«
»Vor allem, wenn man in ein Bild hineingegriffen und einen magischen Schlüssel herausgezogen hat.«
»Nein. Ich meine, ja, davon mal abgesehen. Nein, das ganze Bild ist wundervoll. Es ist großartig, Malory«, fügte er leise hinzu. »Und das hast du aufgegeben. Du bist eine erstaunliche Frau.«
»Es gehört mir. Rowena hat die Hacken zusammengeschlagen, die Nase gekraust, was auch immer, und es für mich hierher geholt. Es bedeutet mir viel, es zu haben. Flynn...«
Sie musste erst einen Schluck Champagner trinken. Egal, was sie zu Rowena gesagt hatte, sie verstand jetzt, dass sie etwas viel Schmerzlicheres tun musste, als ihr Talent zum Malen aufzugeben.
»Das war ein seltsamer Monat, für uns alle.«
»Da sagst du was Wahres«, stimmte er ihr zu.
»Das, was geschehen ist, hätten wir vor ein paar Wochen nie für möglich gehalten. Und es hat mich verändert. Auf eine gute Art«, fügte sie hinzu und schaute ihn ernst an. »Ich sehe das jedenfalls so.«
»Wenn du mir jetzt erklären willst, dass du mich nicht mehr liebst, nachdem du den Schlüssel im Schloss umgedreht hast, hast du Pech gehabt. Du steckst nämlich fest.«
»Nein. Ich... stecke fest?«, wiederholte sie. »Wie meinst du das?«
»Mit mir, meiner hässlichen Couch und meinem unappetitlichen Hund. Du kommst da nicht mehr raus, Malory.«
»Red nicht in diesem Ton mit mir.« Sie stellte ihr Glas ab. »Und bilde dir bloß nicht ein, du könntest mir erzählen, ich stecke mit dir fest, denn du steckst mit mir fest.«
Er stellte sein Glas neben ihres. »Ach ja?«
»Ja, genau. Ich habe gerade einen bösen keltischen Gott überlistet. Du bist ein Kinderspiel für mich.«
»Willst du dich streiten?«
»Vielleicht.«
Lachend fielen sie sich in die Arme, und Malory stieß einen erstickten Seufzer aus, als Flynn sie küsste. Sie schlang die Arme um seinen Hals.
»Ich bin genau die Richtige für dich, Flynn.«
»Dann ist es ja wirklich praktisch, dass ich dich liebe. Du bist mein Schlüssel, Malory. Der einzige Schlüssel zu allen Schlössern.«
»Weißt du, wonach mir jetzt ist? Ich möchte ein heißes Bad, etwas Suppe und ein Schläfchen auf einer hässlichen Couch.«
»Heute ist dein Glückstag. Das kann ich für dich arrangieren.« Er ergriff ihre Hand und ging mit ihr aus dem Zimmer.
Während sie den Autos nachblickten, die aus der Einfahrt fuhren, lehnte Rowena den Kopf an Pittes Schulter.
»Es ist ein guter Tag«, murmelte sie. »Ich weiß, er ist noch nicht vorbei, aber heute ist ein guter Tag.«
»Wir haben noch ein wenig Zeit, bevor der nächste Tag beginnt.«
»Ein paar Tage haben wir Zeit, dann brechen erneut vier Wochen der Unsicherheit an. Kane wird sie jetzt aufmerksamer beobachten.«
»Wir sie auch.«
»Dieses Mal herrschte Schönheit vor. Jetzt stehen Wissen und Mut auf dem Prüfstand. Aber diese Sterblichen sind stark und klug.«
»Seltsame Geschöpfe«, meinte Pitte.
»Ja.« Sie lächelte zu ihm empor. »Seltsam und unendlich faszinierend.«
Sie gingen zurück ins Haus und schlossen die Tür. Am Ende der Einfahrt schwangen leise die eisernen Tore zu. Die Krieger, die sie flankierten, würden auch in der nächsten Phase des Mondes Wache halten.
Die Originalausgabe erschien 2003 unter dem Titel
»Key of Knowledge« bei Jove Books,
The Berkeley Publishing Group,
a division of Penguin Group (USA) Inc.
Blanvalet Taschenbücher erscheinen
im Goldmann Verlag, einem Unternehmen der
Verlagsgruppe Random House.
Auflage Taschenbuchausgabe September 2004
Copyright © der Originalausgabe 2003 by Nora Roberts
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2004
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Published by arrangement with Eleanor Wilder
Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Literarische Agentur Thomas Schlück, Garbsen.
Umschlagfoto: T. Ebert
Titelnummer: 35858Lektorat: Maria Dürig
Redaktion: Petra
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