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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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und leichenblaß vor Schmerz auf der schmutzigen Straße.
    »Tut mir leid, Kumpel«, murmelte Lujan, und sowohl Wortwahl als auch Ton waren exakt von Kevin übernommen. »Du wirst dein Leben in Freiheit und Ehren beenden, ob du willst oder nicht.«
    Lujan fühlte sich innerlich und äußerlich mitgenommen und stand schließlich auf. »Bindet und knebelt ihn«, sagte er zu seinen Männern. »Wir können keinen weiteren Zwischenfall riskieren.«
    Er dachte an seine Herrin, die aus dem Schatten ihrer Sänfte alles mitverfolgte, und zwang seinem Gesicht wieder die tsuranische Gelassenheit auf, als er der Gruppe befahl weiterzugehen.
    Als sie am Tor der Palisade ankamen, trat der Meister von Kentosanis Sklavengilde aus seiner Hütte, um die Lady der Acoma nach ihren Wünschen zu fragen.
    Mara brachte die Worte nur mühsam über die Lippen. »Dieser Sklave … soll auf Befehl des Lichts des Himmels in sein Heimatland zurückgeschickt werden.«
    Kevin, der schlaff im Griff ihrer Krieger hing, wandte ihr seine blauen Augen zu. Das Licht tief in ihnen schien sie zu beschwören, doch das Kind in ihrem Bauch gab ihr Kraft. »Es tut mir leid«, murmelte sie, ungeachtet des Meisters der Sklavengilde, der sie verblüfft und neugierig anstarrte. Sie brachte keinen Ton hervor, als ihre Lippen stumm die Worte formten: »Mein Geliebter.« Alles, was sie sonst noch gerne gesagt hätte, blieb irgendwo in ihrem Hals stecken.
    Der Sklavenmakler nickte. »Er ist sehr stark, wenn auch ein bißchen über seine beste Zeit. Ich denke, ein gerechter Preis –«
    Mara hob die Hand und brachte den Mann zum Schweigen. »Nein. Schickt ihn nach Hause.«
    Falls der Sklavenmeister ihr Verhalten merkwürdig fand, sagte er nichts. Es bereitete ihm genug Schwierigkeiten zu verstehen, weshalb der Kaiser Sklaven kaufen wollte, nur um sie an einen fremden Ort zu schicken. Der Erlaß hatte genug Verwirrung gestiftet, und wenn diese Lady sich entschieden hatte, großherzig zu sein, würde er keine Einwände erheben. »Mylady«, sagte er und verneigte sich tief.
    Mara konnte den Ausdruck von Schmerz und Entsetzen im Gesicht ihres Geliebten kaum noch ertragen, und sie flüsterte: »Lebe ein langes, edles Leben, du Sohn von Zûn.«
    Und dann schaffte sie das Unmögliche, nahm all ihren Mut zusammen und befahl ihren Kriegern, Kevin zu der Eingrenzung zu bringen, die für die Erwerbungen des Kaisers vorgesehen war. Der Sklavenmeister zeigte ihnen den Weg, und schwach hörte Mara einen der Krieger sagen, daß Kevin mit Respekt und Fürsorge behandelt werden sollte, wenn seine Fesseln einmal abgenommen worden waren …
    Die Palisadentüren schlossen sich, nahmen ihr für immer die Sicht. Lujan blieb an ihrer Seite; sein Gesicht war eine Steinmaske unter dem Schatten seines Helmes. Ungewöhnlich genug, hatte er noch nicht bemerkt, daß der Federbusch beim Kampf in der Straße abgeknickt war und schief hing.
    Mara sank in ihre Kissen zurück; sie war vom Weinen völlig ausgelaugt und zu geschwächt, als daß sie auch nur einen Finger hätte heben können, um die Vorhänge zu schließen. Der Schatten, der von den großen Holztoren über sie fiel, erschien ihr eiskalt. Sie konnte die Erinnerung an Kevins Blick in dem Moment, da sie die Trennung angeordnet hatte, nicht aus ihrem Gedächtnis verbannen. Immer, bis in ihr Grab, würde es sie verfolgen, daß sie ihn weggeschickt hatte, verletzt und hilflos. Benommen fragte sie sich, wie lange Tasaio sie; verschonen würde, nachdem der Waffenstillstand zu seinem unausweichlichen Ende kam. Wie viele Nächte würde sie wach liegen mit der quälenden Frage: Hätte Kevin sie freiwillig verlassen, wenn sie den Mut gehabt hätte, ihn vorher zu informieren?
    »Lady?« Lujans weiche Stimme drang durch ihren Kummer. »Es ist Zeit, wieder nach Hause zu gehen.«
    Die Krieger waren unbemerkt zurückgekehrt.
    Mara winkte schwach mit der Hand. Wie, fragte sie sich, und der Schmerz durchzuckte sie wie ein Messerstich, sollte sie sich an irgendeinem Ort im Kaiserreich jemals wieder zu Hause fühlen können?

    Der folgende Tag und die Nacht waren fürchterlich und schienen kein Ende zu nehmen. Mara wurde abwechselnd von Traueranfällen und grausamen Alpträumen geschüttelt und wälzte sich auf der Schlafmatte. Im Wachen, Schlafen und in ihren Träumen schien Kevin an ihrem Bett zu stehen, blanken Vorwurf in seinen Augen. Inzwischen mußte die Barke schon ein gutes Stück flußabwärts sein. Zu der Zeit, da sie mit Tasaio und den Lords des

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