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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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wurde, als daß der Kaiser und sein Rat damit belästigt werden sollten.
    »Nun ja.« Der gewichtige Mann rückte sich zurecht und wickelte ein neues Keljir-Bonbon aus. »Die Angelegenheit, um die Ihr mich bittet, ist sicherlich von unbedeutender Natur und ihre Diskussion im Rat wenig wünschenswert.« Er hielt inne und drehte das Konfekt zwischen den Fingern hin und her, als würde er es auf Insekten untersuchen. »Doch ich schätze, seit Hunderten von Generationen hat kein Mann in meiner Position eine private Zuteilung irgendeiner Art in die Wege geleitet.«
    »Hochverehrter Herr«, schaltete Arakasi sich ein. »Ich möchte darauf hinweisen, daß sich das Gesetz nicht geändert hat.« Er verbeugte sich wieder und trat zurück neben Kevin, ein deutlicher Hinweis, daß er darauf wartete, seine Schreibutensilien aufnehmen und mit dem Abfassen des Dokuments beginnen zu können.
    »Was will sie denn haben?« fragte Kevin so leise wie möglich.
    »Schsch!« Arakasi bedeutete dem Sklaven zu schweigen, während Mara noch einen weiteren Punkt vorbrachte, der ihre Bitte unterstützen sollte. Doch damit brachte sie den Beamten vor ihr endgültig durcheinander.
    Kevin bemerkte es und schloß daraus, daß der Hüter des Kaiserlichen Siegels ein Bürokrat mit einer frommen Hingabe an die Ordnung war. Mit einer Starrsinnigkeit, die in allen Ländern für seinesgleichen typisch war, würde er Maras Ersuchen ablehnen; nicht weil ihre Forderung unvernünftig, sondern weil sie unüblich war und er sie nicht in den gewohnten Arbeitsablauf von Abzeichnen und Abheften einordnen konnte, was schon seit langer Zeit seinen Alltag bestimmte. Auch Arakasi schien jetzt die bevorstehende Ablehnung zu spüren, denn er straffte seinen Körper.
    Kevin starrte auf den Fußboden und gab sich unbeteiligt. Doch in leisem Flüsterton wandte er sich an Arakasi. »Warum schlagt Ihr Mara nicht vor, es mit einem Bestechungsgeld zu versuchen?«
    Der Supai zuckte mit keiner Wimper; lediglich die kleine Pause vor seiner Antwort zeugte von seiner Überraschung. »Brillant!« flüsterte er zurück. »Behandeln die Leute auf Midkemia so widerwillige Beamte?«
    Kevin nickte kaum wahrnehmbar und zog einen Mundwinkel leicht nach oben. »Gewöhnlich funktioniert es. Außerdem verwette ich Maras Juwelen, daß er nur darauf wartet.«
    Doch Arakasi hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und tippte seiner Lady diskret auf den Arm. Er flüsterte ihr rasch etwas ins Ohr, bevor der Hüter des Kaiserlichen Siegels mit seinem Bonbon fertig war und die Diskussion beenden konnte.
    Mara war mit dem seltenen Talent für rasche Entscheidungen gesegnet. Als der fette Mann auf der anderen Seite des Schreibtischs nachdenklich tief Atem holte, um zu einer Antwort anzusetzen, unterbrach sie ihn.
    »Hochverehrter Herr, ich begreife, daß eine solche Bitte große Anstrengungen von Euch verlangt, um sicherzugehen, daß Ihr innerhalb der Grenzen Eures Amtes waltet. Und da Ihr keineswegs verpflichtet seid, dies einfach nur zu tun, weil ich darum bitte, möchte ich Euch gerne eine Entschädigung anbieten für Eure Zeit und Arbeit; sagen wir einhundert Centuries in Metall und drei Smaragde von der Größe eines Daumens, wenn Ihr die notwendigen Untersuchungen auf Euch nehmen wollt, um die Angelegenheit ordnungsgemäß zu erledigen.«
    Der Hüter des Kaiserlichen Siegels verschluckte die süße Keljir-Kugel. Seine Augen traten aus den Höhlen. »Lady, Ihr seid zu großzügig.« Er verschwendete nicht viel Zeit mit der Angelegenheit; schließlich war ihr Ersuchen mehr als lächerlich sinnlos. Er hatte sogar sehr ehrenvoll betont, daß der Spalt, der Midkemia und Kelewan verband, geschlossen war. Aber wenn Mara denn unbedingt exzentrisch sein wollte, war es sicherlich nicht angemessen, vom Kaiser und dem Hohen Rat zu verlangen, sich mit einem solch wertlosen Handelsvertrag zu beschäftigen. Er war ganz offensichtlich zufrieden mit seiner Argumentation, und voller Gier nach dem Geschenk machte er Arakasi ein Zeichen. »Meine Pflicht verlangt, daß ich solche Anfragen untersuche, doch ich nehme gerne Eure Geschenke entgegen und … reiche sie als Spende an die Tempel weiter.« Er lächelte. »Nun, da ich einen Augenblick darüber nachdenken konnte, bin ich der Überzeugung, daß Eure Auffassung der Lage die richtige ist. Holt Eure Feder und das Pergament. Wir werden sofort einen Vertrag aufsetzen.«
    Kaiserliche Dokumente waren in Tsuranuanni niemals eine rasche Angelegenheit. Kevin verlagerte

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