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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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durchgegraben und in den
Blutkreislauf gelangt ist?
    Bilharziose.
    Ben sieht die beiden und
lächelt. Große weiße gerade Zähne.
    In eine andere Generation
hineingeboren, wäre Ben beim Friedenscorps gelandet. Scheiße, Ben wäre
wahrscheinlich Direktor des Friedenscorps geworden, hätte in Hyannis Port mit
Jack und Bobby Touch Football auf dem Rasen gespielt und wäre mit der Jacht
rausgefahren. Braun gebrannt, mit einem Strahlen über beide Ohren. Ein Leben
voller Elan, moralisch wie körperlich.
    Aber das war eine andere
Generation.
    O rennt zu ihm, wirft ihm die Arme um den Hals und schlingt ihre Beine um seine
Hüfte. Das ist kein Problem, sie wiegt ungefähr, naja, gar nichts.
    »Bennnnnnnnnnnn!!!!!!!!!«
    Die anderen Reisenden
drehen sich um und gucken.
    Ben hält sie mit einem
Arm hoch, wirbelt sie einmal herum und streckt Chon die andere Hand entgegen.
    »Hey.«
    »Hey.«
    Seine Tasche kommt übers
Transportband. Chon nimmt sie, hievt sie sich auf die Schulter, und sie gehen
vorbei an einer Statue vom
    Duke ...
    übrigens ...
    Scheiß auf den.
     
    Der Coyote Grill
    Im Süden von Laguna Beach
    Bloß eine Treppe hoch von
Table Rock und dem Haus.
    Sie sitzen draußen auf
der Terrasse. Unter ihnen ein rechteckiges Stück blauer Pazifik, Fischerboote
kreuzen bis kurz vor den Algenwäldern, Catalina liegt fett und faul (eine verwöhnte
Hauskatze) am Rand der Welt.
    Sehr sehr schön.
    Die Sonne scheint, und es
riecht nach frischer Salsa. Das ist Bens Lieblingsladen, wenn er daheim ist.
Seine Kneipe.
    Aber heute isst er nicht
viel, schiebt das Essen auf dem Teller hin und her, knabbert lustlos an einer
Tortilla, und Chon denkt, dass er wahrscheinlich was am Magen hat. Rumpeln im
Bauch, und ständig rennt er aufs Klo. Er muss Nachschub an Zeitschriften
besorgen, weil Ben viel Gelegenheit zum Lesen haben wird.
    Chon hat einen Burger
bestellt. Er hasst mexikanisches Essen. Seiner Meinung nach sind alle
mexikanischen Gerichte das Gleiche, in jeweils was anderes gewickelt.
    O frisst wie ein Pferd.
    Riesenteller mit Nachos und
Huhn, Fischtacos mit Yellowtail, Reis und schwarze Bohnen. Ben zuhause zu haben
verstärkt ihren ohnehin unstillbaren Appetit (jetzt hat sie ihre beiden Männer
um sich). Es ist fast schon widerlich, ihr zuzusehen, wie sie sich das Essen
in die Luke schaufelt. Paku würde durch die Ohren verbluten, könnte sie das
sehen.
    Was Os Heißhunger nur
steigern würde.
    Ben bestellt zwei Eistee,
aber Chon erklärt ihm, dass klare Flüssigkeiten besser sind. Bei Flatterschiss
nur Flüssigkeiten trinken, durch die man durchgucken kann. Ben nimmt eine
Limonade, kaut aber bloß auf dem Eis rum.
    »Wo warst du?«, fragt O mit
vollem Mund.
    »Überall«, erwidert Ben.
»Zuerst in Myanmar.«
    »Myan...?«
    »...mar«, sagt Ben. »Das
hieß früher Burma. Wenn du Richtung Thailand fährst, aber vorher links
abbiegst. Zum Schluss war ich im Kongo.«
    »Was war im Kongo?«,
fragt Chon.
    Ben guckt ihn mit seinem Apocalypse-Now-Blick an. Brando, bevor die Kacke zu dampfen
beginnt. Das Grauen hat ein Gesicht.
     
    Zuhause.
    Willkommen zuhause.
    Ben geht in das große
Wohnzimmer und fängt sofort an, alles zu prüfen, macht Inventur um
festzustellen, welchen Wodka- und Speedbedingten Schaden Chon angerichtet hat.
    Aber
es sieht gut aus. Tadellos.
    »Du
hast eine Putzfrau kommen lassen«, sagt Ben. »Eine von Pakus analfixierten«,
sagt O.
    »Sieht
gut aus«, sagt Ben.
    »Danke.«
    Pakus Putzfrauen lassen
sich generell in zwei Kategorien unterteilen - die einen erleiden einen
Nervenzusammenbruch und kündigen, klauen aber auf dem Weg nach draußen noch
schnell irgendeinen Wertgegenstand; die zweite Sorte leidet unter
Zwangsneurosen und will auf Teufel komm raus Pakus unerreichbaren Ansprüchen
genügen. O hat eine Vertreterin
letzterer Kategorie hergebracht und Bens Hütte von ihr sterilisieren lassen.
    Jetzt sitzen sie auf dem
Sofa und zünden sich einen an. Gucken raus aufs Meer. Gucken und gucken ...
    Chon
sagt, er geht trainieren.
    Das bedeutet, er wird
sehr lange schwimmen, mindestens ein paar Meilen, dazu kommt noch der Marsch
zurück. Er verlässt das Zimmer, kommt in Badehose wieder und sagt:
    »Bis
später.«
    Sie sehen ihn runter zum
Strand gehen und ins Wasser springen.
    Mit
den Zehen vorfühlen ist nichts für Chon.
     
    Für O auch
nicht.
    »Wie lange«, fragt sie
Ben, »hast du keine Frau mehr gehabt?«
    »Ein
paar Monate.«
    »Viel zu lang.«
    Sie kniet vor ihm, zieht
seinen Reißverschluss auf und leckt

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