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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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zu einer Hörigen die ganze Familie in Verruf bringen. So wandte er sich an einen
    Lasst uns jedoch niemals vergessen: So viel die Menschen auch denken mögen, am Ende sind es doch die Wege des Herrn, die unser Schicksal lenken. Wahrlich, der Wille des Allmächtigen ist voller Wunder.
     
    Gottes Segen für euch alle.
    Magdalena, Freiin von Hausen

16
    D em Himmel sei Dank, es hatte endlich aufgehört zu reg- nen. Seit zwei Tagen waren sie nun unterwegs in Richtung Rorschach, der ehrenwerte Tuchhändler Johannes Brutschin und seine Ehefrau Ursula, um im Auftrage des großen Handelshauses Fugger neue Geschäftskontakte zu knüpfen und alte mit den Konstanzer Handelshäusern Gall und Tritt zu pflegen. So stand es zumindest in den Papieren. Thomas Leimer wusste nicht, wie Dorothea es geschafft hatte, an diese Unterlagen zu kommen. Aber schon der Name Fugger sorgte dafür, dass sie unbehelligt blieben. Schließlich hatte dieses Handelshaus mit seinem Geld Kaiser Karl V. den Thron gekauft. Fugger — das war ein Name, der Respekt einflößte.
    Missmutig schaute Thomas Leimer an sich hinunter. Sein Fuchswallach war mit Schlamm bespritzt, sein derber Wollumhang auch. Das würde keinen guten Eindruck machen, wenn er bei Jakob Murgel vorsprach. Dabei war der gute Eindruck wichtig, sehr wichtig. Besonders wenn er einen Mann wie den Konstanzer Domherrn überreden wollte, ihm einen Gefallen zu tun. Bevor er nach Italien ging, brauchte er dringend ein Empfehlungsschreiben, das ihm die Tür zur Rückkehr in die warmen Arme von Mutter Kirche öffnete. Murgel war der Einzige, der ihm jetzt noch helfen würde. Vielleicht. Er kannte den Domherrn nicht, hatte aber von dessen Skrupellosigkeit schon Freund des Hans Ulrich, meinen geliebten Bruder Veit Sixtus von Hausen, um Rat.
    Auch Veit war damals in einer schier aussichtslosen Lage. Unsere Eltern waren tot, von unserem Familienvermögen war nur wenig übrig geblieben. Mein Bruder wollte in den Dienst der Kirche treten und Genoveva und mir den Eintritt ins Stift Seggingen ermöglichen. Doch unser Vermögen reichte nicht aus. So wurde die Not der Wieladinger durch deine Geburt zu unserer Rettung. Die Familie gab uns die notwendigen Summen für unser eigenes Weiterkommen und dazu ein gutes Auskommen für deine Erziehung. Auf diese Weise warst du weit weg und dein Großvater sicher, dass sein Sohn Hans Ulrich niemals von deiner Existenz erfahren und dich womöglich sogar als sein Kind anerkennen könnte.
    Ich versprach dafür, dich zu einem gottgefälligen, jungen Mädchen zu erziehen und dich später einem guten Mann zum Weibe zu geben. Außerdem gelobte ich, für den Rest meines Lebens über deine Herkunft zu schweigen.
    Das alles wurde geregelt, noch bevor du geboren wurdest. Nele stand deiner Mutter bei der Niederkunft bei und brachte dich dann sofort zu mir.
    So kommt es, dass die Familie von Hausen dir viel verdankt, Katharina. Es ist also keineswegs so, dass ich dir eine uneigennützige Wohltäterin und Gönnerin war. Doch du magst mir glauben, die Jahre, in denen ich dich aufwachsen sah, das Aufwallen des Wieladinger Blutes in deinem wilden Herzen erlebte und versuchte, dich zu Sanftmut und Demut zu bekehren, das waren auch Jahre, in denen ich dich immer mehr lieb gewann. Das hat sich nie geändert, denn in gewissem Sinne sind du und die deinen zu meiner Familie geworden; auch wenn ich erst vierzehn war, als ich deine Ziehmutter und Freundin und Nele deine Großmutter wurde. Viel mehr als uns steht dir dein Platz in diesem Stift und eine Heimat in diesem lieblichen Tal des Rheinstromes zu. Ist mit dir doch ein altes Geschlecht in diese Gegend zurückgekehrt, das trotz seiner Wildheit auch viel Gutes bewirkt hat. einiges gehört. Irgendwie musste er Murgel davon überzeugen, ihm ein Empfehlungsschreiben für die Kurie auszustellen. Ohne Beziehungen lief nichts in Rom ... Nun, er hatte noch immer bekommen, was er wollte.
    Eines war jedenfalls sicher. Er konnte auf keinen Fall in der Gegend bleiben. Sowohl in den habsburgischen Vorlanden als auch bei den Eidgenossen hatte er es sich mit allen seinen Gönnern inzwischen verscherzt. In Italien kannte ihn niemand. Das Wissen über seine Vergangenheit würde den Weg nur schwerlich über die Alpen ins weit entfernte Italien finden. Leimer nickte zufrieden.
    Murgel war ehrgeizig. Und noch nicht lange zurückgekehrt in diese Stadt Konstanz, die das Domkapitel vor über 20 Jahren unter so schmählichen Bedingungen hatte verlassen müssen.

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