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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Ruuskanen.
    Ich erklärte, mich nicht brennend für seine Diät oder das Duell zwischen gutem und schlechtem Cholesterin zu interessieren. Ich hätte ihm nur zu verstehen geben wollen, dass er möglichst locker wirken sollte, wenn er den Wagen holte, unddass es nicht schaden würde, unterwegs irgendwo anzuhalten. Beim Kiosk oder sonst wo.
    Ruuskanen versprach, zehn Minuten zu brauchen.
    Wir warteten in der Wohnung und gingen dann nach unten.
    Nach exakt zehn Minuten fuhr dröhnend ein Auto vor. Es sah alt aus, war leicht gerundet, doch das ursprüngliche Äußere war unter den verbreiterten Kotflügeln und breiten Aluminiumfelgen nur zu erahnen. Die Grundfarbe des Wagens war weiß, aber er hatte auffällige blaue Streifen und an den Seiten Quadrate für die Startnummer.
    Wir zwängten uns hinein. Wronskij, Bekari und Julija saßen hinten fast aufeinander, denn die Überrollbügel verkleinerten den Innenraum. Ich ließ mich auf dem schüsselförmigen Beifahrersitz nieder und legte den Vierpunktsicherheitsgurt an.
    »Hübsch unauffällig, die Karre«, wandte ich mich an Ruuskanen.
    »Ein RS Escort, Baujahr 1978. Und zwar kein normales Zweilitermodell. Aus England hab ich den Motorblock von einem Rennwagen gekriegt, und in Joensuu haben sie mir dann den Rest des Motors gebaut. Zwei oben liegende Nockenwellen, zwei Doppelwebervergaser und Tuningfilter. Kein leidiger Luftmangel. Bei Historic-Rallyes ist der unschlagbar. 240 Pferdchen unter der Haube, weißt du? Der dreht in allen Gängen voll auf, sogar auf Asphalt«, pries Ruuskanen seine Kutsche.
    Ich erkundigte mich, wie der alte, getunte Wagen sich mit dem Image von Öko-Auto-Ruuskanen vertrug. Der Autohändler beteuerte, bei den Rallyes verbreite er Umweltschutzideologie, verteile kompostierbare Müllsäcke und schließe Vorverträge über Wärmepumpenbestellungen.
    »Für meine Alte musste ich die Wahrheit ein bisschen schönfärben. Ich habe ihr gesagt, ich nehme an Ökorallyes teil. Aber jetzt nix wie weg, sagt die Made im Speck.«
    Schon bevor wir die Ausfallstraße erreichten, hatte Ruuskanen bewiesen, dass die Bodenhaftung beim Beschleunigen zumindest in den drei niedrigsten Gängen versagte. Die drei auf der Rückbank hielten sich an den Vorderlehnen und Überrollbügeln fest, schaukelten aber dennoch wie ein übereifriges Schunkelmusiktrio. Ruuskanen ließ den Wagen in weiten Bögen schlingern und schien das Quietschen der Reifen zu genießen.
    Ich hatte Angst, musste aber gleichzeitig daran denken, dass Julijas Oberschenkel sich jetzt an Bekaris Bein drückte.
    Die Tür des Reihenhauses in Hakunila ging auf, bevor ich den Finger auf den Klingelknopf gelegt hatte.
    »Du liebes Göttchen, kommt herein, tretet naher«, echauffierte sich Oksana Pelkonen, schlug die Hände zusammen, als sei hoher Besuch eingetroffen. »Ich habe Tee gekocht und Piroggen aus dem Gefrierschrank geholt, ich war ja nicht vorbereitet …«
    »Oksanka, meine Gute, du sollst kein großes Dinner richten. Denk dran, was wir am Telefon abgemacht haben«, versuchte ich sie zu bremsen. Ich hatte meine ehemalige Sekretärin angerufen und sie um ein sicheres Quartier für drei Menschen gebeten, die sich ein paar Tage verstecken mussten. Sie solle lieber nicht fragen, weshalb.
    Ich scheuchte die Leute ins Haus und bat auch Ruuskanen herein. Er ging gerade um den Wagen und befühlte die Felgen. »Ich hatte das Gefühl, dass eine der Bremsen klemmt. Aber es ist nichts überhitzt«, erklärte Ruuskanen und begrüßte Oksana wie eine alte Bekannte.
    Ich zog die Tür hinter mir zu.
    »Wo ist Esko?«, fragte ich. Auf dem Wohnzimmertisch war ein Büfett aufgebaut, das für die Bewirtung bei einer mittelgroßen Beerdigung gereicht hätte.
    »Ich habe ihn einkaufen geschickt. Aufschnitt und frisches Brot und Obst. Obwohl jetzt eine schlechte Jahreszeit dafür ist. Ich habe gesagt, bring Erdbeeren, aber guck zu, dass sie gut sind. Ich habe gerade selbst welche gekauft, wässriges Zeug, pfui.« Oksana tat, als spucke sie aus.
    Die Tür ging. Oksanas Mann kam mit zwei schweren Einkaufstüten herein, nickte den Gästen im Wohnzimmer zu und schleppte die Einkäufe in die Küche. Ich bedeutete Oksana, mitzukommen.
    Esko räumte die Lebensmittel in den Kühlschrank, ohne ein Wort. Er war nur wenig größer als Oksana und hatte um die Taille Fett angesetzt. Ich stellte mir vor, wie die beiden zum Nordic Walking aufbrachen, in Freizeitanzügen, die vor einigen Jahren topmodisch gewesen waren. Und nach der Runde

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