Zeit des Aufbruchs
und schritt die flache Treppe hinab, bis sie vor dem Lord der Xacatecas stand. Aus der Nähe glich Hoppara einem jungen Raubtier, auch wenn seine Haare und Augen von wärmerem Braun waren und er die schlanke Gestalt seiner Mutter Isashani besaß. Doch er hatte schon jetzt, so jung und unerfahren er auch noch sein mochte, Chipinos Haltung und Ausstrahlung. Er stand auf und verbeugte sich formell. »Geht es Euch gut, Mara von den Acoma?«
Mara spürte, wie sie errötete. Indem er sich nach ihrer Gesundheit erkundigt hatte, bevor sie sprechen konnte, hatte Hoppara vor allen Anwesenden bekannt, daß sie ihm gesellschaftlich überlegen war! Da er zu einer der Fünf Großen Familien gehörte, war die Geste nicht viel mehr als bloße Höflichkeit, doch auf merkwürdig bedeutsame Weise hatte das Zugeständnis eine verblüffende Wirkung. Noch als Mara Atem schöpfte, um ihre Antwort zu formulieren, spürte sie die Unruhe auf den Galerien. Die Edlen in der Nähe des Lords der Xacatecas sahen sie voller ehrfürchtigem Erstaunen an, während jene auf den Sitzen auf der gegenüberliegenden Seite des Podestes nur säuerlich dreinblickten.
Sie antwortete voller Warmherzigkeit. »Es geht mir gut, Mylord von den Xacatecas. Eure Trauer ist auch die Trauer des Hauses Acoma. Euer Vater war eine Ehre für seine Familie und seinen Clan – und noch viel mehr. Er verteidigte die Grenzen des Kaiserreiches mit großem Mut und ehrte die Acoma mit der Erlaubnis, ihn zu ihren Verbündeten zählen zu dürfen. Ich würde es für ein ganz außergewöhnliches Privileg halten, wenn Ihr mein Haus zu den Freunden der Xacatecas zählen würdet.«
Hoppara brachte ein glaubwürdiges Lächeln zustande, obwohl seine Bemühungen seinen Kummer nicht ganz verbergen konnten. »Mylady, ich würde es als Ehre betrachten, wenn Ihr einverstanden wärt, heute nachmittag mit mir zu essen.«
Mara verneigte sich formell und deutete damit an, daß sie seine Einladung annahm. Auf dem Weg zurück zu ihrem Stuhl wurde sie förmlich überfallen von einer Welle von Schmeichlern, und bis der Erste Berater der Xacatecas zu ihr kam, um sie zum Essen abzuholen, hatte sie keinen einzigen Augenblick mehr Ruhe.
Die Wohnung der Xacatecas im Kaiserlichen Palast war doppelt so groß wie Maras. Die Teppiche und Antiquitäten wirkten kostspielig, und die schwarzlackierten Möbel bildeten einen geschmackvollen Kontrast zu den lavendelfarbenen, purpurnen und cremeweißen Läden. Li-Vögel in Käfigen aus Korbgeflecht erfüllten den Raum mit ihrem Gesang und farbenfrohem Flügelschlag. Mara erkannte sofort Isashanis Hand mit ihrem Sinn für Annehmlichkeit und Anmut, und sie ließ sich erleichtert auf weichen, dicken Kissen nieder. Die Diener waren von Lord Chipino ausgebildet worden, und einer von ihnen hatte an dem Feldzug in der Wüste teilgenommen. Er war bereits mit ihren Gewohnheiten vertraut und hielt ihr eine Schüssel Wasser hin, die nach ihrem bevorzugten Parfüm duftete. Als Mara sich die Hände wusch, dachte sie wehmütig an den alten Lord, während Kevin seinen Platz auf dem Boden schräg hinter ihr einnahm.
Hoppara ließ das schwere Übergewand von den Schultern gleiten und fuhr mit einer Hand durch seine dichten Locken; dann nahm er auf der anderen Seite des niedrigen, üppig gedeckten Tisches Platz. Er seufzte, schob die Ärmel hoch und offenbarte kräftige, sonnengebräunte Handgelenke, während der Sklavenjunge neben ihm seine Hände wusch.
Als der Sklave fertig war, wandte der junge Lord seine Aufmerksamkeit unverfroren auf den bärtigen Barbaren, der wie ein Schatten an Mara klebte.
Kevin starrte genauso gelassen zurück, bis Hoppara eine Augenbraue hochzog. »Ist dies Euer barbarischer Geliebter?«
Seine Neugier war nicht beleidigend gemeint. Hoppara hatte die Unverblümtheit seines Vaters und das scharfe Urteilsvermögen seiner Mutter. Er war einfach nur direkt, ohne ihre persönlichen Vorlieben zu bespötteln. Mara bejahte die Frage mit einem leichten Nicken, und Hoppara schenkte ihr jetzt das entwaffnende Lächeln Isashanis. »Mein Vater erwähnte den Mann mir gegenüber. Falls es derselbe ist.«
»Dies ist Kevin«, meinte Mara vorsichtig.
Hoppara nickte zufrieden. »Ja. Der Sklave, dem eine ganze Rüstung in den Farben der Acoma gehört.« Er seufzte, seine Trauer kaum verbergend. »Mein Vater erzählte uns, wie mehr als nur nützlich dieser Kevin im Kampf in der Wüste gewesen ist.«
Mara lächelte leicht und deutete damit an, daß er nicht ganz
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