Zeit des Lavendels (German Edition)
das seid Ihr. Außerdem habt Ihr mich doch zum Unterhändler des Bistums bezüglich der Rückkehr nach Konstanz bestellt. Ich denke, in der derzeitigen Phase sollte ich keine der Verhandlungen versäumen.«
»Ach, ich weiß. Aber hier wird sich vielleicht ein Ersatz finden lassen. Auch wenn es nicht einfach ist. Nicht umsonst seid Ihr mit dieser Angelegenheit betraut worden. Eure gewandte Zunge hat schon viel Gutes für unser geliebtes Bistum bewirkt. Doch in Rom ist sie nun noch notwendiger. Wer, wenn nicht Ihr als der Urheber der Idee, könnte dem Papst Agatha Hegenzer besser als Nachfolgerin der von Hausen näher bringen als Ihr. Nein, lieber Murgel, ich bestehe darauf, dass Ihr diese Ehre annehmt. Ihr seid einfach der beste Mann. Danach werdet Ihr mich sofort durch einen Boten über das Ergebnis Eurer Bemühungen unterrichten. Außerdem bin ich zu alt für diese lange Reise nach Italien. Ich werde es also für Euch auf mich nehmen, zu Melchior Hegenzer nach Ensisheim zu fahren und ihn mit unseren Plänen vertraut zu machen.«
Murgel wollte widersprechen, doch er kam nicht dazu. Metzler streckte ihm die Hand mit dem Bischofsring zum Kuss hin. »Keine Einwände? Ihr seid einfach zu bescheiden, verehrter Domherr. Es ist wohl am besten, Ihr brecht so schnell wie möglich auf.« Murgel wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Für den Moment.
Christoph Metzler war sehr zufrieden mit sich, als der Domherr gegangen war. Er würde nach seinem Gespräch mit dem Hegenzer in Ensisheim sofort weiter nach Rom reisen, um dem Domherrn auf die Finger zu schauen. Doch davon brauchte dieser ja nichts zu wissen. Metzler seufzte. Eine lange, beschwerliche Reise stand ihm bevor. Und er war wirklich nicht mehr der Jüngste. Doch es half nichts. Was tat man nicht alles im Dienste der heiligen Mutter Kirche.
So waren die ersten Fäden für die Nachfolge von Magdalena von Hausen schon geknüpft, als das Schreiben mit dem Befehl Ferdinands von Habsburg in Seggingen eintraf. Melchior von Hegenzer hatte einen nicht unerheblichen Einfluss auf dessen Inhalt genommen. Besonders, was die Schärfe der Verfahrensweise betraf. Er kannte die Beliebtheit Magdalenas in Seggingen nur zu gut. Er wollte sicher sein, sie auf jeden Fall aus dem Weg zu haben. Deshalb hatte er Ferdinand von Habsburg davon überzeugt, dass es unumgänglich war, hier ein Exempel zu statuieren. Schließlich ging es um die Sicherheit und den Frieden des Reiches. Man konnte doch nicht einerseits eine Stadt wie Konstanz mit der Reichsacht belegen und ein Heer mobilisieren, um die sturen Protestanten dort zu beugen, und andererseits eine Frau wie Magdalena von Hausen, eine Adlige und Reichsfürstin, ungestraft mit ihrem Übertritt zu den Reformierten davonkommen lassen. Das hätte unabsehbare Folgen. All die anderen heimlichen Ketzer und Rebellen in dieser Region würden wieder ihre Köpfe erheben, nachdem vor so vielen Jahren der Bauernaufstand erfolgreich niedergeschlagen worden war. Es handelte sich hierbei um eine Frage des Überlebens, der Sicherheit der Vorlande. Auch angesichts der Begehrlichkeiten und heimlichen Verbindungen zu den Eidgenossen. Es musste hart durchgegriffen werden, im Interesse des ganzen vorderösterreichischen Reichs und für das Wohlergehen der Vertreterin der echten Lehre, der heiligen Kirche.
Ferdinand hatte sich überzeugen lassen. Mehr noch, er war von der staatsmännischen Weitsicht des Melchior Hegenzer beeindruckt. Wobei der Präsident der Reichsregierung ihm natürlich noch nicht mitgeteilt hatte, dass er hoffte, seine Schwester als Nachfolgerin für Magdalena von Hausen einsetzen zu können. Im Übrigen hatten sich der Hegenzer und Bischof Metzler darauf geeinigt, diese Art der Argumentation auch dem Papst vorzutragen. Allerdings unter anderen Vorzeichen. Metzler würde den Heiligen Stuhl davon zu überzeugen suchen, dass es nur von Vorteil sein konnte, sich eine Familie noch weiter zu verpflichten, die der Kirche über drei Generationen hinweg so gute Dienste geleistet hatte. Und Agatha Hegenzer würde für die Festigung des rechten Glaubens in diesen so wichtigen Vorlanden, diesem Bollwerk am Rhein, gegen die Heere der Reformation schon Sorge tragen.
Um die Sache der Magdalena von Hausen stand es schlecht.
11
S eit es Magdalena von Hausen besser ging, blieb Katharina nicht mehr jede Nacht bei ihr. Die Fürstin schlief inzwischen wieder ruhiger und wurde nicht mehr von Albträumen verfolgt. Im Gegensatz zu Katharina. So manche
Weitere Kostenlose Bücher