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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Stimmung zu, verschob ihre ursprünglichen Treffen und behielt sich den Nachmittag zum Ausruhen vor. Im nachhinein hatte Arakasi durch die Verschiebung ihres Plans genug Zeit, seine Agenten in der Stadt aufzusuchen und so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen. Sie, ihr Supai und Lujan aßen allein und diskutierten die verschiedenen Möglichkeiten, wie sie die Absichten der Minwanabi zunichte machen konnten.
    Niemand hatte eine brillante Idee.

    Am nächsten Morgen traf sich der Clan Hadama. Im inneren Garten mit frischgestutztem Grün saßen die ranghöchsten Herrscher des Clans sowie ein halbes Dutzend Verbündeter in einem großen Kreis nahe beim zentralen Springbrunnen. Über das Plätschern des fallenden Wassers hinweg äußerte sich der Lord der Ontara. »Lady Mara, auch Herrscher, die nichts für Tasaio übrig haben, werden sich mit ihm gegen den Kaiser stellen, einfach weil Ichindar sich der Tradition widersetzt. Selbst in unserem Clan fürchten viele ein Kaiserreich, das von einem einzigen Mann regiert wird, selbst wenn dieser eine das Licht des Himmels ist. Auch ein Kriegsherr mag herrschen, das wissen die Götter, und doch ist er nur einer unter seinesgleichen.« Andere murmelten ihre Zustimmung.
    Mara, die sich immer noch merkwürdig fremd fühlte, hatte Mühe, sich zu konzentrieren. In einem Punkt hatte Kevin mit seinen trockenen Bemerkungen über die tsuranische Politik recht: Die Liebe für ihre eigenen Vorrechte wog schwerer als der Haß dieser Männer auf Grausamkeit, Mord und Verschwendung. Sie wurde sich wieder einmal bewußt, wie sehr ihr eigenes Denken sich in einer Art gewandelt hatte, die anderen Herrschern – bis auf eine Handvoll – unverständlich blieb. Mara betrachtete ihre Clanmitglieder und Verbündeten und bemühte sich um taktvolles Vorgehen. »Es sind Narren, die der Tradition anhängen, blind oder aus Furcht heraus. Sich an Tasaio zu hängen heißt eine Relli am Busen nähren. Er wird die Wärme und Nahrung entgegennehmen, doch am Ende wird er töten. Erlaubt ihm, die kaiserliche Macht zu schwächen, und Ihr wählt einen noch schlimmeren Weg als die absolute kaiserliche Herrschaft. Der Lord der Minwanabi ist ein junger Mann. Er könnte das Weiß und Gold für Jahrzehnte tragen. Er ist schlau, rücksichtslos, und, wenn ich aufrichtig sein darf, er ist fasziniert von dem Schmerz anderer. Er spielt das Große Spiel geschickt genug, um die Nachfolge möglicherweise zu einer fragwürdigen Angelegenheit zu machen. Almecho und Axantucar sind sehr nahe daran gewesen, ein Familienamt zu schaffen. Ist Tasaios Absicht sehr viel anders?«
    Einige der Lords blickten sich an, denn sie hatten zu jenen gehört, die geneigt gewesen waren, Tasaios Bitte um das Weiß und Gold zu unterstützen. Da der Clan Omechan durch Axantucars Schmach geschwächt war, blieben die Minwanabi ohne Gegner als erste Anwärter auf das Amt. Der Lord der Xacatecas war zu jung, und der Lord der Keda war zu sehr mit der Partei des Blauen Rades verbunden, als daß er dem Kaiser hätte widersprechen können. Der einzig mögliche Rivale wäre der Lord der Tonmargu gewesen, wenn die Anasati ihm volle Unterstützung gewährten; doch Jiro wurde nicht als zuverlässig angesehen – seine eigene Linie war noch nicht klar, und er hatte deutlich gemacht, daß er nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Nicht nur beim Straßenklatsch und in der Gerüchteküche war man überzeugt, daß Tasaio der nächste Kriegsherr werden würde. Die wichtigere Frage schien zu sein, ob er das Weiß und Gold friedlich erhalten oder mittels eines blutigen Krieges an sich reißen würde.
    Von allen Anwesenden war der Lord der Chekowara der einzige, der entspannt genug war, sich vom Kuchen auf den Erfrischungstabletts zu nehmen. Er wischte Krümel vom Mund und äußerte seine Meinung. »Mara, bei allem, was Ihr seit Antritt der Herrschaft getan habt, habt Ihr eine brillante Fähigkeit zum Improvisieren gezeigt. Dürfen wir annehmen, daß Ihr auch für Tasaio eine unerwartete Wendung bereithaltet?«
    Unsicher, ob diese Frage der Bitterkeit darüber entsprang, daß sie sein früheres Amt übernommen hatte, oder eine ehrliche Bitte um beruhigende Worte war, suchte Mara nach einem Hinweis in seiner Miene. Doch das dicke Gesicht Lord Benshais blieb ausdruckslos. Mara traute sich nicht, eine leichtfertige Antwort zu geben. Als sie ihren Clan aufgefordert hatte, ihr bedingungslosen Gehorsam zu leisten, hatte sie auch die Verantwortung

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