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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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unrecht hatte. »Er machte ein oder zwei … Vorschläge.«
    Das Lied der Li-Vögel erklang lieblich in der kurzen Pause.
    »Vater war nicht sehr freigiebig mit Komplimenten«, gab Hoppara zu. Er starrte auf das Geschirr vor sich, als würde er auf den Tellern Erinnerungen sehen anstelle der Speisen. »Viel von dem, was er im Feld sah, schrieb er ganz neuen, brillanten Ideen zu. Er sagte, kein Tsurani wäre auf den Gedanken gekommen, seine Soldaten auf den Rücken der Cho-ja reiten zu lassen. Diese Taktik beeindruckte ihn zutiefst.« Der junge Lord warf seinem anderen Gast ein gewinnendes Lächeln zu. »Wie er auch von Euch beeindruckt war, Mylady«
    Kevin spürte einen leichten Stich von Eifersucht, als Mara bei dem Kompliment errötete. »Ich danke Euch, Mylord.«
    »Ist es heiß?« fragte Hoppara plötzlich, als hätte die Farbe im Gesicht der Lady einen anderen Grund als seine Aufmerksamkeit. Er bedeutete einem Diener mit einer Geste, die Läden zu öffnen, und Sonnenlicht und Luft strömten in den Raum. Der Garten dahinter war mit violetten Blumen bepflanzt, und Obstbäume bildeten mit ihren Zweigen ein Dach. Als Lujan leicht erstarrte und damit seine Sorge um Maras Sicherheit offenbarte, beruhigte ihn der junge Lord. »Diese Wohnung grenzt an eine der Unterkünfte der Kaiserlichen Ehrengarde. Achtzig Kaiserliche Weiße wohnen ständig dort.«
    Als Lujan dennoch wachsam blieb, wurde Hopparas Ton leutseliger. »Mutter mochte es nie. Sie sagte, sie könnte niemals in ihrem Tagesgewand im Garten sitzen oder baden, ohne die Kaiserliche Familie großer Gefahr auszusetzen. Sie stellte sich vor, wie Attentäter sie alle umbrachten, während die Kaiserlichen Wachen hier wären und über die Mauer blinzelten, die falschen Speere erhoben und nicht ein einziges Auge auf ihre eigentliche Aufgabe gerichtet.«
    Mara lächelte. Lady Isashanis Schönheit war legendär – die wiederholte Mutterschaft in den vergangenen Jahren hatte ihr nicht geschadet, sondern ihrer Figur lediglich eine gewisse Üppigkeit verliehen –, und ihre direkte, scharfe Zunge war eine ausgesprochene Freude in der höflichen tsuranischen Gesellschaft. »Wie geht es Eurer Mutter?« wollte Mara wissen.
    Hoppara seufzte. »Einigermaßen. Der Tod meines Vaters und meines Bruders waren natürlich ein Schock für sie. Wußtet Ihr«, fügte er, den früheren Faden wieder aufnehmend, hinzu, »daß mein Vater vorschlug, Ihr könntet eines Tages einen seiner jüngeren Söhne heiraten, solltet Ihr Desios Versuchen, Euch auszulöschen, entgehen?«
    Maras Augen weiteten sich bei diesen Worten, denn den Gerüchten nach bevorzugte Isashani als Wahl für Mara eindeutig Hokanu. »Ich bin geschmeichelt.«
    «Ihr eßt nicht«, bemerkte Hoppara. Er hob das Messer und zertrennte ein Stück weingetränktes Fleisch. »Bitte, stärkt Euch. Die Schoßhündchen meiner Schwester sind alle übergewichtig. Wenn die Küchenjungen ihnen noch mehr Reste geben, werden die armen Viecher eines Tages mit Kopfkissen verwechselt werden.« Hoppara kaute gedankenvoll, als würde er Maras Gesichtsausdruck abwägen. Dann schien er zu einer Entscheidung gekommen zu sein, und seine charmante Art wich einer größeren Ernsthaftigkeit. »Mein Vater glaubte, Ihr würdet einmal die gefährlichste Frau in der Geschichte des Kaiserreiches werden. Als ein Mann, der seine Feinde mit großer Sorgfalt auswählte, zog er es eindeutig vor, Euer Freund zu sein.«
    Mara konnte sich bei diesem Kompliment nur verbeugen. Sie nippte an dem Fruchtsaft und wartete, während die Li-Vögel wohlklingende Melodien zwitscherten.
    Hoppara war jetzt vollständig überzeugt, daß seine Lobeshymnen sie nicht erweichen würden. Er riß ein Stück vom Brotlaib ab, tauchte die Kruste in die Sauce und meinte: »Ihr wißt natürlich, daß viele von uns sterben werden, bevor der neue Kriegsherr gewählt ist.«
    Mit einer schwachen Geste bekundete Mara ihre Zustimmung zu dieser Aussage. Es gab zu viele Anwärter auf das Weiß und Gold, und die Bündnisse wechselten zu häufig und zu schnell. Selbst ein Narr konnte erkennen, daß aus den Rivalitäten blutige Auseinandersetzungen werden würden.
    »Ich wurde beauftragt, Euch aufzusuchen, und werde mein Anliegen unverblümt vortragen.« Hoppara winkte einen Diener zu sich, der sich verneigte und unauffällig die Vogelkäfige beiseite räumte. In die wachsende Stille hinein sagte der junge Lord: »Die Xacatecas möchten dieses ›Gottesurteil‹ überleben, ohne zuviel von dem Prestige

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