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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Etwas wie wilder Humor blitzte in Tasaios Augen auf, als der Tong-Meister sagte: «Ich liebe Blut. Es ist wie Muttermilch für mich. Erinnert Euch daran, und wir werden Verbündete bleiben.«
    Tasaio wandte sich ab und ignorierte die Gefahr. »Geht in Frieden, Obajan von den Hamoi.« Seine Knöchel um den Schwertgriff wurden weiß.
    Der Tong-Meister trat für einen Mann seiner Größe überraschend leichtfüßig zurück, und der Dolch verschwand wieder in seiner Tunika, bevor irgend jemand sonst ihn hatte sehen können. In angemessener Geschwindigkeit, die beiden Attentäter jeweils an einer Seite, verließ er die Terrasse; zurück blieb ein in höchstem Maße verärgerter und wütender Mann, der Phantome in der Luft zerschlitzte.

Elf
    Konfrontation

    Die Trompeten schmetterten.
    Ein Dutzend livrierter Träger trug eine Plattform, auf der Mara saß und sich an dem Holzgeländer festhielt. Sie bemühte sich, einen sicheren Eindruck zu erwecken, trotz der stillen Überzeugung, daß sie dumm aussehen mußte mit der frisch hergestellten Rüstung, die für eine Clanlady des Clans Hadama üblich war. Sie war an die Steifheit von Beinschienen und Armschützern aus laminiertem Fell nicht gewöhnt und fühlte sich entschieden unwohl mit all den Teilen und Schnallen und der Brustplatte und mußte sich immer wieder daran erinnern, aufrecht zu stehen. Keyoke und Saric hatten darauf bestanden, daß sie zwar während der Unterredungen gewöhnliche offizielle Gewänder tragen konnte, sich für ihren ersten öffentlichen Auftritt als Clanlady jedoch so kleiden sollte.
    Wie ein Mann unter dem Gewicht dieser einengenden Rüstung kämpfen und ein Schwert führen konnte, war Mara ein Rätsel. In neuer Anerkennung der Krieger, die in Reih und Glied hinter ihr marschierten, führte sie die Armee des Clans Hadama, nahezu zehntausend Soldaten, auf die Tore der Heiligen Stadt zu.
    Zu ihren Füßen saß Kevin, seinem Rang gemäß. Er versuchte so duldsam auszusehen, wie es einem Sklaven entsprach. Doch da der grasbewachsene Rand zu beiden Seiten der Straße voller jubelnder, winkender gewöhnlicher Menschen war, konnte er seine Aufregung kaum verbergen. Er hob das Gesicht zu seiner Lady empor, und so konnten bei dem Lärm der Menge nur wenige hören, als er lachte. »Sie scheinen dich sehr zu mögen, Lady«
    Mara beugte sich so weit hinunter, wie es nötig war, um eine verstohlene Antwort geben zu können. »Das hoffe ich allerdings. Frauen als Krieger sind in der Geschichte des Kaiserreiches etwas sehr Seltenes, doch die wenigen, die in unserer Erinnerung blieben, sind legendär, beinahe so einzigartig wie die Guten Diener des Kaiserreiches.« Sie versuchte ihre neugewonnene Berühmtheit abzustreifen. »Jeder Mob liebt Spektakel. Sie jubeln allen zu, die auf der Plattform stehen.«
    »Möglicherweise«, räumte Kevin ein. »Doch ich denke, sie spüren, daß das Kaiserreich in Gefahr ist, und sehen in dir eine Person, auf die sie ihre Hoffnungen setzen können.«
    Mara betrachtete die Leute auf dem Weg zu den äußeren Toren der Heiligen Stadt. Alle Kasten und Handelssparten waren vertreten, von sonnengebräunten Feldarbeitern bis zu Wagenlenkern, Kaufleuten und Gildenmeistern. Allen schien es ernst zu sein mit ihrer Huldigung der Lady der Acoma. Viele riefen ihren Namen, andere winkten oder warfen kleine Glücksbringer aus gefaltetem Papier.
    Mara wirkte angesichts solcher Bewunderung immer noch skeptisch. »Sie wissen, wer dein Feind ist«, fügte Kevin hinzu. »Und sie sind sich der dunklen Natur Tasaios ebenso bewußt wie du. Die Edlen sprechen zwar aus Höflichkeit nicht schlecht voneinander, doch ich versichere dir, daß die Gewöhnlichen diese Zurückhaltung nicht besitzen. Wenn sie die Chance haben, neigen sie sich der Seite zu, deren Politik vermutlich gnädiger ist. Ist es deine oder die des Lords der Minwanabi?«
    Mara zwang sich, eine Ruhe auszustrahlen, die sie nicht empfand; Kevins Logik schien ihr ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Möglicherweise war sie sogar wahr. Doch die Unterstützung des gewöhnlichen Volkes würde keine Auswirkungen auf den Ausgang des bevorstehenden Kampfes haben. Sich der Tatsache bewußt, daß sie im Laufe der nächsten Tage entweder triumphieren oder tot sein würde, versuchte Mara, nicht zu sehr an die Folgen zu denken. Es gab keine andere Wahl. Der Angriff auf sie und ihren Sohn hatte sie zu diesem Schritt gezwungen; sie mußte den nächsten Zug machen. Natürlich könnte sie auch weiter an

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