Zeit des Aufbruchs
meines Vaters aufzugeben, das er im Laufe seines Lebens errungen hat. Daher streben wir eine Situation an, die für uns die größten Vorteile bringt. Ich erhielt die Anweisung, Euch informell eine Allianz anzubieten und jede Hilfe zu versprechen, die die Xacatecas bieten können, solange –«
Mara unterbrach ihn mit erhobenem Finger. »Einen Augenblick, Mylord. Beauftragt? Anweisung? Wer steht hinter Euch?«
Der junge Mann blickte sie jetzt mit reuevollem Gesicht an. »Sie sagte, Ihr würdet fragen. Meine Mutter natürlich.«
»Eure Mutter?« fragte Mara, während Kevin lachte.
»Ich werde meinen fünfundzwanzigsten Geburtstag erst in drei Jahren feiern, Lady Mara«, gab Hoppara unumwunden zu. »Ich bin zwar der Lord der Xacatecas, aber noch nicht …«
»Noch nicht der Herrscher«, führte sie den Satz zu Ende.
Hoppara seufzte. »Noch nicht. Bis dahin ist Mutter Herrscherin – wenn ich es schaffe, am Leben zu bleiben.«
»Warum ist dann Lady Isashani nicht hier?« fragte Kevin.
Hoppara blickte Mara an. »Er vergißt manchmal seine Stellung«, meinte diese.
»Und er ist niemals Mutter begegnet, wie es scheint.« Der junge Lord schüttelte sein Unbehagen ab. »Isashani wirkt zwar wie ein Li-Vogel, doch sie hat die Härte eines Soldaten und wägt ihre Entscheidungen ab wie ein Seidenhändler. Ihr bleiben jetzt noch sechs Söhne und vier Töchter. Wenn ich sterben sollte, wird sie um mich trauern, zweifellos, doch Chaiduni würde meinen Platz einnehmen und nach ihm Mizu, dann Elamku, und so weiter. Nach uns gibt es dann die Nachkommen der Konkubinen meines Vaters, achtzehn Söhne ohne die, die noch nicht einmal ihre Milchzähne verloren haben; und dazu kommt noch ein ganzer Schwung Sprößlinge, die gerade mal eben in der Wiege liegen.« Der Junge errötete bei den Gedanken an den Sturm, der das Herrenhaus erschüttert hatte, als sein Vater mit sechs neuen Konkubinen aus der Wüste zurückgekehrt war, jede von ihnen schwanger.
»Die Xacatecas sind ein Geschlecht, das nur schwer auszulöschen wäre«, faßte Kevin zusammen.
Hoppara seufzte zustimmend. »Zu viele Säuglinge und Cousins mit Hunderten von Nebenlinien, und sie alle sind nur einen kurzen Augenblick davon entfernt, als Erbe zu Mutters Amt anerkannt zu werden, wenn es sein muß. Meine Mutter bleibt im Schutz unseres Landsitzes, während sie mich hierhergeschickt und beauftragt hat, die Geschäfte im Rat zu führen.« Er machte eine Geste in die Richtung, wo die große Halle lag. »Die meisten unserer Rivalen begreifen nicht, daß ich noch kein Herrscher bin. Und sie werden auch keine Gelegenheit bekommen, diese Frage zu stellen, denn ich besitze die volle Autorität meiner Mutter, für das Haus Xacatecas zu verhandeln … bis zu bestimmten Grenzen.«
Maras Gedanken rasten, während sie die Konsequenzen überdachte. »Dann wissen wir also, was nur wenige erraten werden: Ihr seid nicht gekommen, um Anspruch auf das Amt des Kriegsherrn zu erheben.«
»Selbst wenn Vater noch lebte, wäre er nur an dritter Stelle unter denen, die das Weiß und Gold für sich beanspruchen«, sagte Hoppara.
»Wer steht an erster und zweiter?« Jetzt endlich hatte Mara ihren Appetit wiedergefunden.
Hoppara zuckte mit den Schultern. »Ich kann nur die Ansicht meiner Mutter wiedergeben. Die Minwanabi besitzen die größte Macht, doch sie werden keine klare Mehrheit für sich gewinnen. Sollten die Oaxatucan mit ihrem internen Gezänk aufhören, könnte ein Omechan dem früheren Kriegsherrn nachfolgen. Sie haben noch immer beeindruckenden Einfluß. Die Kanazawai sind wegen der fehlgeschlagenen Friedenspläne in Ungnade gefallen, und so bekleiden selbst die Tonmargu einen höheren Rang als die Keda.« Er zuckte erneut mit den Schultern, dann schloß er: »Die Minwanabi sind die logische Wahl. Tasaio ist ein mehr als nur fähiger General. Viele von denen, die Desio niemals unterstützt hätten, werden sich hinter ihn stellen.«
Die Fleischstücke verloren plötzlich jeden Geschmack. Mara schob den Teller beiseite. »Damit kommen wir zum eigentlichen Problem. Was schlagt Ihr abgesehen von einer Allianz vor?«
Hoppara legte sein Messer ebenfalls weg. »Trotz all unserer vielgerühmten Macht sind die Xacatecas im Augenblick deutlich im Nachteil. Wir haben zwei Berater zusammen mit meinem Vater verloren, und uns fehlen damit verläßliche Ratgeber. Ich bin daher beauftragt, Eurer Führung zu folgen, solange Euch die Vernunft nicht im Stich läßt. Andernfalls soll ich unsere
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