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Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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wussten sie, dass Dantini sich ausgerechnet im Vergnügungspark mit Mastino verabredet hatte? Sie waren ihm gefolgt.
    „Gefolgt? Dantini folgen nicht einfach, Experte vonnöten“, hatte Lupo notiert. Was das Treffen anbelangte, so hatte Mastino bloß zu Protokoll gegeben, dass ihn Dantini dort hinbestellt hatte. Dass sie jedoch keine Zeit mehr gehabt hatten zu reden, weil er von dem tödlichen Projektil getroffen wurde.
    Die offiziellen Quellen schwiegen. Lupo hatte eigenhändig eine Reihe von Notizen gemacht. Mit der Füllfeder. Und wenn Lupo die Füllfeder verwendete, bedeutete das, dass er im Computer keine Spur seiner Arbeit hinterlassen wollte. Es war ein großer Vertrauensbeweis, dass er Daria die Notizen überlassen hatte.
    Notiz 1
    Persönliches Telefongespräch Dantini/L(upo) um 22.15 Uhr. Pilić. Faule Äpfel. Faule Äpfel = Korrupte Polizisten. Mastino. Notwendig, mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Vertraut seinen Kollegen nicht (nicht einmal Marco F.). Hinweis auf die „erste Ebene“
.
    Notiz 2
    Pilić-Bande. Pilić Vlatko, Militärkommandant. Aktiv im Jugoslawienkrieg. Aktiv im Kosovo. 2005 nach Italien gekommen
.
    Notiz 3
    Hauptkommissar Aldo Mastino. In Maddaloni, Provinz Caserta, geboren, 45 Jahre alt. Kleinbürgerliche Familie, Vater Lehrer, Mutter Hausfrau. Naturwissenschaftliches Gymnasium in Neapel. Militärdienst. Hervorragende Zeugnisse. Im Kosovo stationiert/Pilić
.
    Ein Schauer lief über Darias Rücken. Lupo suchte eine Verbindung zwischen Pilić und Mastino. Dantini war als Erster auf die Idee gekommen. Sie las weiter.
    Mastino kommt nach Italien zurück. Rasche Karriere. Ungeklärter Vorfall mit Hauptkommissar Perro. Zwei Kilo Kokain bei der Beschlagnahme verschwunden. Eindeutige Aussage Mastinos, die Kollegen Perro entlastet. Beide gemeinsam beim Anti-Überfall-Kommando seit Januar 2005. PILIĆ KOMMT 2005 NACH ITALIEN. Am 15. Juni 2005 wird Mastino Chef des Anti-Überfall-Kommandos. Zwanzig Tage später, am 7. Juli wird in Rom auf der Piazza Irnerio ein Geldtransport überfallen – der erste Coup, der Pilić angelastet wird. Es folgen weitere Raubüberfälle. Pilić ist nicht zu fassen. Er weiß immer, wo und wie er zuschlagen muss. Er wird nie abgehört. Siehe E-Mail, letzte Seite
.
    Daria blätterte nervös zur letzten Seite weiter. Da war die Kopie eines E-Mails, das Dantini einen Tag vor seinem Tod Lupo geschickt hatte. Merkwürdig. In Dantinis Computer hatten sie keine Spur davon gefunden. Vielleicht hatte er seinen privaten benutzt. Oder war er in ein Internetcafé gegangen? Und Dantini hatte Lupos englische Adresse benutzt, die nur ganz Wenigen bekannt war.
    Von [email protected]
    An [email protected]
    Hallo, alter Fuchs!
    Komm schnell aus dem kalten Alaska nach Hause! Ich spüre, dass sie hinter mir her sind, und ich schäme mich es zu sagen, aber ich habe Angst. Glaub mir, es handelt sich um eine ganz große Sache. Wir befinden uns auf erster Ebene, aber es reicht, um den Korken knallen zu lassen. Du weißt, was ich damit meine. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass Pilić immer informiert wurde, was die Ermittlungen zu seiner Person betraf. Ich glaube, Mastino und die Seinen haben ihre schützende Hand über ihn gehalten. Sie haben sich wahrscheinlich im Kosovo kennengelernt und dort begonnen, miteinander Geschäfte zu machen. Dann muss irgendetwas passiert sein. Ich weiß noch nicht was, aber gemeinsam finden wir es heraus. Mastino muss einen Informanten erfunden und die Kroaten in eine Falle gelockt haben. Er musste sie eliminieren, damit sie nicht reden. Ich habe versucht, es zu verhindern, aber mein Mann hat versagt. Verdammt, ich habe keine Beweise. Morgen versuche ich aus dem Betroffenen mehr herauszubekommen.
    Viele Grüße, Alessio
    Daria stürzte zum Telefon. Sie wusste, dass Lupo auf ein Zeichen von ihr wartete. Sie fühlte sich dazu verpflichtet.
    Lupo nahm bereits beim ersten Klingeln ab.
    – Du hast es gelesen, stellte er ruhig fest.
    – Ja. Warum hast du mir nicht früher davon erzählt?
    – Ich wollte, dass du es selbst herausfindest.
    – Du hast mich überschätzt.
    – Verstehst du jetzt, warum ich nicht an die Theorie vom Anarchisten glaube?
    – Und wie erklärst du dir die Sache mit dem Revolver und den Schmauchspuren?
    – Einem Sterbenden kann man leicht eine Waffe in die Hand drücken …
    – Vor allem, wenn man sich im selben Rettungswagen befindet. Wie Mastino …
    – Oder einer der Seinen.
    – Glaubst du, wir können es beweisen?
    –

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