Zeit der Träume
so nach Ptzbah.«
»Nein.« Zoe unterdrückte ein Lachen und versuchte, streng dreinzublicken. »Das ist eine ernste Angelegenheit. Wir wollen wissen, wo der erste Schlüssel ist. Malory sollte die Frage stellen, aber wir beide müssen auch fest daran denken.«
»Wir müssen die Augen schließen.« Malory rieb ihre Hände an der Hose und holte tief Luft. »Fertig?«
Sie legten die Fingerspitzen auf den Zeiger und saßen schweigend da. Dana entschlüpfte ein Kichern. »Entschuldigung, Entschuldigung. Aber mir kommt es vor, als säßen wir in der Kirche. Ich kann nichts dafür. Aber gleich bin ich so weit.« Sie warf ihre Haare zurück, atmete tief aus und ein und legte dann ihre Fingerspitzen wieder auf den Zeiger.
»Sollten wir das Jenseits anrufen oder so?«, flüsterte Malory. »Ihnen Achtung erweisen und sie um ihre Führung bitten? Was meint ihr?«
Zoe öffnete ein Auge. »Vielleicht solltest du die Götter hinter dem Vorhang der Träume rufen.«
»Die Bewohner«, schlug Dana vor. »Das ist ein gutes Wort. Ruf die Bewohner hinter dem Vorhang der Träume an und bitte sie um Führung.«
»Okay. Seid alle still, ganz ruhig. Konzentriert euch.« Malory zählte stumm bis zehn. Dann kontrollierte sie unter gesenkten Lidern, ob Zoe und Dana sich auch anständig benahmen. Befriedigt schloss sie die Augen wieder. »Wir rufen die Bewohner hinter dem Vorhang der Träume an, uns bei unserer, äh, bei unserer Suche zu helfen und zu führen.«
»Sag ihnen, dass du eine der Auserwählten bist«, flüsterte Zoe.
»Ich bin eine der Auserwählten, eine der Sucherinnen der Schlüssel. Es ist nur noch wenig Zeit. Ich bitte euch, mir den Weg zum Schlüssel zu zeigen, damit wir die Seelen von... Dana, lass den Zeiger in Ruhe.«
»Ich tue nichts. Echt nicht.«
Mit trockenem Mund öffnete Malory die Augen und sah, wie der Zeiger unter ihren Fingern zuckte.
»Die Kerzen«, wisperte Zoe. »Du lieber Himmel, seht euch die Kerzen an.«
Die Flammen schossen empor und begannen zu pulsieren. Irgendetwas Kaltes blies durch das Zimmer und brachte die Flammen zum Tanzen.
»Das ist Wahnsinn!« Dana riss ihre dunklen Augen auf und grinste die beiden Freundinnen an. »Echt Wahnsinn!«
»Er bewegt sich.« Der Zeiger zuckte, und das Blut rauschte in Malorys Ohren, während sie zusah, wie er von Buchstabe zu Buchstabe glitt.
DEIN TOD
Der Schrei erstickte ihr in der Kehle, als das Zimmer auf einmal voller Licht und Wind war. Sie hörte jemanden schreien und hielt sich schützend den Arm vor das Gesicht, als plötzlich vor ihr eine Gestalt auftauchte.
Das Brett zersprang, als sei es aus Glas.
»Was spielt ihr da?« Rowena stand mitten unter ihnen, den spitzen Absatz ihres Schuhs in eine Scherbe des Brettes gebohrt. »Habt ihr den Verstand verloren? Ihr könnt doch solche Dinge nicht wecken, wenn ihr nicht wisst, wie ihr euch dagegen schützt.«
Seufzend trat sie aus dem Kreis und griff nach der Weinflasche. »Ich möchte bitte auch ein Glas.«
»Wie sind Sie hierher gekommen? Woher wussten Sie das?« Malory erhob sich taumelnd.
»Das war wohl ein Glück für Sie.« Rowena nahm die Packung mit dem Salz und leerte sie über dem zerbrochenen Brett aus.
»Oh, jetzt warten Sie aber mal!«
»Fegen Sie es auf«, befahl Rowena Zoe. »Und dann verbrennen Sie es. Ich hätte jetzt wirklich gerne ein Glas Wein.« Sie reichte Malory die Flasche, dann setzte sie sich auf das Sofa.
Fassungslos ging Malory in die Küche und holte ein Weinglas aus dem Schrank. Dann marschierte sie wieder zurück und drückte Rowena das Glas in die Hand. »Ich habe Sie nicht eingeladen.«
»Im Gegenteil, Sie haben es getan. Und dazu jeden anderen, der durch die Öffnung kommen wollte.«
»Dann sind wir also Hexen?«
Rowenas Gesichtsausdruck veränderte sich, als sie Zoe anblickte. »Nein, nicht so, wie Sie es meinen.« Ihr Tonfall war jetzt sanfter, als spräche ein geduldiger Lehrer mit einem eifrigen Schüler. »Aber jede Frau besitzt Zauberkräfte. Gemeinsam sind eure Kräfte um ein Vielfaches stärker, und ihr besitzt genug Fähigkeiten und Verlangen, um eine Einladung auszusprechen. Ich bin nicht die Einzige, die ihr gefolgt ist. Sie haben ihn gespürt«, sagte sie zu Malory. »Sie haben ihn ja schon früher gespürt.«
»Kane.« Malory rieb sich die Ellbogen, als die Erinnerung an die Kälte wieder in ihr aufstieg. »Er hat den Zeiger bewegt, nicht wir. Er hat mit uns gespielt.«
»Er hat Malory bedroht.« Zoe sprang ebenfalls auf. »Was wollen Sie
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