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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ein
Geisteszustand, und er ist eine gewisse mentale Beweglichkeit in Bezug auf
nationale Grenzen gewohnt, wie schon bei der vermeintlichen Unterscheidung
zwischen Afghanistan und Pakistan. Für ihn waren das beides Stans, und wenn
sich die Taliban nichts draus machten, dann war ihm das auf jeden Fall auch
scheißegal. Außerdem die Grenze zwischen Syrien und dem Irak, die ein bisschen
nebulös war (gutes Wort, nebulös), bis ein
paar Leute in Syrien ins Jenseits befördert wurden.
    Auch Ben ist klar, dass
Grenzen ein Geisteszustand sind.
    Es gibt mentale Grenzen
und es gibt moralische Grenzen, wenn man Erstere überschreitet, kann man
vielleicht noch mal eine Rückfahrkarte lösen, aber wenn man Letztere überquert,
gibt es kein Zurück. Das Ticket verfällt.
    Geh und frag Alex.
    »Tu's nicht«, sagt Chon.
    »Tu was nicht?«
    »Verschwende keine
Energie mit Schuldgefühlen wegen dieser Typen«, sagt Chon. »Auch nicht wegen
Alex oder sonst einem von denen.«
    Darf ich dich daran
erinnern, dass das die Jungs sind, die ... ... Leute geköpft ... Teenager
gefoltert und
    ... O gekidnappt haben? »Du meinst, die haben's verdient?«, fragt Ben. »Ja.«
    Immer
schön einfach. » Kollektivhaftung.«
    »Du
musst nicht allem ein Etikett aufkleben, B«, sagt Chon. Die Welt ist kein
moralischer Supermarkt. Bitte eine Putzkraft in die Fleischabteilung.
     
    Chon hat sich viel mit
Geschichte beschäftigt.
    Die Römer entsandten ihre
Legionen bis weit an die Ränder ihres Reichs, um die Barbaren zu töten. Das
haben sie hunderte von Jahren gemacht, aber dann damit aufgehört. Weil sie sich
ablenken ließen, sie haben gevögelt, gesoffen und sich vollgefressen. Sie hatten
so viel damit zu tun, sich um die Macht zu streiten, dass sie vergaßen, wer sie
sind, ihre Kultur vergaßen und vergaßen, sie zu verteidigen.
    Dann
kamen die Barbaren zum Zug.
    Und
es war vorbei.
    »Jetzt rechnen wir ab«,
sagt er zu Ben, »wir holen O da raus und machen, dass wir
verschwinden.« Es ist vorbei.
     
    Elena hört nichts, nur
das laute unaufhörliche Pochen in ihren Ohren, im ersten Moment wusste sie gar
nicht, was los war, kapierte erst, dass es eine Bombe war, als sie aus dem
Wagenfenster blickte und einen Mann sah, einen von ihren Männern, der sich an den
zerfetzten Arm fasste, und dann beschleunigte der Wagen, raste durch die
Straßen von Rio Colonia in Tijuana, überfuhr Ampeln
und rauschte dann durchs Tor, das offen stand, sich aber direkt hinter ihr
schloss, und dann machte einer der sicarios die Wagentür auf, zog sie
raus und brachte sie ins Haus, und erst einige Minuten später, eine ganze
Handvoll Minuten später, begriff sie, dass man versucht hatte, sie zu töten.
    »Die Kinder!«, schreit
sie, als sie ins Haus kommt.
    Ihr neuer
Sicherheitschef, Beitran, antwortet: »Denen geht's gut. Wir haben uns
vergewissert. Wir haben sie.«
    Gott seit Dank, Gott sei
Dank, Gott sei Dank, denkt Elena. Sie fragt: » Magda ?«
    »Wir haben sie im Blick.
Ihr geht's gut.«
    Sie sitzt in einem
Starbucks in der Nähe des Campus am Laptop, schreibt anscheinend ein Referat. Lado hat
zwei Männer auf der gegenüberliegenden Straßenseite platziert.
    »Ich will mit ihr
sprechen.«
    »Sie weiß nichts von ...«
    »Hol sie mir ans Handy.«
    Wenige Augenblicke später
hört sie Magdas leicht irritierte Stimme:
»Hallo, Mama.«
    »Hallo, Schatz. Ich
wollte nur mal deine Stimme hören.«
    Magda lässt kurz Stille entstehen, um ihre Mutter wissen zu lassen, dass sie gerade
aus blödsinnigen und sentimentalen Muttermotiven bei was richtig Wichtigem stört, und
sagt: »Na ja, jetzt hörst du sie ja, Mama.«
    »Geht's dir gut?«
    »Hab viel zu tun.«
    Was heißt, dass es ihr
gutgeht.
    »Dann stör ich dich nicht
länger«, sagt Elena mit vor Erleichterung zittriger Stimme.
    »Ich ruf dich am
Wochenende an.«
    »Ich freu mich drauf.«
Elena holt Luft.
    »In ein paar Minuten hab
ich mich wieder beruhigt«, erklärt sie ihren Männern.
    Es ist albern, aber was
sie jetzt wirklich will, ist ein Bad, und sie ruft Carmelita, damit
sie alles vorbereitet, aber die Männer wollen Carmelita und
auch sonst niemanden hoch in den ersten Stock lassen, deshalb lässt sie es sich
genervt selbst ein.
    Das heiße Wasser fühlt
sich gut an auf ihrer Haut, sie spürt, wie sich die Muskulatur im Kreuz
allmählich entkrampft, ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie verspannt sie
war. Sie setzt sich, um heißes Wasser nachlaufen zu lassen, und merkt, dass
sie es jetzt laufen hört, was vorher

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