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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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bisher schwerste Niederlage im ganzen Krieg erlitten!«
    Kevin bewies ausnahmsweise einmal Takt und enthielt sich eines lauten Freudenschreis. Doch er konnte nicht widerstehen, Arakasi einen selbstgefälligen Blick zuzuwerfen, als er seiner Lady den Becher Chocha reichte.
    »Was noch?« fragte Mara. Sie war sicher, es mußte für den überstürzten Eintritt ihres Supais noch einen anderen Grund geben.
    »Zweitens«, zählte Arakasi auf, «ist der Kaiser einverstanden, sich mit dem barbarischen König zu Friedensverhandlungen zu treffen!«
    Mara ließ ihre Tasse fallen. »Was?« Ihr Ausruf und das Scheppern des Porzellans waren beinahe ein Geräusch; dampfende Chocha spritzte über den Boden und bildete eine kleine Pfütze.
    Kevin stand wie angewurzelt da. Mara ignorierte die nassen Fliesen und die feinen Spritzer auf ihrem Gewand. »Frieden?«
    Arakasi fuhr fort, er sprach jetzt sehr schnell: »Mein Agent im Palast hat mich heute morgen benachrichtigt. Vor der letzten großen Offensive des Kriegsherrn schlüpften zwei Agenten der Partei des Blauen Rades mit den ausgesandten Truppen durch den Spalt. Es waren Kasumi von den Shinzawai und ein barbarischer Sklave, und sie verließen das Lager und überbrachten dem barbarischen König die Nachricht vom Friedensangebot.«
    »Deshalb war dein Shinzawai-Freund nicht bei den Spielen«, sagte Kevin. »Er wußte nicht, ob er ein Held oder Gesetzloser sein würde.«
    Mara zog den nassen Stoff von den Knien, doch sie unterließ es, eine Zofe zu Hilfe zu rufen. »Kasumi. Das ist Hokanus Bruder.« Sie kniff stirnrunzelnd die Augen zusammen. »Doch die Partei des Blauen Rades würde etwas so Kühnes niemals tun ohne –«
    »Ohne die Zustimmung des Kaisers«, unterbrach Arakasi. »Das ist das Entscheidende. Ichindar mußte mit Friedensverhandlungen einverstanden gewesen sein, bevor er einen Boten aussandte.«
    Mara wurde blaß, als sie begriff. »Deshalb also war das Licht des Himmels sofort bereit zu herrschen.« Sie wandte sich an Kevin und fügte langsam hinzu: »Deine Einschätzung unseres Kaisers war zutreffender, als wir dir zugestanden haben, mein Lieber. Ichindar hatte sich längst in das Große Spiel eingemischt, und niemand wußte es.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Dies widerspricht jeder Tradition.«
    Kevin zog eine Serviette vom Tablett und kniete sich hin, um die Chocha aufzuwischen. »Das mußt ausgerechnet du sagen. Ich glaube mich an ein oder zwei Traditionen zu erinnern, die du so weit gebeugt hast, daß sie kaum wiederzuerkennen waren.«
    Mara protestierte. »Aber der Kaiser …« An ihrer Ehrfurcht erkannte Kevin, daß das Licht des Himmels für sie beinahe so etwas wie ein Gott war.
    »Er ist ein Mann«, sagte Kevin. Die Hand mit dem tropfenden Tuch lag auf seinem angewinkelten Knie. »Und er ist jung. Junge Männer reagieren häufig unerwartet und radikal. Doch dieser hier hat zudem, trotz seiner Kühnheit, ein bisher verhätscheltes Leben geführt. Er ist sicherlich naiv, wenn er glaubt, daß er einfach so herausplatzen und euren machthungrigen tsuranischen Lords befehlen kann, die Sachen zu packen und nach Hause zu gehen, um Radieschen zu züchten.«
    Arakasi antwortete. »Mistress, was immer ›Radieschen‹ auch bedeuten mag, ich fürchte, Kevin hat recht.«
    »Da hat noch jemand anderes seine Hand im Spiel«, beharrte Mara unbefriedigt. Sie blickte auf die verschmutzte Robe, zog sie aus und warf sie ärgerlich zu Boden. Der schöne Stoff fiel in die Chocha-Pfützen, die Kevin nicht mehr aufgewischt hatte. Immerhin waren einige der Seidenkissen gerettet worden, doch Mara bemerkte es nicht einmal. »Hätte der Magier Milamber nicht dafür gesorgt, daß Almecho Schande über sich brachte, wie hätten sich die Dinge dann entwickelt?«
    Wenn die Frage auch rein rhetorisch war, die entsprechenden Schlußfolgerungen waren leicht zu ziehen. Selbst für Kevin war klar, daß die Partei des Blauen Rades einmal mehr ihre Politik geändert und sich aus der Kriegsallianz zurückgezogen hätte. Damit hätte Almecho nur die Minwanabi als wichtigen Unterstützer an seiner Seite gehabt. Da die Acoma und die Xacatecas eifrig bemüht waren, die Minwanabi in Spannung zu halten, konnte Desio es sich nicht leisten, seine Unterstützung noch zu verstärken. Almecho und seine Gruppe hätten sich festgefahren, nach dreizehn Jahren nahezu absoluter Herrschaft.
    Kevin wrang das Stofftuch über dem Tablett mit der Chocha aus und sprach die einzig sinnvolle Erklärung aus:

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