Zeit des Aufbruchs
Chekowara, daß die Mehrheit des Clans auf den Beinen war und Mara zujubelte. Schließlich legte sich die Aufregung wieder, und die Lady der Acoma betrachtete den früheren Clanlord. »Benshai, übergebt den Stab.«
Der Lord der Chekowara blickte säuerlich drein. Er zögerte beinahe zu lang, dann hielt er ihr den kurzen Holzstab mit den Schnitzereien hin, der den Rang als Clanlady anzeigte. Als Mara das Zeichen des Amtes entgegennahm, führte er eine oberflächliche, steife Verbeugung aus und nahm auf dem ersten Sitz neben dem Podest Platz, der für den zweitmächtigsten Lord im Clan reserviert war. Andere organisierten sich neu, bis zu dem Stuhl, der zuvor Maras gewesen war; nur die rangniederen Lords blieben in ihren Positionen.
Als die Ordnung des Clans wiederhergestellt war, machte Mara eine Geste in Richtung der Versammlung. »Ihr alle zählt zu meinen loyalen und treuen Freunden. Von diesem Augenblick an soll bekannt werden, daß die Hadama wieder ein Clan in Wort und Tat sind. Denn, Verwandte, anstrengende Zeiten stehen uns bevor, Zeiten, die die Nacht der Blutigen Schwerter wie eine sanfte Störung aussehen lassen werden, wenn wir nicht etwas dagegen unternehmen. Ich rufe die Clanehre an!« Bei diesem formellen Satz lief eine Welle des Schocks durch den Raum. Die Lords verliehen ihrem Erstaunen und ihrer Bestürzung lautstark Ausdruck, denn mit dieser Wortwahl hatte Mara ausdrücklich erklärt, daß alles, was jetzt folgte, nicht nur die Ehre der Acoma betraf, sondern die des gesamten Clans. Kein Lord würde einen solchen Schritt aus einer Laune heraus oder wegen einer banalen Angelegenheit unternehmen, denn der Ruf band jede Familie innerhalb des Clans daran, sich an die Seite der Acoma zu stellen. Sollte irgendein Clanlord andere Clans in einen Konflikt hineinziehen, konnte die Stabilität des Kaiserreiches gefährdet werden. Es mußte nicht wiederholt werden, daß die Bedrohung der gesellschaftlichen Beständigkeit die Einmischung der Erhabenen nach sich ziehen würde. Und noch mehr als den Zorn des Kaisers oder die Rache der Götter fürchteten die Tsuranis die Versammlung der Magier, denn ihre Worte waren Gesetz.
Doch Mara zerstreute ihre schlimmsten Befürchtungen, daß sie die Clanehre aus Eigeninteresse anrufen könnte. »Die erste Pflicht des Clans Hadama ist es, dem Kaiserreich zu dienen!«
In hektischer Erleichterung brach lautes Geschrei im Raum aus. »Ja! Dem Kaiserreich zu dienen!«
»Ich sage Euch: Alles, was ich von diesem Tag an unternehme, gilt nicht dem Ruhm der Acoma, sondern dem Dienst am Kaiserreich. Ihr, meine mutigen und treuen Verwandten, habt Euer Schicksal mit meinem verbunden. Wisset also durch mein Wort, daß, egal, was auch geschieht, mein Handeln stets dem Wohl aller dient.«
Wie eine Änderung der Gezeiten kam das unterschwellige Gemurmel ins Stocken. Mara hatte dem Clan Hadama eine schwere Bürde auferlegt, denn mit den rituellen Worten »Wohl des Kaiserreiches« band sie ihren Clan an einen Kurs, der nur in einen Sieg oder völlige Zerstörung münden konnte.
Doch bevor das Murren die Gestalt von geschlossenem Protest annehmen konnte, fuhr Mara fort: »Von diesem Tag an enden alle Parteizugehörigkeiten außerhalb des Clans, abgesehen von denen zum Blauen Rad und zum Jadeauge.« Einige Lords nickten zustimmend, während andere, deren politische Interessen abwichen, finstere Mienen machten. Doch niemand sagte etwas. »Alle Verbindungen zu Gruppen außerhalb des Clans müssen mir bekanntgemacht werden«, verlangte Mara. »Ich werde niemanden von Euch zwingen, unehrenhaft zu handeln oder einen Schwur zu vergessen, doch in Zukunft werden einige von uns entdecken, daß frühere Freunde sich in die bittersten Feinde verwandelt haben.« Sie holte tief Luft, als wartete sie auf eine Herausforderung.
»Seht Euch um, Mylords. Dies ist Eure Familie, von der Ihr abhängt. Die alten Blutsbande sind heute erneuert worden. Jeder Mann, wie hoch sein Platz auch sein mag, erhebt seine Hand auch gegen mich, wenn er sie gegen den geringsten meiner Verwandten erhebt. Das Erbe unseres Clans ist seit Generationen in Uneinigkeit zerfallen. Das hat nun ein Ende. Wer gegen meine Verwandten vorgeht, geht gegen mich vor. Meine Armee ist geteilt worden, Mylords, und genau die Hälfte meiner Krieger steht unter einem neu beförderten Truppenführer bereit und wartet auf Euren Ruf.« Sie ließ das Gesagte ein wenig wirken. »Und wenn die dunkle Zeit vorüber ist, ist es meine Absicht, daß wir uns
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