Zeit des Zorn
dir deine Ziele selbst, bestimmst dein Budget, setzt dein Gehalt
fest, ist alles cool. Du holst dir einfach,
was du brauchst, vom Mutterschiff und machst dein eigenes Ding.
Diese einfache
Philosophie, gepaart mit der Sorgfalt, die er dem Anbau seines 1a-Produkts
angedeihen lässt, hat Ben zu einem sehr reichen jungen Mann gemacht.
Dem König des Hydro-Gras.
Dem King of Cool.
Natürlich gibt es auch
Kritiker - zu denen Ben selbst gehört -, die behaupten, Ben kann nur Ben sein,
weil Chon Chon ist.
Ben steht zu seiner
Scheinheiligkeit (griechisch: Hypokrisie).
(Er ist sich seiner
Fehler absolut bewusst und sieht sie sehr genau. Vgl.: Ben, Eltern von.)
Er und Chon haben ein
Wort dafür:
»Hydrokrisie.«
Die Hydrokrisie liegt auf
der Hand - Ben macht auf gewaltfrei und ehrlich in einer gewalttätigen und
unehrlichen Branche.
»Aber
so muss das nicht sein«, behauptet Ben. »Aber so ist es«, hält Chon dagegen.
»Aber es sollte nicht so sein.“
»Okay,
und jetzt?«
Na gut, bislang hat Ben
Gewalt und Unehrlichkeit zu 99 Prozent aus seinen Geschäften herausgehalten,
und das eine Prozent ist...
Chons Sache.
Ben
muss nicht wissen, was Ben nicht wissen muss. »Du bist die amerikanische
Öffentlichkeit«, erklärt ihm Chon.
Und damit hat Chon mehr
als genug Erfahrung.
Im Irak und in Afghanistan
sterben Menschen, aber in die Schlagzeilen kommt Anna Nicole Smith.
Wer?
Eben.
Am Flughafen sieht Ben CNN.
Auf
dem Weg nach Hause aus dem Bongo Kongo. Etymologie:
Der
Kongo, der Fluss, fließt da durch, früher hieß das Land Belgisch-Kongo, und
außerdem tobt dort der Wahnsinn.
Auch bekannt als Demokratische
Republik Kongo.
Was
hat Ben, der Baddhist, da gemacht?
Psychotherapeutische
Kliniken für Vergewaltigungsopfer finanziert.
Traumatisierte Frauen,
vielfach vergewaltigt und häufig auch verstümmelt - zuerst von Rebellen, dann
von Soldaten, die sie vor den Rebellen schützen sollten. Green is Good stellt
also Schecks für Kliniken und Therapiezentren aus, für Schwangerschaftstests
und die Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten und ...
-
das muss man sich mal reinziehen -
...
für Lehrkräfte, die Workshops mit Soldaten abhalten und ihnen beibringen, dass
Vergewaltigen und Verstümmeln ... falsch ist.
Ben erhebt sich von dem
Plastikstuhl und begibt sich auf den Keramiksitz der Herrentoilette, weil er
sich in Zaire nicht nur einen Dritte-Welt-Herzschmerz eingefangen hat, und er
hofft, dass es nicht (schon wieder) die Ruhr ist.
Wie Luther sitzt er auf
der Schüssel und überdenkt seine eigene Theologie, weil...
... er als Baddhist zwar
weiß, dass Männer, die Frauen vergewaltigen und zerschnippeln, dringend
umerzogen werden müssen, damit sie so etwas nicht mehr machen, aber gleichzeitig
den Verdacht hegt, dass es doch viel effektiver wäre, wenn man ...
...
die Arschlöcher erschießen würde.
Er weiß (selbstreflexiv,
wie er nun mal ist), dass das so einfach nicht ist.
Vielleicht hat er's auch
bloß satt und ist müde, wobei er heutzutage alles
satt
hat
und
ständig
müde ist. Er ist
Gelangweilt
Deprimiert
Antriebslos.
Planlos, vielleicht weil ... ... man einen Brunnen im Sudan bauen kann und ...
die Dschandschawid trotzdem kommen und alle erschießen
... man Moskitonetze
kaufen kann und die kleinen Jungen, die man rettet, groß werden ... und Frauen
vergewaltigen
... man die
Baumwollindustrie in Myanmar aufbauen kann und
... sich die Armee die
Fabriken unter den Nagel reißt und die Frauen versklavt und
Ben hat allmählich Angst,
dass er sich Chons Ansichten von der menschlichen Spezies zu eigen macht
Nämlich die, dass
Menschen im Prinzip
scheiße sind.
Und jetzt das
Denkt Ben, während er in
die Erste-Klasse-Lounge zurückkehrt und sich einen Kräutertee holt.
Das BC schickt Videos von
Greueltaten als Business Tool in der bislang (relativ) friedlichen
Marihuana-Branche rum.
Nett.
Was kommt jetzt ?
Da will er nicht mal
drüber nachdenken.
Okay, musst du aber, sagt
er sich, weil du drauf reagieren musst. Chon schwebt eine Antwort vor (eine
handgreifliche), aber in Wirklichkeit werden sie das Baja-Kartell auf keinen
Fall mit Waffengewalt in die Knie zwingen können. Und selbst wenn sie's könnten,
ist Ben nicht sicher, ob er das will.
Ben ist sich gerade bei
gar nichts sicher.
Sein Flug wird angesagt.
Nachdem
Paku O mit Rausschmiss und/oder Sperrung ihrer
Platin-Karte gedroht hat, hat sie sich schließlich bereit erklärt,
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