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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Tor zur Garnison von Santahamina auf Matti. Die Wächter hielten jeden Wagen an, der durchfahren wollte, und überprüften den Passierschein. Als Mattis Audi neben meinen Citroën rollte, stieg ich um. Matti trug einen Tarnanzug. Auch darüber hatte ich mich schon bei früheren Gelegenheiten gewundert. Die Ausgehuniform hätte doch sauber und repräsentativ sein müssen, scharfe Bügelfalten an der Hose und auf dem Kopf eine Uniformmütze.
    Ich hatte Matti erklärt, dass ich auch am Rücken scharfe Augen brauchte. Und dass es nichts schaden könne, in einem unbekannten Fahrzeug unterwegs zu sein. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sich unter dem Trittbrett oder auf der Innenseite der Stoßstange meines Citroën ein Ortungssender befunden hätte. Die Supo und sogar Korhonen schienen genauestens über meine Bewegungen informiert zu sein.
    »Fahr nach Punavuori.«
    Matti wusste von den beiden Wohnungen, die ich früher über ein paar nur auf dem Papier existierende Strohmänner an den Geschäftsmann Frolow vermietet hatte, als Quartier für seine Freudenmädchen. Der Russe hatte die Wohnungen nebenbei als Drogenumschlagplatz genutzt, und ich hatte mich gezwungen gesehen, das Spiel abzupfeifen, ein wenig zu laut. Jetzt stand die eine Wohnung leer, in der anderen waren einige von Marjas Putzfrauen untergebracht.
    In der Pursimiehenkatu setzte Matti den Wagen geschickt rückwärts in eine kleine Lücke. Ich klingelte, schloss dann aber mit meinem eigenen Schlüssel auf. »Ich bin’s«, rief ich beruhigend.
    Wronskij, Julija und Bekari saßen im Halbdunkel am Küchentisch. Julija hatte ein Wasserglas vor sich stehen.
    Im Wohnzimmer hockte der Autohändler Ruuskanen bequem im Sessel und las »Die Welt der Technik«. Er trug wieder ein enges Marimekko-Hemd, das sich über seinem Bauch spannte, diesmal blau-weiß gestreift, dazu eine gelb-grau karierte Krawatte.
    »Grüß dich, sagt der eine hübsche Junge zum anderen«, begann Ruuskanen. »Hier sitzen wir im Frieden des Herrn. Das Telefon hat nicht geklingelt, und niemand hat an die Tür geklopft. Die Gemeinde sitzt da wie Helen Keller bei der Leseprüfung.«
    »Seid ihr verfolgt worden?«
    »Ich glaube nicht. Ich bin ein paar Umwege gefahren … zuerst nach Ruoholahti, dann kurz nach Lauttasaari und zurück. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen«, erklärte Ruuskanen eifrig. Er hatte sich gefreut, als ich ihn um Hilfe gebeten hatte, und gesagt, er werde die Firmentür sofort schließen und diese logistische Aufgabe diskret und professionell erledigen.
    »Gut. Schreib’s auf die Rechnung«, sagte ich.
    Ruuskanen wirkte noch erfreuter, rechnete sich offenbar aus, dass ich die Einbruchsschäden doppelt ersetzen würde, zusätzlich zu der Entschädigung von der Versicherung.
    »Über die Summe sprechen wir später«, fügte ich hinzu und deutete damit an, dass das Resultat seiner Rechenoperationen nicht unverschämt ausfallen durfte. »Erst mal wechseln wir das Quartier. Diese Wohnung ist nicht unbedingtsicher. Sie wird bald überprüft und womöglich jetzt schon observiert«, erklärte ich und spähte aus dem Küchenfenster auf die Straße. Matti fuhr seinen Audi auf den Innenhof, direkt vor die Hintertür. Ich wartete, bis das Licht im Treppenhaus sich abschaltete, dann gingen Matti und ich zweimal raus und rein und schlugen die Autotüren geräuschvoll zu. Die Abendsonne schien ein wenig schwächer, dennoch war es zu hell. Wenn wir von einer der Wohnungen aus beobachtet wurden, war unser Bluff wertlos. Auf der Straße würde man dagegen nicht unbedingt erkennen können, ob Passagiere im Wagen saßen, denn Matti hatte die Fenster des Audis mit dunklen, spiegelnden Folien beklebt.
    Matti ließ den Motor aufheulen und brauste davon. Ich beobachtete ihn durch die Glastür. Ein blauer Škoda folgte ihm. Er konnte der Polizei gehören, ebenso gut aber auch einem zivilen Freund tschechischer Autos.
    Ich ging zurück in die Wohnung, hütete mich aber, Licht zu machen. Oben sagte ich zu Ruuskanen, er solle seinen Wagen holen, sich dabei aber Zeit lassen. Unterwegs könne er ruhig am Kiosk halten und Zigarillos und die neueste Auto-Bild kaufen.
    »Die hab ich abonniert. Und mit dem Rauchen habe ich schon vor zwei Jahren aufgehört«, verkündete er stolz.
    »Deshalb hast du also zugenommen«, frotzelte ich. Meiner Erinnerung nach war Ruuskanen immer schon rundlich gewesen.
    »Na ja, ein paar Kilo habe ich zugelegt, obwohl ich mich bemüht habe, Sport zu treiben«, gestand

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