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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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um weltpolitische Krisen.
    Varis starrte ihn konsterniert an.
    »Nur ein Witz«, sagte Korhonen. »Ich weiß, wo Kosovo liegt und dass Russland Serbien unterstützt hat. Aber über Diplomatie schweige ich.«
    Varis ließ ein unsicheres Lächeln aufblitzen, eine Drittelsekunde lang.
    »Jedenfalls trifft sich Medwedjew hier mit unserer kompletten Spitzengarde, und allem Anschein nach kommt er mit großem Gefolge.« Varis erhob sich, tigerte auf und ab, blieb dann stehen und stützte sich auf den Tisch. »Die Vorbereitungen haben gerade erst begonnen und sind psst-psst-geheim.«
    Aha, die brauchen mich für irgendeine Observation oder als Bewacher, vielleicht soll ich mit einem Knopf im Ohr in der Finlandia-Halle umherlaufen, dachte Korhonen erleichtert. Er sprach immerhin ein wenig Russisch, das hatte nicht jeder Polizist zu bieten.
    »Deine Russischkenntnisse sind natürlich ein Extrabonus. Durch unsere geheimdienstliche Zusammenarbeit haben wir den Hinweis erhalten, dass eventuell jemand versuchen wird, dieses Gipfeltreffen zu stören«, enthüllte Varis.
    Eine Demonstration der Finnlandrussen, vermutete Korhonen. Oder eine Busladung Aktivisten der Putin-Jugend, die sich spontan entschlossen haben, auf das schwere Los der Russen in den Nachbarstaaten hinzuweisen.
    »Und damit meine ich keine Transparentschwenker, sondern einen möglichen Terrorangriff, einen Anschlag. Auf ein hochrangiges Objekt, aber wir wissen nicht, auf wen«, fasste Varis die Sachlage zusammen.
    Das geht nun allerdings an meiner Kernkompetenz vorbei, dachte Korhonen. Bei der Supo haben sie genug Russlandexperten. Er wollte es gerade laut aussprechen, ihm lag bereits ein Witz auf der Zunge, doch Varis kam ihm zuvor.
    »Und unsere Quellen berichten, dass dein Kontaktmann Viktor Kärppä möglicherweise etwas über die Sache weiß.Er hat sich mit verdächtigen Elementen getroffen und sogar eine dieser Personen nach Finnland gebracht.«
    Korhonen war so überrascht, dass er beinahe seine Beerenschachtel hätte fallen lassen. Er vergaß seine Witze, wiederholte, was er gehört hatte, und nickte, er habe verstanden.
    »Sind noch Erdbeeren übrig?«, fragte Varis und wirkte zufrieden.

13
    Ich saß in meinem Büro in der Halle, als Matti Kiuru klopfte und auch gleich hereinstürmte.
    »Na, Herr Rekrut«, grüßte ich ihn. Ich hatte Antti Kiurus jüngeren Sohn bei vielen Jobs hinzugezogen und plante, ihn zu meiner rechten Hand zu machen. Momentan war er bei der Armee.
    »Auf Urlaub«, sagte Matti und setzte sich aufs Sofa, spielte mit seinen Händen. Ich arbeitete weiter, denn Matti saß oft lange schweigend da.
    »Bist du in Eile?«, fragte er überraschend. »Ich brauch ein bisschen Hilfe. Einen Kumpel. Die Situation ist so, dass ich allein vielleicht nicht zurechtkomme.«
    Ich war ein wenig verwundert, denn normalerweise bat nicht Matti mich um Unterstützung, sondern ich ihn. Ich sagte, so eilig hätte ich es nicht, und schaltete den Computer aus.
    Wir fuhren in Mattis kleinem schwarzen Audi, dessen Kofferraum zur Hälfte mit Verstärkern und Basslautsprechern gefüllt war. Das Stampfen der Musik brachte den Herzschlag beinahe aus dem Takt. Matti fuhr nach Malmi und parkte unter der Bahnüberführung.
    »Hast du eine Waffe bei dir?«, überraschte er mich schon wieder.
    »Nee, zufällig habe ich keine dabei.«
    Ich wunderte mich immer mehr.
    »Nimm die.« Er holte eine Walther unter dem Sitz hervor.
    »Was liegt denn eigentlich an?«, bremste ich ihn.
    »Ein Typ schuldet mir Geld. Fünf Riesen. Wir erinnern ihn ans Zahlen. Keine Ballerei. Die Dinger nehmen wir nur vorsichtshalber mit, zur Abschreckung«, erklärte Matti. Er berichtete, der Bursche sitze im Nachtclub im Nebenhaus. Das wisse er genau, und die Klitsche habe auch schon geöffnet, obwohl erst Nachmittag war.
    Eine Geldeintreibung schmeckte mir nicht recht. Ich wusste aber, dass es für Matti besser war, die Sache mit mir durchzuziehen als mit einem seiner nervenschwachen Freunde.
    Das Lokal hatte die gedämpfte Melancholie einer Straße im Schneeregen. Die Fenster waren mit irgendetwas Schwarzem verklebt, und das Licht der Lampen fiel demütig auf die Knie. Der Teppichboden erinnerte an die Zeit, als in Kneipen noch geraucht werden durfte. Unter den penetranten Nikotingeruch mischte sich der Schweiß mitternächtlicher Stunden und der säuerliche Gestank von verschüttetem Bier.
    An der Theke und an ein paar Tischen hockten Männer, bei denen sich nicht einschätzen ließ, ob sie

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