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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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den Defibrillator,
deshalb meinte Chon bloß, »schön grün bleiben«, und verzog sich ohne weiteres
Getue.
    Egal, jetzt steht er jedenfalls
am John-Wayne-Airport. Wenn man nach Orange County fliegt, wird einem unmissverständlich
klargemacht, wo man gelandet ist, Pilger. Lass dich nicht von dem hippen
Surferding blenden, du befindest dich im Land der reichen Republikaner, und
besser, du benimmst dich entsprechend, sonst setzen sie den Duke auf dich an.
    Als ob.
    Vor noch nicht allzu
langer Zeit waren die Republikaner Gegenstand der Angst und des Hasses - jetzt
sind sie bloß noch jämmerliche Arschlöcher. Barry ist in den gegnerischen Raum
gedribbelt und hat kurzen Prozess mit ihnen gemacht. (O-BAM-al). Jetzt laufen sie rum wie
weiße Verbindungsstudenten in Bedford-Stuyvesant, die auf harte Macker machen,
um zu beweisen, dass sie keine Angst haben, obwohl ihnen gleichzeitig schon der
Urin aus den Chinohosen in die Ziegeniederschuhe läuft. Obama hat diesen trüben
Tassen so dermaßen eins vor den Bug geknallt, dass sie sich jetzt nur noch
hinter einem fetten Junkie-DJ, einer unverständliches Zeug brabbelnden
Psycho-Tante aus dem hohen Norden und einem Fernsehdeppen verstecken können,
der wie ein Gesundheitsberater auf der Sexualstraftäterstation vom Adre nalin
beflügelt »Lehrreiches« im Stil der fünfziger Jahre verbreitet ...
    Chon hat einen mentalen
Videoclip von diesem Clown im Kopf, wo er in einem Restaurant an einem
Hühnerknochen erstickt und sich auf dem Boden wälzt, während sich die schwarzen
und spanischen Kellner und Hilfskellner gegenseitig ein paar Beine ausreißen,
um sich bloß nicht an die Notrufnummer zu erinnern.
    Natürlich werden die
Demokraten eine völlig abseitige Möglichkeit finden, kurz vor der Torlinie doch
noch abzukacken; das tun sie immer (»Wie war dein Name noch mal, Schätzchen?
Monica?«). In der Zwischenzeit kann Chon es aber kaum abwarten - kann es nicht abwarten -, bis der unvermeidliche
Moment eintritt und sich eine dieser Witzfiguren an einem eingeschalteten
Mikrophon verschluckt und Obama als »Nigger« bezeichnet. Es wird passieren,
jeder weiß, dass es passieren wird, es ist
nur ein Frage der Zeit, und wenn's so weit ist, wird der Ausdruck auf dem
dämlichen Käsegesicht des Betreffenden rasend komisch anzusehen sein, wenn er
nämlich kapiert, dass seine Karriere toter ist als die Kennedys.
     
    POSTHUMER
KARRIEREBERATER Und wie ist ihre Karriere verendet?
     
    GRINSEKOPF Ich
hab Obama einen Nigger genannt
     
    POSTHUMER
KARRIEREBERATER (ungläubige Pause)
    Wow.
     
    In der Zwischenzeit
vertreiben sich die Mitglieder der republikanischen Partei die Zeit mit
anderem Schabernack. Chons persönlicher Favorit ist der Gouverneur von South
Carolina, der in Südamerika fröhlich mit einer chica poppte, während er
angeblich in den Appalachians Wandern war (wahrscheinlich war grad
»Nacktwandertag«).
    Und dann endlos deswegen
rumjammerte.
    Und dann noch so eine
Sache - heutzutage heulen die Republikaner im Fernsehen wie zwölfjährige
Mädchen, die zu irgendeiner Geburtstagsparty nicht eingeladen wurden. (»Schon
okay, Ashley, Brittany ist eh doof - die anderen lieben dich.«)
    Früher haben Republiker
nie geheult.
    Demokraten haben geheult, und Republikaner
haben sich deswegen über sie lustig gemacht.
    So sollte es sein.
    Muss man nur John Wayne
fragen.
    Chon hat die Demokraten
verachtet, weil er sie für heuchlerische Yuppies mit weichen Knien hielt, eine
Partei aus geistigen Klemmschwuchteln, die nicht die Eier hatten, sich zu outen
und zu dem zu stehen, was sie sind. Er verachtet sie immer noch, aber seit dem
Irakkrieg - seit Mr. Wilson Dabbeljuh zurückgepfiffen hat - hasst er vor allem
die Republikaner. Ums kurz zu machen, Chon findet, sie sollten wie tollwütige
Hunde gejagt, erschossen und alle zusammen in eine Grube geschmissen und ihre
faulenden Kadaver mit Kalk zugeschüttet werden, damit sie auf keinen Fall an
Halloween wie Zombies wiederauferstehen.
    Egal...
     
    Sie entdecken Ben an der
Gepäckrückgabe, wo er auf seinen grünen Seesack wartet, als wäre er immer noch
ein Collegejunge, der von einem Schulausflug nach Costa Rica zurückkehrt.
    Er sieht dünn aus, wie
immer, wenn er nach Hause kommt. Seine Haut wirkt auf diese seltsame Dritte-Welt-Art
gleichzeitig braun und weiß - dunkel von der Sonne mit einer Schicht
infektionsbedingter Blässe untendrunter. Was ist es dieses Mal? Anämie?
Hepatitis? Ein Parasit, der sich unter seinem Fußnagel

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