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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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unbehelligt blamieren.«
    »Aber das ist doch kein schlechtes Ergebnis.«
    »Ja, ja. Ich wollte es bloß mal versuchen. Und eine eigene Serie für Fünfzigjährige gab’s nicht. Da dürfte ich jetzt gerade rein. Oder müsste. Aber vom Springen wird man auch bloß traurig. Im Alter schwindet die Spannkraft. Ich hätte mich aufs Hammerwerfen oder Kugelstoßen verlegen sollen, da sackt das Niveau nicht ganz so ab und man fühlt sich nicht so elend.«
    Korhonen kramte Zigarettenschachtel und Streichhölzer aus der Tasche seiner Trainingshose und zündete sich eine Kippe an.
    »Gehen wir ein bisschen zur Seite. Sonst flennt bald einer von diesen Aerobickern, dass seine Lunge sich verengt und ihn irgendwelche teuflischen Partikel in der Kehle kratzen. Dieselben Meckerfritzen rufen die Polizei, wenn irgendwer das Verbrechen begeht, im Saunaofen Abfall zu verbrennen.«
    Ich meinte zustimmend, durch Rauchen die Luft zu verpesten stehe in einem gewissen Widerspruch zu sportlicher Betätigung. Insofern sei es verständlich, wenn sich jemand beschwerte. Korhonen trat die Zigarette aus und schnaubte verdrossen.
    »Lass deine Gesundheitstipps mal beiseite. Dafür geb ich dir einen kleinen Tipp für dein Wohlergehen«, sagte er leise und blickte sich absichernd um. »Ich dürfte dir gar nichts davon erzählen. Aber ich glaube, dass du guten Glaubens dabei bist, bona fide, wie man so sagt, und damit ist nicht das Parkettöl gemeint. Guck den Rest im idiomatischen Wörterbuch nach.«
    »Was?«
    Ich begriff ganz und gar nicht, was Korhonen mir erzählte. Zwischen uns war nach und nach ein Abkommen über Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe entstanden. Korhonen fragte mich gelegentlich nach Informationen über Drogenhändler oder Zuhälter und warnte mich im Gegenzug, wenn meine grauen Geschäfte nach Ansicht der Behörden zu dunkel zu werden drohten. Aber so ernst hatte ich ihn lange nicht erlebt. Wenn überhaupt jemals.
    »Die Supo beobachtet dich. Und mich haben sie auch eingespannt. Du bist in irgendeine fast terroristische Sache verwickelt. Hör zu, der bloße Verdacht reicht den Typen von der Supo, um dir das Fell abzuziehen. Das ist die reinste Inquisition. Schmeißen wir den Kerl ins Wasser, und wenn er oben bleibt, ist er bestimmt ein feindlicher Agent. Wenn er ertrinkt, na hoppla, dann war er wohl doch unschuldig«, quasselte Korhonen, doch sein Gesicht blieb ernst.
    Misstrauisch sah er zu einem Mann hinüber, der seinen Hund ausführte und in Hörweite stehen blieb. »Mehr kann ich nicht sagen. Pass gut auf, wohin du deine Pfoten steckst, Wieselsohn«, flüsterte er und lief in Richtung Malmi. Nach Hause, wusste ich.
    Und ich wusste auch, dass diese Sache irgendwie mit Wronskij und Koljukows Projekten und den jüdischen Geschäftsleuten zu tun hatte. Dessen war ich mir sicher.
    Ich war in Afghanistan, obwohl ich mir sagte, dass ich ja gar nicht dorthin geraten war. Das nicht, aber du hattest solche Angst davor, dass es wahr geworden ist, erklärte jemand im Traum. Oder ich begriff es einfach, ohne Worte.
    Ich trug eine hellbraune Uniform, unter der Jacke ein blau-weiß gestreiftes Unterhemd und auf dem Kopf einen Steppenhut.Wir marschierten im Gänsemarsch auf einem Pfad, der sich an einem Berg hochschlängelte. Der Pfad war steinig und zu beiden Seiten von niedrigem Gestrüpp gesäumt. Stellenweise wurde die Bergwand steiler und der Weg so schmal, dass man seitlich an den Fels streifte. Auf der anderen Seite klaffte der Abgrund.
    Ich blickte mich um. Arseni Kasimirow ging hinter mir, hielt sich mit der Hand an meinem Tornister fest. Er lächelte entschuldigend. Auf seiner linken Brusttasche befand sich ein Namensschild. »Wronskij« stand darauf, mit gelben Buchstaben, auf schwarzem Grund.
    »Arseni, versuch doch bitte, es allein zu schaffen. Ich kann dich nicht nach oben schleppen«, sagte ich.
    »Ich hab dich nur vorsichtshalber   … festgehalten. Es sah so aus, als ob du strauchelst«, erklärte Arseni. Bald würde er seine Ausrede selbst für wahr halten.
    Ich kletterte weiter. Der Pfad wurde wieder schmaler, ich passte genau auf, wohin ich meinen Fuß setzte.
    »Und ich heiße Wronskij«, hörte ich ein Flüstern, dann spürte ich einen Stoß im Rücken, so heftig, dass mein Kopf zurückflog und der Lauf des Sturmgewehrs, das mir vor der Brust hing, gegen mein Kinn stieß.
    Ich fiel langsam, mit gestrecktem Körper. Die vor mir gingen, drehten sich um, rissen entsetzt den Mund auf. Ich sah Julija und Marja und die

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